Hallo Herr Dr. Posth,
endlich habe ich es geschafft, Ihr tolles Buch zu lesen, aber das nur nebenbei. Mein Problem ist, dass mein Sohn ( 21 Monate alt) eine mittlerweile ausgeprägte Kinderarzt-Phobie hat. Schon seit einiger Zeit fängt er beim Kinderarzt schon im Treppenhaus an, ganz schrecklich zu weinen und zu schreien und tut dies so lange, bis wir die Praxis wieder verlassen haben. Seit kurzem kann ich mit ihm zusammen überhaupt keinen Raum mehr betreten, der ihn im entferntesten an die Kinderarzt-Praxis erinnert (z.B. keine Post-Filiale wegen dem Schalter, der ihn offensichtlich an die Empfangstheke erinnert usw.) und wenn wir bei jemandem zu Besuch sind und jemand Unbekanntes (der womöglich noch weiß angezogen ist) den Raum betritt, weint er herzzerreißend und lässt sich nur wieder beruhigen, wenn die Person oder er selbst den Raum verlässt! Wie sollen wir damit umgehen? Vielen lieben Dank im Voraus!
Mitglied inaktiv - 04.05.2009, 18:13
Antwort auf:
Angst / Furcht vor dem Kinderarzt
Stichwort: Angst vor dem Kinderarzt
Hallo, dazu steht natürlich in meinem Buch nichts drin. Der KiA/KiÄ hat beim Großziehen eines Kindes eigentlich eine etwas undankbare Rolle. Er muss dem Kind viel Ungemach zufügen, um seine Diagnosen machen zu können, er muss in viel zu kurzer Zeit die natürliche Distanzschwelle überschreiten, und er muss Schmerzen zufügen um zu helfen, wie z.B. beim Impfen. Schließlich weiß er noch nicht einmal, ob er dem Kind überhaupt sympathisch ist und zu guter Letzt muss er auch noch der Mutter sympathisch sein, die vielleicht andere Meinungen vertritt oder wie ein Glucke über ihrem Kind hockt. Eigentlich ist der KiA/KiÄ ein Künstler im Sinne eines Unterhalters. Ohne pädagogisches Geschick hat er im Grunde schon verloren. Da ist dann ganz natürlich, dass das Kind Angst vor seinem Arzt hat.
Ergo, es liegt absolut am KiA/KiÄ selbst, wie er/sie das Verhältnis zu seinen kleinen Patienten gestaltet. Das fängt an bei der One-man-show und endet beim Gestalter und Überwacher des Kindeswohls. Wie gut darin jede(r) ist, liegt bei ihm /ihr selbst.
Aber Mütter können natürlich ihrem Kind helfen, indem sie den Arzt geschickt bei seinen Untersuchungsvorgängen unterstützen, ihn ihrem Kind positiv immer ankündigen und darstellen, nie mit ihm drohen, schon gar nicht mit der Spritze und Auseinandersetzungen aus dem Sprechzimmer fernhalten, solange das Kind anwesend ist und schon verständig. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 08.05.2009