Hallo Dr. Posth
ich moechte heute mal eine allgemeine Frage stellen, die mich mit meinen Kinder die Jahre ueber beschaftigte.
Ich habe 3 Kinder , davon hatten zwei 3-Monatskoliken und eine nicht (=unerklaerbares Schreien, schwer zu beruhigen, leicht ueberstimuliert usw., nicht Bauchschmerzen). Bei den 2 mit Koliken ist mir aufgefallen sie haben sehr viel spaeter mit sozialem Kontak angefangen als die ohne Koliken: sprich: sehr spaetes Laecheln, extreme Mama-Babys, langes Klammern usw. Es war, als waeren sie in ihrer eigenen kleinen Welt gefangen gewesen. Meine Tochter ohne Koliken hat mit 3 Wochen schon gelaechelt und war so unkompliziert in allem.
Gibt es dazu Untersuchungen oder sind das nur Zufaelle bei meinen Kindern so gewesen?
Vielen Dank Michaela
Mitglied inaktiv - 26.02.2007, 13:03
Antwort auf:
3 monatskoliken und Entwicklung
Stichwort: Säuglingsschreien / Schreibaby
Liebe Michaela, es gibt in zwischen mehrere sog. Längsschnittstudien, in denen der weitere Verlauf von Schreibabys und solchen, die nicht viel geschrieen haben, untersucht wird. Die bekannteste ist die Mannheimer Längsschnitt-Studie. Jüngst sind Zwischenergebnisse vorgestellt worden. Danach zeichnet sich ab, was man aber z.T. auch schon aus anderen Studien weiß, daß das Schreien der Säuglinge immer dann ein hohes Risiko für die weitere Entwicklung des Kindes ist, wenn man nichts Gezieltes dagegen tut und die Kinder viel schreien läßt.
Das Schreien ist allerdings nicht der Hauptfaktor, auf den in der weiteren Entwicklung abgehoben wird, sondern der Bindungsstatus am Ende des 1. Lebensjahres. Kinder mit unsicheren Bindungsstrukturen tragen eindeutig ein höheres Risiko für spätere psychische Störungen als sicher gebundene. Das Schreien im ersten Lebensjahr, wenn man den Säugling in seine Stresszuständen beläßt, führt aber zu einer unsicheren Bindung. Insofern kann man sagen, daß auch schon das Schreien ein hohes Risiko für die weitere psychosoziale Entwicklung des Kindes darstellt. Hingegen schneiden die Schreibabys wiederum besser ab, deren Eltern geduldig und verständig alles daran gesetzt haben, ihre Säuglng zu trösten. Das ist dann der soziale Einfluß im Gegensatz dem angeborenen konstitutionellen. Die chrakterliche Anlage des Kindes wird also erst im Zusammenhang mit der angetroffenen realen Lebensumwelt zu dem "wahren Charakter" ausgeformt. Viele Grüße
von
Dr. med. Rüdiger Posth
am 02.03.2007