Liebe Katrin,
hier mal abwechslungshalber ein verzweifelter Papa. Unser Sohn (15m) wurde vor ca. 6 Wochen nächtlich abgestillt. Gleichzeitig wurde er in sein Kinderbett verlegt, was momentan als Beistellbett neben dem Elternbett funktioniert. Die ersten Wochen waren erstaunlich ruhig, er hat die Nacht schon mehrfach komplett durchgeschlafen. Wir hatten gedacht es ist geschafft. Was für ein Irrtum.
Seit einer Woche fast jede Nacht wacht er schreiend auf (irgendwann zw. 22:00 und 02:00), und lässt sich von meiner Frau meistens stundenlang nicht beruhigen. Er wird aufgenommen, gekuschelt, Wasser (einmal sogar die Brust) wird angeboten, und nichts hilft. Er steigert sich so richtig stark und hartnäckig rein. Aus meiner Sicht - alleine wegen der Dauer - geht dieses Verhalten weit über den bekannten "Nachtschreck" hinaus, der sollte nämlich ja nach spätestens 30 Minuten vorbei sein. Nicht bei uns.
Als verzweifelter letzter Akt gehe ich dann mit ihm mit dem Kinderwagen raus in den nächsten Park, wo er spätestens in 15 Minuten einschläft. Dann wieder nach Hause, er wird vorsichtig rausgenommen, und mit etwas Glück schlafend in sein Bett gelegt.
Zu dem vollständigen Kontext gehört noch, dass er tagsüber meistens guten Appetit hat, und schläft sogar verhältnismäßig gut und ruhig ein. (Bis jetzt hatte er zwei Tagesschläfchen, neulich oft nur eins.) Er hat einen kleineren Magen-Darm Infekt gerade hinter sich. Hat insg. 5-6 Zähne, und erlebt vermutlich einen Schub, er ist nämlich kurz davor, alleine laufen zu können.
Ich verstehe, dass solche Phasen das Kind belasten, und er braucht Zeit das aufzuarbeiten. Aber die Intensität, die Dauer und dass sich dieses Phänomen nun mehrfach wiederholt, macht uns sehr verzweifelt. Mit der heutigen Nacht zum vierten Mal haben wir keine Ahnung ob unser Kind gerade einen extrem starken Schlafregression erlebt, oder ggf. schwierige neurotische Probleme entwickelt?
Was denken Sie? Was würden Sie tun?
Besten Dank im Voraus für Ihre Hilfe.
von
gee-em
am 01.06.2022, 22:30
Antwort auf:
Baby (15m) wird nachts wach, schreit und lässt sich stundenlang nicht beruhigen
Lieber gee-em
Willkommen hier im RUB :)!
Ja! Ich kann Ihre Belastung und Verzweiflung wirklich sehr gut verstehen und dass Sie in Sorge um einen möglichweise ernsteren Grund, der hinter dem Verhalten Ihres kleinen Sohnes steht.
Grundsätzlich schaue ich immer erst nach den Ressourcen, die ein Kind mitbringt und Sie als Eltern selbstverständlich auch :).
Wichtig ist: Ihr Kind kann durchschlafen! Und Ihr Kind entwickelt sich regelrecht bisher. Offenbar ist tagsüber von Seiten Ihres Kindes kein Schlafdefizit festzustellen? Oder scheint der Schlafrhythmus durch das Aufwachen gestört zu sein?
Der von Ihnen benannte Schub des Laufenlernens ist tatsächlich, nach meiner Einschätzung, der Grund, weshalb Ihr Sohn aufwacht und schreit!
Ich nehme an, dass er sich einfach nicht orientieren kann, irritiert und in seiner Regulationsfähigkeit überfordert ist. Ihre Hilfe, trotz der emensen Anstrengung, braucht er.
Die Frage ist allerdings, wo Sie sich als Eltern abgrenzen dürfen. Ist das Spazierengehen im Park eine für Sie haltbare Hilfe oder könnten Sie sich vorstellen, dass der Kinderwagen in der Wohnung z.B. eine Alternative.
Erhält Ihr Sohn eine Fremdbetreuung oder ist es gerade Thema? Denn auch hier könnte die Ursache liegen.
Ich schließe aus meiner Perspektive eine ernsthafte Störung aus. Jedoch ist das Verhalten Ihres Sohnes eine Aufforderung.
Sie fragen mich, was zu tun ist.
Es klingt banal, was ich täte; dennoch ist es herausfordernd.
Halten Sie Ihren Sohn, wenn er weint. Wehrt er sich, legen Sie ihn neben sich.
Und sind ' einfach' bei ihm.
Sagen Sie ihm, dass Sie bei ihm sind und dass Ihr Sohn seine Gefühle/ sein Befinden 'aussprechen' darf. Vielleicht kann es Ihnen helfen, Ihre Unsicherheit auch auszudrücken: Ich möchte dir sehr gerne helfen. Aber ich weiß nicht wie. Ich bin bei dir. Du kannst dich auf mich verlassen.'
Summen Sie, sprechen leise, singen, klopfen ihn etwas....
Ihr Sohn meint es niemals persönlich und Sie als Eltern sollten bitte nicht an Ihrer elterlichen Kompetenz zweifeln.
Diese Standhaftigkeit und das unerschütterliche Bleiben und die bedingungslose Annahme Ihres Sohnes überträgt sich auf den Kleinen.
Er fühlt Ruhe.
Wenn Sie den Eindruck haben, dass Sie eine Vor Ort Beratung bräuchten, dann sind sog. Schlafcoaches gute Ansprechpartner..
Oder weitere Impulsgeber hier im RuB zum Thema Schlaf.
Sie können natürlich auch, bei einer nicht mehr haltbaren Schreiepisode ein Medikament verabreichen. Ein homöopathisches Zapfchen- Virburcol.
Dieses wirkt bei extremer Unruhe.
Melden Sie sich gerne!
Liebe Grüße Katrin
von
Katrin Simon
am 04.06.2022
Antwort auf:
Baby (15m) wird nachts wach, schreit und lässt sich stundenlang nicht beruhigen
Wir hatten eine ähnlich schlimme Episode mit 12-14 Monaten, als mein Sohn in 10 Wochen 8 Backenzähne bekommen hat. Einer wollte lange nicht rauskommen, sogar das Zahnfleisch war blau, da dort ein Gefäß abgeklemmt war. Mal ordentlich den Mund untersuchen. Geholfen hat bei uns nur Geduld und die Zahnungszäpfchen von Weleda.
von
Sonnenblume 1812
am 14.06.2022, 17:55