Hallo Frau Ubbens,
ich bräuchte bitte Ihren Rat.
Unser Sohn ist jetzt 11 Monate alt und eigentlich ein kleiner Sonnenschein aber seit 4 Tagen ist er wie ausgewechselt.
Er krabbelt mir den ganzen Tag hinterher, stellt sich an meinem Bein hoch und wenn ich ihn nicht direkt hochnehme motzt er direkt.
Wenn er sein Mittagsschlaf gemacht hat wirkt er nicht wirklich ausgeschlafen und weint ganz viel.
Beim essen, ist er erst gut drauf und dann fängt er an zu schreien und zu weinen während dem essen, hunger hat er auch. Er windet und wehrt dann in den momenten so sehr und dann ist für einen moment wieder alles gut.
Ich versuche ihm auch grad Grenzen zu setzen und sobald ich ihm was verbiete “Nein” sage oder ihn wo weg hole wo er nicht dran soll fängt er direkt an zu weinen, motzen, bekommt Wutanfälle, fängt an heftig zu strampeln. Will ich ihn trösten windet er sich wie ein irrer auf meinem schoß und drückt sich durch und von mir ab.
Ich weis nicht so richtig wie ich mich dann verhalten soll, soll ich es ignorieren oder versuchen konsequent zu bleiben? Darf ich auch mal lauter sein oder muss ich mich immer zusammenreißen? Sein verhalten zerrt grad ganz schön an meinen Nerven und ich möchte doch nur das er glücklich.
Ich hoffe Sie können mir einen Rat geben.
Vielen Dank.
von
RoxyOli91
am 23.08.2018, 14:50
Antwort auf:
Mein Sohn 11 Monate hat aufeinmal Wutanfälle
Liebe RoxyOli91,
meine Vorrednerin hat schon so gut geantwortet, dass mir nicht mehr viel zu sagen bleibt. Ich werde ihre Worte hier nicht wiederholen. Nur soviel:
In der sogenannten Loslösungsphase wollen die Kleinen auf der einen Seite selbständig sein, eigene Entscheidungen treffen usw., brauchen aber auf der anderen Seite die Sicherheit von Mamas Nähe und wollen gefühlt immer bei ihr sein. Aus dem Grund krabbelt er Ihnen nach, will auf den Arm usw.. Er möchte nicht alleine sein. Kommen Sie dem Bedürfnis nach.
Wird er wütend, bleiben Sie in seiner Nähe, fassen ihn aber nicht unbedingt an. Er darf erst einmal schreien oder sich winden. Mag er sich trösten lassen, wird er zu Ihnen kommen. Gerne dürfen Sie nach ein paar Minuten von Ihrer Seite aus Trost anbieten.
In dem Alter hilft Ablenkung. Muss ein Nein ausgesprochen werden, wechseln Sie mit Ihrem Sohn den Raum oder gehen mit ihm kurz vor die Haustür. Ist das "Nein" nicht mehr im Blick, ist die Wut auch nicht so groß.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 25.08.2018
Antwort auf:
Mein Sohn 11 Monate hat aufeinmal Wutanfälle
Huhu,
wollte auch gern etwas dazu sagen. Für uns Mütter ist es immer nicht ganz leicht, wenn aus unserem „kleinen Sonnenschein“ ein Kleinkind mit eigenem Kopf wird. Die Sonnenschein-Zeiten sind schön, gehen aber vorbei. Mit knapp einem Jahr kommt die Mäuse ins sog. Selbständigkeitsalter. Sie entdecken zum ersten Mal, dass ihre Wünsche manchmal nicht mit denen der Mama übereinstimmen. Es kommt dann automatisch auch zu kleinen Konflikten. Dies ist eine erste, kleine Ablösung von uns Müttern. Sie tut weh, ist aber wichtig.
Diese ganz natürliche Entwicklung kann man nicht aufhalten. Was dieses berühmte „Trotzalter“ so anstrengend macht ist, dass die Kinder noch nicht verstehen, wann es eine gute Idee ist, seinen eigenen Kopf durchzusetzen, und wann nicht. Sie erkennen Gefahren noch nicht. Das ändert aber nichts daran, dass sie trotzdem ihre Welt erkunden müssen. Und dass sie ihren Eigenwillen ausprobieren müssen. Das ist in diesem Alter angeboren. Sie sollen ja nicht für immer unser kleines Baby bleiben, sie müssen sich weiterentwickeln zu einer eigenen Persönlichkeit.
Schimpfen und „laut werden“ helfen da nicht. Es kann mal passieren, dass man laut wird, das ist menschlich, aber es bringt nichts, denn mit 11 Monaten können Kinder sich weder Regeln merken noch ihr eigenes Verhalten überhaupt kontrollieren. Wenn Du schimpfst, hoffst Du ja, dass Dein Sohn sein Verhalten danach auch dementsprechend kontrolliert. Dies gibt seine Hirnreife aber gar nicht her. Er verhält sich nicht absichtlich irgendwie, sondern sein Verhalten „passiert“ ihm von selbst. Das ändert sich erst so mit zwei bis drei Jahren, und auch dann hat das Kind erst kleine Ansätze von Selbstkontrolle.
Achte deshalb lieber darauf, dass Eure Wohnung kindersicher ist. Je besser Zerbrechliches oder Gefährliches geschützt und außer Reichweite ist, desto weniger „Neins“ musst Du aussprechen, und desto weniger genervt bist Du dann auch. Auch Dein Sohn wird dann nicht so oft durch ständige Verbote und Ermahnungen frustriert. Du darfst Regeln aufstellen, musst aber Geduld haben. Es wird noch bis ins frühe Kiga-Alter dauern, bevor er sie allmählich umsetzen kann. Bis dahin kannst Du ihn aus einer Situation herausnehmen, wenn er etwas Falsches tut. Lenke ihn ab, nimm ihn auf den Arm, gehe mit ihm woanders hin.
Wenn er mal aus Wut schreit oder tobt, versuche, Dich nicht auf sein Kleinkind-Niveau zu begeben und es ihm übelzunehmen. Du bist die Erwachsene, Du darfst gelassen, souverän (und trotzdem nötigenfalls auch konsequent) bleiben. Versuche aber, nicht zuviel zu verbieten, nicht zuviele Neins auszusprechen. Kinder müssen ihre kleine Welt auch erkunden und ausprobieren dürfen, müssen Unordnung machen und sich auch mal schmutzig machen dürfen.
Wenn er aus Frust schreit, ist das seine Art, sich auszudrücken. Er kann ihn noch nicht in Worte fassen, das Gefühl will raus. Bleibe dann bei ihm, reagiere ruhig, rede nicht lange auf ihn ein, das kommt in diesem Moment eh nicht bei ihm an. Biete ihm körperliche Nähe an, akzeptiere es aber auch, wenn er die gerade nicht möchte. Trage es ihm nicht nach. Wenn der Wutanfall vorbei ist, solltest Du einfach freundlich zur Tagesordnung übergehen.
LG
von
Banu28
am 24.08.2018, 14:53