Mein Sohn 11 Monate hat aufeinmal Wutanfälle

Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Frage an Dipl.-Soz.päd Sylvia Ubbens Diplom Sozialpädagogin

Frage: Mein Sohn 11 Monate hat aufeinmal Wutanfälle

Hallo Frau Ubbens, ich bräuchte bitte Ihren Rat. Unser Sohn ist jetzt 11 Monate alt und eigentlich ein kleiner Sonnenschein aber seit 4 Tagen ist er wie ausgewechselt. Er krabbelt mir den ganzen Tag hinterher, stellt sich an meinem Bein hoch und wenn ich ihn nicht direkt hochnehme motzt er direkt. Wenn er sein Mittagsschlaf gemacht hat wirkt er nicht wirklich ausgeschlafen und weint ganz viel. Beim essen, ist er erst gut drauf und dann fängt er an zu schreien und zu weinen während dem essen, hunger hat er auch. Er windet und wehrt dann in den momenten so sehr und dann ist für einen moment wieder alles gut. Ich versuche ihm auch grad Grenzen zu setzen und sobald ich ihm was verbiete “Nein” sage oder ihn wo weg hole wo er nicht dran soll fängt er direkt an zu weinen, motzen, bekommt Wutanfälle, fängt an heftig zu strampeln. Will ich ihn trösten windet er sich wie ein irrer auf meinem schoß und drückt sich durch und von mir ab. Ich weis nicht so richtig wie ich mich dann verhalten soll, soll ich es ignorieren oder versuchen konsequent zu bleiben? Darf ich auch mal lauter sein oder muss ich mich immer zusammenreißen? Sein verhalten zerrt grad ganz schön an meinen Nerven und ich möchte doch nur das er glücklich. Ich hoffe Sie können mir einen Rat geben. Vielen Dank.

von RoxyOli91 am 23.08.2018, 14:50



Antwort auf: Mein Sohn 11 Monate hat aufeinmal Wutanfälle

Liebe RoxyOli91, meine Vorrednerin hat schon so gut geantwortet, dass mir nicht mehr viel zu sagen bleibt. Ich werde ihre Worte hier nicht wiederholen. Nur soviel: In der sogenannten Loslösungsphase wollen die Kleinen auf der einen Seite selbständig sein, eigene Entscheidungen treffen usw., brauchen aber auf der anderen Seite die Sicherheit von Mamas Nähe und wollen gefühlt immer bei ihr sein. Aus dem Grund krabbelt er Ihnen nach, will auf den Arm usw.. Er möchte nicht alleine sein. Kommen Sie dem Bedürfnis nach. Wird er wütend, bleiben Sie in seiner Nähe, fassen ihn aber nicht unbedingt an. Er darf erst einmal schreien oder sich winden. Mag er sich trösten lassen, wird er zu Ihnen kommen. Gerne dürfen Sie nach ein paar Minuten von Ihrer Seite aus Trost anbieten. In dem Alter hilft Ablenkung. Muss ein Nein ausgesprochen werden, wechseln Sie mit Ihrem Sohn den Raum oder gehen mit ihm kurz vor die Haustür. Ist das "Nein" nicht mehr im Blick, ist die Wut auch nicht so groß. Viele Grüße Sylvia

von Sylvia Ubbens am 25.08.2018



Antwort auf: Mein Sohn 11 Monate hat aufeinmal Wutanfälle

Huhu, wollte auch gern etwas dazu sagen. Für uns Mütter ist es immer nicht ganz leicht, wenn aus unserem „kleinen Sonnenschein“ ein Kleinkind mit eigenem Kopf wird. Die Sonnenschein-Zeiten sind schön, gehen aber vorbei. Mit knapp einem Jahr kommt die Mäuse ins sog. Selbständigkeitsalter. Sie entdecken zum ersten Mal, dass ihre Wünsche manchmal nicht mit denen der Mama übereinstimmen. Es kommt dann automatisch auch zu kleinen Konflikten. Dies ist eine erste, kleine Ablösung von uns Müttern. Sie tut weh, ist aber wichtig. Diese ganz natürliche Entwicklung kann man nicht aufhalten. Was dieses berühmte „Trotzalter“ so anstrengend macht ist, dass die Kinder noch nicht verstehen, wann es eine gute Idee ist, seinen eigenen Kopf durchzusetzen, und wann nicht. Sie erkennen Gefahren noch nicht. Das ändert aber nichts daran, dass sie trotzdem ihre Welt erkunden müssen. Und dass sie ihren Eigenwillen ausprobieren müssen. Das ist in diesem Alter angeboren. Sie sollen ja nicht für immer unser kleines Baby bleiben, sie müssen sich weiterentwickeln zu einer eigenen Persönlichkeit. Schimpfen und „laut werden“ helfen da nicht. Es kann mal passieren, dass man laut wird, das ist menschlich, aber es bringt nichts, denn mit 11 Monaten können Kinder sich weder Regeln merken noch ihr eigenes Verhalten überhaupt kontrollieren. Wenn Du schimpfst, hoffst Du ja, dass Dein Sohn sein Verhalten danach auch dementsprechend kontrolliert. Dies gibt seine Hirnreife aber gar nicht her. Er verhält sich nicht absichtlich irgendwie, sondern sein Verhalten „passiert“ ihm von selbst. Das ändert sich erst so mit zwei bis drei Jahren, und auch dann hat das Kind erst kleine Ansätze von Selbstkontrolle. Achte deshalb lieber darauf, dass Eure Wohnung kindersicher ist. Je besser Zerbrechliches oder Gefährliches geschützt und außer Reichweite ist, desto weniger „Neins“ musst Du aussprechen, und desto weniger genervt bist Du dann auch. Auch Dein Sohn wird dann nicht so oft durch ständige Verbote und Ermahnungen frustriert. Du darfst Regeln aufstellen, musst aber Geduld haben. Es wird noch bis ins frühe Kiga-Alter dauern, bevor er sie allmählich umsetzen kann. Bis dahin kannst Du ihn aus einer Situation herausnehmen, wenn er etwas Falsches tut. Lenke ihn ab, nimm ihn auf den Arm, gehe mit ihm woanders hin. Wenn er mal aus Wut schreit oder tobt, versuche, Dich nicht auf sein Kleinkind-Niveau zu begeben und es ihm übelzunehmen. Du bist die Erwachsene, Du darfst gelassen, souverän (und trotzdem nötigenfalls auch konsequent) bleiben. Versuche aber, nicht zuviel zu verbieten, nicht zuviele Neins auszusprechen. Kinder müssen ihre kleine Welt auch erkunden und ausprobieren dürfen, müssen Unordnung machen und sich auch mal schmutzig machen dürfen. Wenn er aus Frust schreit, ist das seine Art, sich auszudrücken. Er kann ihn noch nicht in Worte fassen, das Gefühl will raus. Bleibe dann bei ihm, reagiere ruhig, rede nicht lange auf ihn ein, das kommt in diesem Moment eh nicht bei ihm an. Biete ihm körperliche Nähe an, akzeptiere es aber auch, wenn er die gerade nicht möchte. Trage es ihm nicht nach. Wenn der Wutanfall vorbei ist, solltest Du einfach freundlich zur Tagesordnung übergehen. LG

von Banu28 am 24.08.2018, 14:53



Ähnliche Fragen ähnliche Fragen

Ganz heftige Wutanfälle

Hallo, Mein Sohn wird im September 5 und er hat schon immer etwas heftigere Wutanfälle als „normal“. Seit einem halben Jahr greift er aber extrem verbal an. Da kommen Sätze wie „ich hasse dich“ ich wünschte dich würde es niemals geben“ „ich wünschte du wärst Tod“ Nicht nur zu mir sondern auch zu anderen Kindergartenkindern, wenn ihm z.b. gerad...


Wutanfälle

Hallo Fr.Ubbens, wir haben seit einiger Zeit ein Problem mit unserer Tochter (3Jahre geworden). Sie ist aller Wahrscheinlichkeit in die NEIN Phase angekommen. Denn jede Fragestellung wird kategorisch verneint. Zudem artet das NEIN in einen schrillen Geschrei aus. Versucht man die Situation zu beruhigen indem man mit ihr redet just in dem Momen...


Wutanfälle wie handeln

Hallo Frau Ubbens Mein Sohn ist 10 Monate alt und eigentlich relativ pflegeleicht, ich habe mich immer bemüht auf ihn einzugehen... Jetzt schleicht sich ja langsam das Alter für Erziehung ein. Wenn ich ihn in sein krabbelgehege setze um zu Staubsaugen oder die spülmaschine auszuräumen ist das Gemecker mal mehr mal weniger groß, meist bekomm...


Wutanfälle?

Hallo Frau Ubbens Mein Sohn (19 Monate) verhält sich im Moment sehr seltsam. Kleine Dinge (z.B. Schlafanzug ausziehen) werden zum Riesendrama. Er schreit, will auf dem Arm, schlägt mich dann, will abgesetzt werden, tut so, als würde er mir Sachen geben und schmeißt diese dann auf den Boden. Alles, was ich ihn frage, ist dann "Nein!" Manchmal sch...


Wutanfälle und „Spielchen“

Ich bin völlig verzweifelt und weiß nicht mehr weiter. Mein Sohn (demnächst 3) hat heftige Wutanfälle.diese sind oft mit Spielchen verbunden (er will etwas,ich gebe es ihm ,er will es nicht und dies möchte er penetrant ewig weitermachen) ich versuche dies zu durchbrechen,gleichzeitig ist es übelst schwer.er hört nicht auf und steigert sich hinein. ...


Extreme Wutanfälle Nachts bei meiner 34 Monate alten Tochter

Hallo Frau Ubbens, solangsam sind wir am Verzweifeln… Unsere fast 3 Jährige Tochter hat nachts extreme Wutanfälle. Sie schläft ganz normal mit mir oder dem Papa ein, schläft dann einige Zeit (2-3 Stunden) wacht dann plötzlich auf und kreischt wie eine Wilde aus dem Nichts einfach los. Wenn wir zu ihr kommen schreit und weint sie extrem, sie läs...


Wutanfälle 4-Jähriger

Guten Tag, ich brauche Rat zum richtigen Verhalten meinerseits. Mein Sohn ist im Dezember 4 geworden, seit einigen Monaten machen mir seine Wutanfälle etwas Sorgen. Wir erziehen ihn bedürfnisorientiert und ich habe stets versucht auf seine Wünsche einzugehen, wenn es möglich ist. Und darauf zu achten, dass wenn er müde ist, wir eher zuhause Buch...


Wutanfälle

Liebe Sylvia, unsere Tochter wird bald 4 Jahre alt. Sie ist ein gefühlsstarkes Kind. Vieles macht ihr (und uns mit ihr) sehr viel Spaß. Genauso ist sie aber auch sehr emotional in die andere Richtung. Sie ist im Juni in den Kindergarten gekommen und ihre Wutanfälle haben sich seither (ohne zu sagen, dass dies der einzige Zusammenhang für die ...


Wutanfälle

Guten Abend Frau Ubbens, Meine Tochter ist nun 17 Monate alt und seit einpaar Wochen hat sie richtige Wutanfälle. Es fängt schon morgens an, dann bringe ich sie in die Kita und danach ist es meistens noch heftiger wie morgens(klar, sie lässt dann alle Gefühle raus..). Ich möchte die Wut so gut es geht begleiten und auf sie eingehen, aber es gibt T...


Wutanfälle mit Hauen, Beissen, Kratzen usw

Guten Tag Unser mittleres Kind (bald 5) hat immer wieder Wutanfälle und beisst, schlägt, kratzt uns oder macht Sachen kaputt. Das Kind ist sehr sensibel und hat starke Gefühle. Auslöser sind sehr unterschiedlich, entweder die Überreizung in der Schule, Hunger, Harndrang, Müdigkeit oder sonstige Aufregung. Wenn er wütend ist, kann es lange dauern...