Hallo,
bei mir wurde der kleine Zuckertest durchgeführt. Der Wert nach einer Stunde lag bei 135 (venös). Laut Frauenarzt kein weiterer Test nötig. Laut Hebamme unbedingt zur Abklärung einen großen OGTT machen lassen.... Nun ich habe einen Termin bei meinem Hausarzt für den großen OGTT gemacht, dort wurde dieser durchgeführt jedoch leider nicht mit venösen Blut sondern mit Blut aus dem Ohrläppchen. Sind die Werte normal oder nicht einschätzbar da kappilar Blut.
Werte: Nüchtern 86
nach 30 min: 126
nach 60 min: 130
nach 90 min 132
nach 120 min: 128
Meine Hebamme war dann enttäuscht dass der Test nich mit venösen Blut durchgeführt wurde und hat mir zu einem erneuten großen OGTT geraten, welcher laut geltenden Richtlinien durchgeführt wird. Dafür habe ich einen Termin bei meinem Frauenarzt (der den Test jetzt doch durchführt wenn ich das "unbedingt" will). Meine Sorge ist, dass ein dritter Test mit dem Trinken der Glucoselösung meinem Baby schaden könnte, da ich ja eigentlich genau das vermeiden soll: Hohe Blutzuckerwerte.
Was ist ihre Meinung dazu?
Vielen Dank
von
orchidee1201
am 25.09.2018, 15:58
Antwort auf:
OGTT ein drittes mal wiederholen?
Mir ist es nicht ganz klar, warum Ihre Hebamme so darauf besteht, nach zwei normalen Zuckerbelastungstests nun einen drittten durchführen zu lassen. Liegen denn bei Ihnen so viele Risikofaktoren vor, dass unbedingt mit einem Schwangerschaftsdiabetes zu rechnen ist ?
Es stimmt schon, dass die Werte aus dem Kapillarblut nicht ganz zuverlässig sind, aber die Abweichungen sind so um +/- 9 g%. Auch wenn man in Ihrem Falle "9" dazu addieren würde, wären die Werte immer noch hoch-normal.
Als pathologisch gelten die Werte 180 nach einer Stunde und 153 nach 2 Stunden.
Ordnungshalber zähle ich Ihnen mal die Risikofaktoren für einen Diabetes in der Schwangerschaft auf (der aktuellen Leitlinie der Fachgesellschaft entnommen):
- Alter >45 Jahre
• BMI >30 kg/m (vor der Empfängnis, also vor Beginn der Schwangerschaft)
• Körperliche Inaktivität
• Eltern oder Geschwister mit Diabetes
• Angehörige einer ethnischen Risikopopulation (z. B. Asiatinnen, Lateinamerikanerinnen)
• Geburt eines Kindes >4.500g
• GDM (Schwangerschaftsdiabetes) in der Vorgeschichte
• Arterielle Hypertonie (Blutdruck >140/90 mmHg) oder Einnahme von Medikamenten zur Therapie der arteriellen Hypertonie
• Dyslipidämie präkonzeptionell (HDL< 35 mg/dl [0,9 mmol/l] und/oder Triglyceride >250 mg/dl [2,82 mmol/l])
• Polyzystisches Ovarsyndrom
• Prädiabetes (IGT/IFG/HbA1c >5,7%) bei früherem Test (unabhängig von einem früheren
GDM)
• Andere klinische Zustände, die mit Insulinresistenz assoziiert sind (z.B. Acanthosis nigricans)
• Vorgeschichte mit KHK, pAVK, zerebral-arterieller Durchblutungsstörung
• Einnahme kontrainsulinärer Medikation (z.B. Glukokortikoide)
Wenn diese Erkrankungen / Faktoren bei Ihnen nicht vorliegen, dann sollten Sie den dritten Test nicht durchführen lassen. Sie (und vor allem Ihre Hebamme...) müssen sich damit "abfinden", dass kein Diabetes vorliegt... Was nicht schlimm wäre, finde ich jedenfalls...
von
Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa
am 29.09.2018