Hallo Herr Dr.Costa,
ich habe in der Schwangerschaft (16.Woche) vorgeriebenen Reibekäse gegessen. Auf der Packung stand, dass er aus "Cheddar, Schnitt- und Hartkäse" besteht. Erst später habe ich (u.a. auf der Seite des Bundesministeriums für Ernährung) gelesen, dass Schwangere vorgeriebenen Käse nicht essen sollten. Denn bei der Herstellung und Verpackung könne es zu Verunreinigungen kommen. Muss ich mir jetzt wegen Listeriose Sorgen machen?
Stimmt es, dass sich Listeriose durch grippeähnliche Symptome äußert und nur bei Fieber auf das Ungeborene übergehen kann?
Und noch eine Frage: Wie dramatisch im Hinblick auf Listeriose/Toxoplasmose ist es, wenn jemand Fleischpflanzerl aus rohem Hack macht und kurz darauf mit dem Finger in den Topf mit der Gemüsebeilage langt, um die Temperatur zu testen? Nachdem ich das beobachtet hatte, habe ich das Gemüse nochmal kurz erhitzt. Aber ich bezweifle, dass es wirklich für ein paar Minuten 70 Grad erreicht hat.
Vielen Dank und beste Grüße
von
Karolini
am 10.11.2020, 11:25
Antwort auf:
Listerien
Dieser "vorgeriebene Reibekäse" ist sicherlich nicht so gefährlich, wie man meint, bei allem Respekt gegenüber den Empfehlungen des Bundesministeriums für Ernährung (von denen ich sehr viel halte, das will deutlich machen !). Es ist auch so, wie es dort beschrieben ist - "es kann zu Verunreinigungen kommen". In der Regel ist das kein Problem, vor allem wenn man die Packung frisch öffnet. Aber danach, also wenn in der Packung z.B. noch Käse zurückbleibt, sollten Sie diesen den anderen, nicht-schwangeren Familienmitgliedern überlassen...
Es ist leider nicht so, dass nur die Listeriose, die sich durch grippeähnliche Symptome äußert, mit Fieber, usw. auf das Ungeborene übergehen kann. Auch wenn keine oder kaum Symptome vorhanden sind, kann das Auswirkungen auf das Baby haben. Was aber nicht heißen soll, dass alle, "die nichts haben", an einer Listeriose leiden - das wäre quatsch.
Wenn ich Sie richtig verstanden habe, hatte das Fleischpflanzerl aus rohem Hack irgend einen Kontakt mit dem Gemüse, bevor es gebraten war, oder ? Durch kurze Berührungen kann aber nichts passieren - entscheidend ist, dass Sie das Fleisch noch einmal gebraten haben. Diese 70°C werden beim Braten sehr schnell erreicht und deutlich überschritten, so dass die hitzeempfindlichen Listerien dabei erledigt werden.
von
Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa
am 13.11.2020