Baby kneift und zwickt
Guten Morgen, Dr. Posth!
Ich habe Ihnen unser Problem schon einmal geschildert, leider ist keine Besserung eingetreten. Unsere Tochter (mittlerweile 30 Wochen alt, stillen & Beikost, forumsgerecht, Familienbett) kneift und zwickt, dass es richtig weh tut. Sie reißt mir und dem Papa Haare aus, zwickt mit den Fingerchen in jede Hautfalte, die sie kriegen kann, so dass es richtig weh tut und beißt mit ihren kleinen Zähnchen (2 Stück). Manchmal schlägt sie auch um sich, z.B. wenn man sie ankuschelt im Bett. Wir haben es schon mit streicheln vormachen und "ei sagen" versucht, es bringt nichts, sie bleibt so grob. Wir lieben sie sehr und würden gerne mehr mit ihr kuscheln, aber sie scheint es kaum zu wollen. Was können wir noch tun, damit sie nicht ganz so grob ist?
Außerdem saugt sie sich öfter mal, auch wenn sie keinen Hunger hat (dachten es wäre Hunger) , an unseren Gesichtern fest. Was kann das bedeuten?
Danke für Ihre tolle Arbeit und viele liebe Grüße! Natsuki
von Natsuki am 04.08.2014, 07:39 Uhr
Antwort:
Baby kneift und zwickt
Hallo, Sie dürfen diese Verhaltensweisen Ihrer kleinen Tochter nicht als Grobheit oder Rücksichtslosigkeit ansehen. Sie kann nichts für ihr Verhalten, es ist ihr wie automatisch vorgegeben durch bestimmte zentralnervöse Aktivitäten. Was sie dabei leitet, es zu tun, ist ein Drang, der immer dann entsteht, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt. Wenn sie etwas älter geworden ist, kann sie diesen Drang langsam mit ihrem Willen unter Kontrolle bekommen. Aber dafür muss sie verschiedene Dinge noch lernen, und sie muss erst einmal wissen, dass sie mit dem Willen auch eine eine Handlung abbrechen kann. Das ist die große Schwierigkeit.
Insofern ist es völlig nutzlos, ihr jetzt schon die empathischen Verhaltensweisen beibringen zu wollen. Sie hat keine Vorstellung davon, was Sie mit ihr veranstalten. Einstweilen können Sie sich nur selbst schützen und Ihre Händchen festhalten, um das Kneifen, Zwicken und Schlagen zu verhindern. Machen Sie ihr dann vor, wie man sanft streichelt und hoffen sie darauf, dass ihr Nachahmungstrieb das zustande bringt, was Sie nicht anerziehen können. Viele Grüße
von Dr. med. Rüdiger Posth am 06.08.2014