maezinha
Hallo, mein Kind, fast 8, besucht die 2. Klasse und kam eigentlich ganz gut im Schulalltag an. Im ersten Schuljahr bekamen wir durchweg positive Rückmeldungen aus der Schule bzgl. Auffassungsgabe, Sozialverhalten, etc. Er sei recht weit, könne gute Gedankengänge entwickeln und andere auch "mitziehen". Lesen und Schreiben klappt sehr gut, nur mit dem Rechnen hat er Schwierigkeiten, weil er das schnelle Kopfrechnen (noch) nicht gut beherrscht. Mit dem 1x1 klappt es aber, auch laut Klassenlehrer, ganz gut. Von Anfang an macht er jedoch ungern Hausaufgaben, weil er es laut eigener Aussage als Zeitverschwendung ansieht und darüber zu Hause gern diskutiert und darüber versucht, seine Grenzen auszuloten. Er macht sie jedoch dann trotzdem immer. Ich hatte recht schnell das Gefühl, dass er sich einfach gern mit dem beschäftigt, was er gut kann und ungern mehr Zeit mit dem verbringt, wofür er mehr lernen muss, also den Aufwand möglichst gering halten will. Nun hat sich das Blatt in der 2. Klasse gewendet. Er ist im Unterricht wohl unkonzentriert und müde. Laut Klassenlehrer hat er weiterhin ein gutes Potenzial, den Leistungserwartungen gerecht zu werden, steht sich aber selbst im Weg. Was ich selber beobachte, ist, dass er abends schlecht abschalten kann. Im Bett reflektiert er den ganzen Tag, dann fängt sich sein Gedankenkarussel an zu drehen und es behindert ihn beim Einschlafen. Die Energie fehlt ihm dann morgens. Er ist generell ein Kopfmensch, der viel nachdenkt und reflektiert und sich in andere hineinversetzt, wie sein Verhalten bei anderen ankommt. Er ist aber nie aggressiv, ist gut in der Schulgemeinschaft integriert. Er betätigt sich sportlich (Fussball,Turnen, Schwimmen) und hat keine motorischen Probleme. Manchmal muss er erst Mut sammeln, um sich etwas zu trauen, wie z. B. vom Startblock springen, aber dann macht er es irgendwann. Durch die Unkonzentriertheit und Müdigkeit äußerte der Klassenlehrer nun erstmals den Verdacht auf ADS. Ich bin gerade völlig perplex, da dies bisher nie von irgendeiner Seite geäußert wurde. Auch aus dem Kindergarten wurde nie etwas in diese Richtung geäußert. Er besitzt sehr viel Phantasie und geht gerne in Rollenspiele und animiert auch andere, mitzuspielen. Das wurde im bisher immer als eine gute Eigenschaft dargelegt. Nun frage ich mich, was ich eventuell übersehen habe. Natürlich sehe ich, dass er morgens müde ist, nachmittags/abends auf Touren kommt, schlecht abschaltet und "verkopft" ist aber ich dachte, eventuell müssen wir einfach unseren Tagesablauf anpassen, weniger TV, etc. mehr Bewegung, früher als 20:00 Uhr ins Bett. Nun steht ein Verdacht im Raum, den es abzuklären gilt. Aber wie läuft das ab? Wohin müssen wir? Laut Klassenlehrer sollen wir erstmal zum Hausarzt/Kinderarzt und auch andere, eventuell organische Sachen abklären lassen. In der Familie haben wir wissentlich niemanden mit einer ähnlichen Erkrankung. Daher weiss ich auch gar nicht, was nun zu tun ist, wie lange es in der Regel dauert, bis eine Diagnose gestellt wird. Und wie geht es dann weiter, falls sich der Verdacht wirklich bestätigt? Klar geht es jetzt zentral um diese Fragen, aber trotzdem frage ich mich, warum das bisher nie aufgefallen ist, in Schule und Kindergarten nicht, aber vor allem uns zu Hause nicht. Für Erfahrungswerte und Tipps bin ich daher sehr dankbar.
Du hast ein phantasiebegabtes, sensibles, manchmal lustloses, manchmal ängstliches und manchmal bockiges Kind, das seit einer Weile morgens müde und unkonzentriert ist, weil es abends schlecht einschlafen kann.
Für mich klingt das nicht nach ADS.
ADS hat man von Geburt an. Das taucht nicht spontan im 2. Schuljahr auf, und auch nicht nur in Form von Unkonzentriertheit.
Dazu gehört auch Impulsivität und Träumen. Geträumt wird den ganzen Tag, nicht nur, wenn die Kinder müde sind. Und die Impulsivität äußert sich bei den Kindern, die ich kenne, in mehr oder weniger spektakulären Wutanfällen und nicht nur in einem bisschen Gebocke.
Ich würde auf jeden Fall beim Kinderarzt abklären lassen, ob organisch alles ok ist, aber ich denke, Deinen Sohn beschäftigt irgend etwas stark.
Gab oder gibt es in Eurem Leben Veränderungen? Ein neues Geschwisterchen, einen geplanten Umzug, kranke oder kürzlich verstorbene Großeltern oder andere Verwandte, die ihm nah stehen...
Läuft es mit den Freunden Deines Sohnes schlecht?
Wird er vielleicht gemobbt?
Das erzählen viele Kinder nämlich nicht, und die Lehrer bekommen es bei geschickteren Mobbern, die das nicht unter der Nase der Lehrer machen, auch oft nicht mit.
Du könntest auch die Eltern seiner Freunde befragen, ob ihre Kinder etwas mitbekommen haben.
Eine andere Möglichkeit wäre, dass er in der Schule unterfordert ist. Das kann die gleichen Probleme verursachen, wie andauernde Überforderung.
Frag Deinen Sohn mal, wie ihm die Schule gefällt. Unser Sohn sagte damals, dass er immer alles schon kann und dass die Schule total laaangweilig sei.
Das haben wir erst nicht geglaubt, weil er immer so verplant wirkte (Er hat ADS.). Wir haben dann zu Hause mit dem Material der Schwester aus dem 3. Schuljahr ausprobiert, wie er damit klar kam und festgestellt, dass er wahrscheinlich tatsächlich unterfordert ist.
Ein Kinderpsychiater hat dann festgestellt, dass er kurz vor der Hochbegabung ist.
ADS- und Intelligenztests machen Kinderpsychiater. Bei ADS-Verdacht ist immer ein IQ-Test dabei.
Mit AD(H)S kennen sich übrigens die wenigsten Lehrer aus. Das gehört nicht zu deren Ausbildung.
Die Trefferquote, dass ein Lehrer unseren Sohn (13) als ADS-Kind erkannt hat, ist bisher null.
Wir werden immer erstaunt und zweifelnd angeguckt, wenn wir den Lehrern mitteilen, warum er ist, wie es ist.
"In der Familie haben wir wissentlich niemanden mit einer ähnlichen Erkrankung. "
AD(H)S wird erst seit den 80er Jahre in Deutschland überhaupt diagnostiziert. Stark zugenommen haben die Diagnosen in den 90ern, weil das Thema erst da so viel Aufmerksamkeit bekam, dass auch Kinderarzt Schmitz in Kleinkleckersdorf langsam ein Problembewusstsein dafür entwickelte.
Die Träumer rutschen bis heute oft durch's Raster und werden nie erkannt, weil sie hauptsächlich sich selbst im Weg stehen und niemandem auf die Nerven gehen.
Die erwachsenen Betroffenen fallen meistens nicht auf, weil sie gelernt haben, ihre Schwächen zu kompensieren. Viele haben sicherlich auch so einiges aus ihrer Kindheit verdrängt oder vergessen und halten sich im Nachhinein für total normal.
Bei vielen kommt die Erkenntnis, dass sie auch betroffen sein könnten, erst, wenn das eigene Kind, das ihnen so ähnlich ist, diagnostiziert wird.
Aber, wie gesagt, ich halte es bei Deinem Sohn, nach Deiner Beschreibung, für eher unwahrscheinlich, dass er von ADS betroffen ist.
Vielen Dank für deine Antwort. Er hat in seinem Leben bereits große Veränderungen erlebt. Diese liegen allerdings schon 4 Jahre zurück. Wir haben lange Zeit im Ausland gelebt. Er ist dort geboren und auch in den Kindergarten gegangen. Kurz vor seinem 4.Geburtstag sind wir nach Deutschland gezogen. Der deutsche Kindergarten bestätigte uns aber auch, dass er sich sehr schnell eingelebt hat und er hat auch schnell Freunde gefunden. Er wächst zweisprachig auf. Einige Monate nach dem Umzug kam dann seine Schwester zur Welt. Nach der Pandemie waren wir im letzten Sommer erstmals wieder im alten Zuhause bei der Familie meines Mannes. Der Abschied am Ende der Ferien fiel ihm sehr schwer und er sagt manchmal, dass er gerne wieder dort leben würde. Allerdings hat er hier viele Freunde, ist in vielen Vereinen aktiv. Ich erlebe ihn immer schon als sehr sensibel, jemand, der sich vieles zu Herzen nimmt und viel nachdenkt. Momentan ist er immer öfter frustriert, weil er natürlich selbst merkt, dass die schulische Leistung zurück geht. Dieser Druck erzeugt bei ihm Gegendruck und er sagt in solchen Situation, wie beim Hausaufgaben machen, Schule ist doof. Er weint dann und ich sehe, er fühlt sich in einer ausweglosen Situation. Aber impulsiv ist er nicht, er neigt auch nicht zu extremen Wutanfällen. Eher ist es so, dass er seine Argumente explizit gegen die Hausaufgaben darlegt und diskutiert, aber er rastet darüber nicht völlig aus. Mit Ruhe und Geduld schafft er es dann auch, aber in der Schule muss er natürlich Leistung in einer bestimmten Zeit erbringen. Ich denke auch, etwas beschäftigt ihn. Er erzählt mir auch oft von Situationen aus dem Alltag in der Schule, die ihm, wie er sagt, ein schlechtes Gewissen bereiten. Er hat zum Beispiel Angst, gegen die Regeln auf dem Pausenhof zu verstoßen und fragt mich dann abends im Bett, ob sein Verhalten ok war. Oder wenn er etwas gesagt hat, was ihm im Nachhinein nicht richtig erschien. Dieses Verhalten ist neu. So extrem, wie momentan, war es vorher nicht, dass er eben soviel reflektiert über sein eigenes Verhalten. Er ist sehr harmoniebedürftig und möchte immer, dass sich alle gut verstehen. Wenn ich dann mal vorsichtig nachfrage, was so gewesen ist, hatte ich bisher nicht das Gefühl, dass er eventuell gemobbt werden könnte. Aber wie du sagst, oft tritt es ja nicht für jedermann offen zu Tage, wenn so etwas in der Schule passiert. Wir werden auf jeden Fall mit ihm zu unserer Hausärztin gehen, um die organische Seite abzuklären und zu schauen, was sie eventuell weiter vorschlägt. Auch Ergotherapie habe ich ihn Betracht gezogen. Ich habe auch in der Schule seine sensible Seite angesprochen und welche Gedanken er sich macht, aber da hieß es nur, das sei doch unbegründet, er ist doch gut integriert, er wird doch von allen gemocht. Aber damit ist es ja nicht getan, weil ich schon denke, dass daraus eben die Unkonzentriertheit entsteht, weil er seinen Gedanken nachhängt.
Vorne weg: ADS ist ja kein Todesurteil! Mein großer hat (oder hatte?) ADHS und schließt jetzt demnächst seinen Bachelor mit besten Noten ab, hat einen kleinen feinen Freundeskreis, und ist doch sonst zufrieden mit seinem Leben. Aber jetzt zu dir: Wie der Klassenlehrer gesagt hat: zuerst geht man zum Kinderarzt, Dort sollte erst einmal organisch durchgecheckt werden. Danach steht ein Termin beim Kinder – und Jugendpsychiater an, oder im SPZ. Je nachdem, wo ihr einen Termin bekommt und wo ist der Kinderarzt hin überweist. Dazu werden einige Fragebögen an euch, an die Schule und eventuell an weitere Personen gegeben. Gleichzeitig kann man ja auch überlegen, wie man dem Kind jetzt schon helfen kann: Eventuell Ergotherapie, um mit der Konzentrationsfähigkeit etwas zu helfen, und ich würde mich ein bisschen schlau machen, zum Thema autogenes Training für Kinder und abends mit dem Kind etwas autogenes Training trainieren, um seinen Kopf runter zu fahren. Das ist jedoch, wie gesagt, ein Schritt nach dem andern, und nur weil ein Verdacht geäußert wurde, muss es ja auch nicht so sein. Schadet aber nichts mal zu schauen, wie man dem Kind helfen kann. Alles Gute! D
Vielen Dank für den Tipp mit der Ergotherapie. Das werde ich auf jeden Fall versuchen. Auch das autogene Training. Den Weg über den Arzt werden wir jetzt auf jeden Fall gehen und dann weiterschauen.
Ich bin bei meinen Vorrednerinnen. Zu AD(H)S gehört mehr dazu als ein bisschen Unkonzentriertheit (ob es nur ein bisschen ist, weiss ich natürlich nicht). Die wesentlichen Merkmale hast du nicht aufgezählt: Impulsives Handeln (erst handeln, dann denken). Impulsives Reden (ich weiß erst, was ich denke wenn ich höre, was ich sage). Wutanfälle (und das ist nicht nur Bockigkeit). Ich denke, er wäre schon viel eher aufgefallen, wenn er ADHS hätte, das kommt ja nicht plötzlich und in der 1. Klasse gab es keine Probleme, im Kindergarten auch nicht. Hat er vllt Eisenmangel oder mag die Lehrerin nicht? Ihn beschäftigt irgendwas? Er hat heimlich ein altes Handy und nutzt W-Lan, anstelle zu schlafen (klingt abwegig, war aber bei meiner Tochter so).
Impulsiv handelt er definitiv nicht, er denkt immer zuerst, bevor er handelt oder etwas sagt. Er diskutiert auch eher, um aus der Situation mit den Hausaufgaben herauszukommen oder nicht lernen zu müssen. Er legt immer klar seine Argumente dar, warum er das für überflüssig hält. Er weint dann auch schonmal, aber er hat daraus keinen Wutanfall. Über ein Handy verfügt er noch nicht, er hat zwar ein Kinder tablet und eine Spielekonsole, aber diese sind zeitlich so eingestellt, dass er sie nach 18:00 Uhr nicht mehr bedienen kann. Probleme mit der Lehrerin konnte ich bisher nicht beobachten. Er mag sie eigentlich. Eisenmangel habe ich tatsächlich auch in Betracht gezogen, weil ich selber damit Probleme habe. Das lassen wir nun auf jeden Fall abklären und schauen dann weiter, was wir für ihn tun kommen.
Hallo, Aus deiner Beschreibung lese ich kein ADS Kind heraus. Du beschreibst eher ein Kind, das keinen Sinn in den Hausaufgaben sieht, da er es schon kann. Hast du den Eindruck, er könnte ADS haben? Manchmal sprechen Lehrer auch einen Verdacht aus, ohne dass was dran ist. Sie sind keine Experten auf diesem Gebiet! Möchtest du es abklären? Oder die Lehrerin? Leidet ihr, dein Sohn, eure Eltern unter seinem Verhalten? Ich wollte bei meinem Kind erst die Diagnostik, als wir selbst einen Leidensdruck hatten. Nur wegen der Schule hätte ich es nicht gemacht, vor allem auch nicht, da es in der Schule keinerlei Nachteilsausgleiche (in Bayern) gibt. Ich würde zum Kinderarzt, die Bedenken der Lehrerin schildern, deine Meinung dazu mit ihm besprechen, und evtl. eine Ergotherapie machen. Aber eigentlich beschreibst du ein völlig normales Kind, das abends nicht einschlafen kann und morgens müde ist. Vielleicht könnt ihr abends ein neues Ritual zum Einschlafen finden. Vielleicht lösen sich dann die Probleme. Hat er eigentlich die gleiche Lehrerin wie in der ersten Klasse? Kommen evtl. die beiden nicht so gut miteinander zurecht? LG luvi
Nein, ich selbst hatte den Verdacht auf ADS nicht. Das kam von der Lehrerin. Natürlich mache ich mir Sorgen bzgl. der Einschlafstörungen, Müdigkeit, Unkonzentriertheit, etc., hatte aber zunächst eher probiert, unsere Tagesabläufe zu verändern. Eine organische Ursache würde ich gerne auf jeden Fall abklären lassen und mir eine zweite, ärztliche Meinung einholen, wie wir weiter vorgehen. Auch Ergotherapie würde ich gern ausprobieren. Leidensdruck im Sinne von "jetzt muss Hilfe von aussen kommen", hatten wir bisher nicht. Es ist schon manchmal mühsam, immer die gleichen Diskussionen mit ihm zu führen, aber bisher hatte ich den Eindruck, wir schaffen das mit viel Geduld. Er hört sich auch meine Argumente an und kommt dann oft zu dem Schluss, ok, ich muss es halt machen, auch, wenn ich nicht will. Aber der Frust wächst natürlich, weil er auch selbst sieht, dass die Leistung nachlässt. Nun denke ich, vielleicht übersehe ich eventuell etwas? Weil eben jetzt dieser Verdacht im Raum steht, den ich nicht hatte. Ich sehe aber eher ein sensibles Kind, was sich viele Gedanken macht und sich deshalb im Kreis dreht. Die Lehrerin ist noch die gleiche. Eigentlich mag er sie, da gab es bisher eigentlich keine Probleme. Sie ist aber eher der Typ, der Motivation in Aussagen, wie "komm, du kannst das besser, da muss mehr kommen, das muss besser werden" verpackt und ich sehe, dass das eher zu Demotivation bei ihm führt, statt ihn anzufeuern.
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