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ich will und kann nicht mehr!

Thema: ich will und kann nicht mehr!

Mein jüngster Bruder hat mich vorhin angerufen - ganz agressiv drauf: Keiner interessiert sich für ihn (ich habe ihn das letzte Mal am Samstag angerufen). Alle geben ihm unqualifizierte und ungefragte Ratschläge, dass er eine Therapie machen soll. Die Therapie will er nur machen, damit die anderen ihn in Ruhe lassen. Dabei ist doch die Welt krank und braucht eine Therapie - nicht er. Er hat Saufdruck, will aber nicht trinken(glücklicherweise). Cannabis hilft, die Fehler der andern Menschen zu ertragen. Ich bin hartherzig, weil ich mich weigere ihm Geld für Cannabis und Amphetamine zu leihen. Einen Platz für eine stationäre Therapie bekommt er frühestens im Juni. Er soll vorher eine Entgiftung machen (laut Drogenberatung am besten stationär), aber in die geschlossene Abteilung für die Therpie will er nicht, da sind ja nur Bekloppte und er macht das besser alleine. Alkohol hat er ja auch alleine geschafft (zu den AAs geht er auch nicht mehr, die reden ja nur davon, dass er seine Sucht vom Alkohol auf anderes verlagert). Sorry, das es so durcheinander ist, aber das ist das was ich vor einen halben Stunde von ihm zu hören bekommen habe - zusätzlich zu ein paar Rundumschlägen gegen meinen Mann und die Kinder (die es wagten, zwischendurch zum Gutenachtsagen zu kommen). Anschliessend rief mein anderer Bruder an, ich sollte meine jüngsten Bruder doch mal ein paar Wochen zu mir holen. Schliesslich sollte jemand rund um die Uhr auf ihn aufpassen, damit er sich keine Drogen holt. Bin ich den so ein Schwein, weil ich es nicht will? Ich kann ihn doch nicht einsperren und wir wohnen nahe der holländischen Grenze und mein jüngster weiß genau, wo er an Cannabis kommt. Und ehrlich gesagt, je nachdem was mein bruder genommen hat, habe ich auch Schiss vor ihm. Heute am Telefon war er sehr agressiv und ich bin mir bei ihm auch oft nicht sicher, wie zurechnungsfähig er ist, wenn er seine Mittelchen genommen (oder auch nicht genommen hat). Heute kann ich noch nicht mal sagen, ob er auf Entzug war oder etwas genommen hat (meist merke ich es) - aber er beschimpfte mich ziemlich, weil ich ihm kein Geld geben wollte, so dass ich das Telefonat abbrach. Danch hat er wohl direkt meinen anderen Bruder angerufe, der das Telefonat schnell abbrach und mich anrief, damit ich mich mehr um meinen jüngsten Bruder kümmere. Aber was soll ich denn tun? Der Alkohol hat unsere Kindheit überschattet und hat letztendlich unseren Vater und unsere Tante zerstört, iaber er konsumiert seit mehr als 20 jahren täglich zumindest Hasch. Sorry, ich bin gerade alleine zuhause und fühle mich wie der letzte Arsch... Dorilys

Mitglied inaktiv - 06.05.2008, 21:50



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Dein Bruder redet einen Haufen Blödsinn. Eine Entgifttung findet nicht zwingend auf der Geschlossenen statt und seine Mitpatienten sind nicht mehr oder weniger bekloppt als er. Die AAs haben auch völlig Recht mit ihrer Verlagerungstheorie. Und er weiß das auch. Und tu dir selbst einen Gefallen und nehm ihn NICHT zu dir. Lass dich ncith fertigmachen, er alleine ist schuld an seinem Zustand und er alleine kann es ändern.Du kannst ihm nicht mehr helfen, es sei denn er will dass man ihm hilft.

Mitglied inaktiv - 06.05.2008, 21:55



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Er braucht einen "Cleanschein" für eine Langzeittherapie, den wird er ohne qualifizierten Entzug nicht bekommen.Sag ihm das.

Mitglied inaktiv - 06.05.2008, 21:57



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Dorilys, ganz schlimm, was Du da durchmachst!!! Man sieht auch, dass Alkoholismus eine Familienkrankheit ist. Obwohl Du nicht an der Flasche/Droge haengst, leidest Du mit, wirst Du mit reingezogen. Ich kann Dir nur raten, weiterhin auf Abstand zu gehen, bzw. Grenzen zu setzen. Ich kann Dir von Herzen Alanon-Treffen vorschlagen, Du wirst Dich wiederfinden und so viel Kraft und neues Wissen draus ziehen! Lass Dir kein schlechtes Gewissen einreden; dass Du Dich selbst und Deine Familie vor einem drogen/alkabh. Menschen schuetzt, ist richtig und gut. Ausserdem hast Du als Laie auch gar nicht das Wissen und die Werkzeuge, einem Kranken zu helfen. Dafuer gibt es eben Therapien. Diese Aerzte/Psychologen sind nicht umsonst jahrelang zur Schule gegangen, die kennen sich aus! Du bist kein Schwein, im Gegenteil! Aber suche auch Dir Hilfe. Wie gesagt, nicht nur der Abhaengige braucht Unterstuetzung, auch die Angehoerigen! Ganz lieben Gruss von Claudi

Mitglied inaktiv - 06.05.2008, 22:01



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Alles Gute!

Mitglied inaktiv - 06.05.2008, 22:08



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ich fühle mich nur jedesmal so hilflos. Meinem Vater konnte ich nicht helfen, da war ich noch ein Kind, aber mit Schuldgefühlen musste ich lange (besonders nach dem frühen Tod meiner Mutter) kämpfen. Ebenso war es bei meiner Tante. ich war damals einige Zeit bei einer ALANON-Gruppe, aber als mein Mann und ich dann 50 km weiter zogen, habe ich hier in der Richtung keinen neuen Anschluß gesucht. Ich sollte es wirklich tuen. Ich habe gerade im Netz nachgeschaut, wann das nächste Treffen ist. Bei meinem Bruder geht es jetzt schon so lange hin und her. Lange Zeit wusste ich auch nur von seinen Alkoholproblemen und ich war so stolz auf ihn, dass er seit drei Jahren trocken ist. Seine weiteren Drogenprobleme habe ich erst im letzten Jahr genauer kennengelernt, vorher wußte ich nur von gelegendlichen Haschzigaretten. Da wir weiter auseinander wohnen , besteht eben hauptsächlich telefonischer Kontakt (ca. 2-3mal die Woche). Im Moment habe ich das Gefühl seine Talfahrt geht immer schneller voran und das macht mir Angst. Dazu kommen auch immer wieder Vorwürfe meiner anderen Geschwister, dass ich meinen jüngsten Bruder zu früh alleine gelassen habe (er war 20 Jahre als ich mit meinem mann zusammenzog). Mein Bruder sagte einmal zu mir, dass ich als (damals) einzige Schwester die Verpflichtung hätte, meinen jüngsten Bruder zu mir zu holen und für ihn zu sorgen, bevor er auf der Strasse liegt - und das läßt er immer wieder durchblicken. Mansches Mal wünsche ich mir nach diesen Telefonaten, dass ich wirklich so hart und uninteressiert wäre, wie sie mir vorwerfen Dorilys

Mitglied inaktiv - 06.05.2008, 22:19



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Dann sag deinen Geschwistern, dass du nicht der Abstreifer für alle Suchtkranken der Familie bist. Es tut dir nicht gut. Dein Bruder weiß auch so dass er auf dich zählen kann, wenn er sich auch ernsthaft helfen lassen will. Unter Hilfe versteht man nicht dass du ihm Geld für Stoff gibst. Was er ablässt, von wegen er bräuchte Substanzen um die Menschheit zu ertragen, ist ein typisch polytoxer Spruch. In Wirklichkeit ist es doch so, dass sein Umfeld ihn nicht erträgt wie ER sich benimmt. Wenn er auf der Straße liegt, dann ist es SEINE Schuld, nicht deine und das weißt du auch. Therapie würde er bekommen, auf die Geschlossene muß er nicht, wenn er nicht aggressiv ist, oder in ein Entzugsdelir gerät (bei Amphetaminen und THC ist das aber ausgeschlossen), oder eine Psychose entwickelt. Somit sind alle Wege für ihn offen, er muß sie halt selbst gehen. Wenn er nicht will, dann solltest du den Kontakt abbrechen, ehe du selbst depressiv wirst. Klingt hart, aber manchmal müssen Polytoxe den letzten gutmütigen Menschen verlieren, um einen Tritt in die richtige Richtung zu bekommen.

Mitglied inaktiv - 06.05.2008, 22:32



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gib ihm meine Mail wenn du möchtest. Ich denke die hast du. Oder besser schick mir mal deine, dann erzähl ich dir was. liebe Grüße johannna

Mitglied inaktiv - 06.05.2008, 22:29



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ich hatte jetzt ein langes Telefonat (per handy) mit einer Freundin, deren Eltern beide Alkoholiker sind. Plötzlich klopft es, da steht sie vor der Tür. Sie hatte sich von ihrem lebengefährten hierhinfahren lassen und bleibt über Nacht hier. @ Johanna: Ich werde Dich morgen anmailen Danke Euch allen LG Dorilys

Mitglied inaktiv - 06.05.2008, 23:34



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dass Deine Freundin bei Dir ist. In der Gemeinschaft ist man eben staerker! Pass schoen auf Dich auf! Lieben Gruss Claudi

Mitglied inaktiv - 06.05.2008, 23:41



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Hi! Zieh Dir den Schuh nicht an, denn er paßt nicht! Vermutlich bist Du in der ganzen Family die einzige die klaren Kopf behält und vermutlich schon mehr getan hat als zu erwarten gewesen wäre. Manchmal muß jemand erst ganz tief fallen, bevor es bergauf geht, aber solange er an Geld und Stoff kommt, wird sich sicher nichts ändern. Er hat sein Leben selbst ruiniert, keiner hat ihn gezwungen das Zeug, egal ob Hasch oder Alkohol zu nehmen, dafür mußt Du Dich nicht verantwortlich zeigen, auch nicht, wenn es Dein Bruder ist. Du hast eine eigene Familie und vorallem Kinder, auf die Du achten mußt, und wenn Du in Deinem Bruder eine Gefahr siehst, dann mußt Du halt die Priotät auf Deine Kinder setzen, Bruder hin oder her. Und wenn er agressiv ist, dann setzt es ihm sicher zu und ich würde auch keinen Suchti trauen, der gerade auf Entzug ist bzw. dringend was braucht. Man kann nur hoffen, daß die Einsicht kommt, bevor zu kriminellen Mitteln gegriffen wird. Aber Du kannst nicht so viel tun, wie Dein anderer Bruder verlangt (warum nimmt er ihn eigentlich nicht auf?). Du mußt ihn ja nicht fallen lassen, kannst ja mit ihm reden, ihm zu reden, ihm Zeit schenken, ihm anbieten in der Klinik ihn regelmäßig zu besuchen, wenn er diesen Schritt endlich geht, vielleicht gar mit ihm zu den AA´s geht oder sowas in der Richtung. Aber in die Familie lassen, in Deine Familie, das wär mir zu heikel Und manchmal ist tatsächlich die größte Hilfe jemanden Fallen zu lassen, was natürlich auch nach hinten losgehen kann. Ich wünsche Dir, daß Du sämtlich Schuldgefühle und Gewissenbisse los wirst und daß Du vielleicht DEINE Art findest helfen zu können. LG Nina

Mitglied inaktiv - 06.05.2008, 23:32



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... lass dich mal virtuell umarmen. Diese Schuldgefühle, die du da hast und dieses schlechte Gewissen beim Dich-Abgrenzen sind ganz normal in solchen co-abhängigen Familienstrukturen. Meine Mutter war jahrelang alkoholkrank, weil sie mit der unglücklichen Ehe mit meinem Vater nicht zurecht kam, und diese Zeit war besonders für mich als Tochter (von der auch alle erwartet haben, dass sie sich kümmert) einfach furchtbar. Ich habe es damals tatsächlich geschafft, sie zu AA zu schleppen, aber die Therapiebereitschaft muss ein Süchtiger schon selbst aufbringen! Ganz typisch sind auch diese permanenten Beschuldigungen, die habe ich mir auch anhören müssen. Es ist einfach bequemer, die Schuld für das eigene Versagen auf andere zu projizieren als sich an der eigenen Nase zu fassen und etwas zu ändern. Meine Mutter hat es irgendwann mit therapeutischer Hilfe geschafft, vom Alkohol weg zu kommen, aber so richtig eingestehen, dass sie Alkoholikerin ist und bleibt, konnte sie auch nicht. Sie hat das Thema immer heruntergespielt. Und letztendlich ist sie auch an einer anderen Sucht gestorben - sie hat nämlich zusätzlich gequalmt wie ein Schlot und fiel einer Krebserkrankung mit ungeklärtem Primärtumor zum Opfer. Ich hatte damals Gott sei Dank Freunde um mich herum und therapeutische Betreuung, die mir immer wieder geraten haben, mich deutlich abzugrenzen und ihr zwar Hilfe anzubieten, aber nicht die Verantwortung für ihr Leben zu übernehmen. Genau das versuchen deine Brüder: Dir die Verantwortung zuzuschieben. Du hast deinen Bruder nicht zu früh allein gelassen, ein Zwanzigjähriger ist erwachsen und Herr seiner Entscheidungen. Ich kann dir auch nur raten, dich einer Selbsthilfegruppe für Angehörige von Suchtkranken wie Al-Anon anzuschließen, es gibt sehr viele Leute, die das durchmachen, was du gerade durchmachst. Halt die Ohren steif, und achte in nächster Zeit vor allem gut auf dich und deine Familie! LG Nicole

Mitglied inaktiv - 07.05.2008, 09:11