ADHS - ADS

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Geschrieben von NadineSen am 01.11.2021, 22:29 Uhr

Nervlich nur noch am Ende!!!

Hi ihr Lieben,

ich schreibe sehr ungern in ein Forum und noch unwohler fühl ich mich dabei weil ich grundsätzlich niemals private Angelegenheiten mit anderen teile wenn es um meine Kinder geht. Hierbei hab ich allerdings keine Wahl mehr und brauche dringend Hilfe. Ich werde versuchen es so kurz wie möglich zu fassen und bitte darum ob mir jemand sagen kann ob ADS darauf zutreffen könnte.

Sohnemann ist sechs Jahre alt (geboren am 06.06.2015)
In der Schwangerschaft kein Alkohol und nie geraucht, normal geboren ohne Komplikationen (schreib ich dazu weil mich das irgendwie jeder Arzt fragt wenn es um mein Kind geht).
Mein Sohn war schon von klein auf mit allem später dran als es andere Kinder sind. Sprachlich liegt er weit zurück. Mit 3 Jahren hieß es, dass er eben ein Junge ist und länger braucht. Mit vier Jahren das gleiche. Mit fünf Jahren hieß es dann ich solle bitte mit ihm zur Logopädie. (Haben wir natürlich gemacht und ergab nie Besserung).
Weitere Auffälligkeiten die vom Kindergarten kamen und von Zuhause zu bestätigen sind:
Ein sehr ruhiges und zurückgezogenes Kind. Kann sich kaum konzentrieren und wenn dann nicht lange. Hat Schwierigkeiten Kontakte zu knüpfen. Fühlt sich schnell ausgegrenzt und ungeliebt.
Das alles wurde dann noch stärker bemerkt nachdem der Vorschulunterricht begann. Wir sollten dann noch zur Ergotherapie und in ein Kinderzentrum um ihn komplett zu durchleuchten. Ergotherapie hatten wir auch erledigt und Kinderzentrum hatte eine Wartezeit von einem Jahr. Dann kam die Anmeldung zur Schule am 19.08.2020. Dort hab ich sofort mitgeteilt wo die Schwierigkeiten liegen. Schule hat sich mit Kindergarten in Verbindung gesetzt. Kindergarten sagte, dass unser Sohn noch ein Jahr länger braucht. Schuluntersuchung ergab er wäre Schulreif aber mit Förderung. Dann wurden wir auf eine Grundschule mit dem Schwerpunkt Sprache geschickt. Dort wurde ein IQ Test und weitere Tests mit ihm gemacht. Ergebnis war nicht auswertbar. Sohnemann hat nicht mitgemacht. Beim zweiten Versuch hat er mitgemacht aber nach 20 Minuten völlig abgeblockt und Konzentration verloren (Tests gingen um die 3-4 Stunden). Dann wurden wir an die Grundschule mit Schwerpunkt lernen geschickt. Lehrerin kam zu uns Nachhause. Nach 15-20 Minuten war es dann vorbei mit der Aufmerksamkeit. Unruhe hat sich breit gemacht. Das zeigt sich wie folgt: Kratzen am gesamten Körper, unruhig herum zappeln, weinen zurück halten und Haare vom Kopf zupfen.
Ergebnis des Tests: IQ leicht unter dem Normwert und empfehlung entweder auf Förderschule oder an eine Grundschule mit dem Schwerpunkt lernen. Weil er von seinem Wesen her extrem sensibel ist waren wir der Meinung, eine Förderschule wäre die bessere Wahl. Er wäre bei 20 Kindern in der Klasse völlig untergegangen.
Heute haben wir den Beurteilungsbogen von der Lehrerin erhalten:
Kind ist ein sehr freundliches Kind das sich in die Klasse gut eingefügt hat. Kind spielt gerne mit den anderen Kindern auf dem Pausenhof. Kind zeigt sich im Unterricht sehr ruhig und passiv abwesend. Es scheint als würde Kind in einer Phantasiewelt leben. Kind spricht sehr leise und ist nur dann in eine Unterhaltung einzubinden wenn es um seine Spielewelt geht (Autos,Bausteine). Im Umgang mit anderen fällt es Kind noch schwer sich selbst von anderen abzugrenzen. Kind fühlt sich sehr schnell ungerecht behandelt und weint schnell. In Arbeitsphasen arbeitet Kind sorgfältig aber sehr langsam. Kind fällt es schwer sich selbstständig mit Unterrichtsinhalten zu befassen.

Zuhause ist es eigentlich genau dasselbe. Ich habe das Gefühl ich kann nichts richtig machen. Er fühlt sich immer ungeliebt und zu unrecht behandelt. Schimpfen oder jede andere Art von Kritik ist für ihn kaum bis gar nicht auszuhalten. Selbst kleine Dinge wie nach dem Toilettengang runterzuspülen sind für ihn enorm schwer weil er es immer wieder vergisst. Auf anraten ihn einzubinden in die häuslichen Aufgaben wie zB den Tisch zu decken ist es ihm kaum möglich die Konzentration dafür aufzubringen. Ich muss die Dinge die ich von ihm will mehrmals wiederholen. Wenn ich ihm etwas sage, dass ihn dann frustriert, reagiert er völlig genervt und sagt ich würde ihn nicht lieben, knallt Türen zu oder schreit rum. Allerdings ist es mir auch nicht sehr oft gestattet ihn in den Arm zu nehmen oder etwas mit ihm zu unternehmen weil er darauf einfach keine Lust hat. Zuhause wird viel gebastelt, gemalt, gebacken oder gepuzzlet weil mein kleiner Sohn solche Dinge gern macht. Mein Großer hat auf alles keine Lust und wenn ich dann sage, dass ers trotzdem machen muss dann beginnt das Theater gleich von vorne. Schlaf ist meiner Meinung nach auch nicht genug. 05:50 Uhr muss er aufstehen. 06:35 uhr kommt der Schulbus. 07:50 Uhr beginnt der Unterricht, um 14:45 Uhr hat er Schule aus und um 15:30 Uhr ist er dann Zuhause. Meist gehts dann noch raus auf den Spielplatz und trotzdem braucht er Abends stunden um einzuschlafen. Ich lege ihn um 20 Uhr hin und dann liegt er da noch bis 22, 23 Uhr. So wie jetzt. Halb 11 und er ist immernoch wach. Morgens wie zu erwarten total übermüdet.

Jetzt kommt unser neustes Problem was für mich ganz schlimm ist. Einkoten! Er hat seitdem er drei Jahre alt ist niemals mehr in die Hose gemacht. Nichtmal ausversehen oder im Schlaf. Er war vollständig trocken. Seit guten zwei Monaten quälen wir uns hier damit herum. Auf die Frage warum er das macht sagte er zuerst weil er Angst hätte nachts zur Toilette zu gehen weil es dunkel ist. Natürlich haben wir sofort ein helles Licht besorgt und das Problem blieb das gleiche. Mittlerweile antwortet er nur noch mit: ich weiß es nicht.

Erstmal entschuldige ich mich für den langen Text und natürlich gehört das alles zu einem Arzt bei dem ich bereits einen Termin ausgemacht habe aber bitte kann mir jemand sagen ob diese Verhaltensmuster für ADS sprechen könnten? Ich könnte mit der gesamten Situation viel ruhiger umgehen wenn ich endlich wissen würde wo das Problem liegt und wie man daran arbeiten kann.
Wenn man mir vor zwei Jahren gesagt hat, dass er einfach noch etwas länger braucht dank war das noch zu ertragen aber ich kann es einfach nicht mehr hören und möchte nicht noch mehr zeit verstreichen lassen bis mir jemand eine richtige Diagnose geben kann.

Ich würde mich über ein paar Tipps und Erfahrungen von euch freuen und bedanke mich dafür mich ausheulen zu dürfen.

Liebe Grüße

 
6 Antworten:

Re: Nervlich nur noch am Ende!!!

Antwort von Maca am 02.11.2021, 9:50 Uhr

Ich rate dir dringend Helga Simchen zu lesen.

Sie ist die Expertin für hypotone ADSler.

https://helga-simchen.info/ADS-ohne-Hyperaktivitaet

Dass dein Sohn davon ( in einem starken Ausprägungsgrad) betroffen ist, halte ich für sehr wahrscheinlich.

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Re: Nervlich nur noch am Ende!!!

Antwort von Maca am 02.11.2021, 10:00 Uhr

“Ergebnis des Tests: IQ leicht unter dem Normwert“

Es ist nicht möglich, bei hypotonenn und untherapierten ADSlern mit desolatem Selbstwerterleben, einen validen Gesamtwert zu erheben.
Lass dir das bloß nicht einreden.

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Re: Nervlich nur noch am Ende!!!

Antwort von Baerchie90 am 02.11.2021, 10:41 Uhr

Das schwierige ist ja, dass sich viele Diagnosen in den Symptomen überschneiden. Wir sind jetzt seit einigen Jahren in der Diagnostik, AD(H)S stand immer mal wieder im Raum, genau wie 3 andere Diagnosen, aber so richtig festlegen wollte sich noch keiner.
Ich habe mich inzwischen damit abgefunden, dass es für unseren Sohn (8) keine "Schublade" gibt und belese mich daher "breit gefächert". Dyspraxie, Autismus, AD(H)S, Regulationsstörung, alles zu Wahrnehmungsstörungen und Sprachstörungen - alles passt irgendwie, aber irgendwie auch nicht. Ich ziehe mir das raus, was mir für unseren Sohn sinnvoll erscheint.

Gerade wenn Logopädie kaum bis gar keine Fortschritte bringt, macht ein Blick Richtung "verbale Dyspraxie" (auch "VED") Sinn.
Bei unserem Sohn wurde es mit der Sprache deutlich besser, als unsere Logopädin Buchstaben und Lautgebärden mit ins Spiel brachte. Inzwischen sind die täglichen Lese-Hausaufgaben die beste Übung.

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Re: Nervlich nur noch am Ende!!!

Antwort von Mika82 am 02.11.2021, 17:19 Uhr

Ja es hört sich auch für mich wie ADS Symptome an. Und ich sehe auch ein paar Übereinstimmungen zu unserem Sohn.
Er war mit der Entwicklung immer ein Sück hinterher, aber nie so viel, dass es beim Kinderarzt aufgefallen wäre. Es war immer grenzwertig eher.
Richtig schlimm aufgefallen ist es erst in der Schule.
Aktuell haben wir bald wieder Termin um Testen auf Autismus. Die Symptome passen auch, wie gesagt es verschwimmt manchmal und es ist schwer zu testen.
Einkoten war bei uns nie. Aber er hat auch zeitweise schwer mit Ängsten zu kämpfen.
Hoffe ihr habt bald eine Diagnose, dass ihr besser helfen könnt

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Re: Nervlich nur noch am Ende!!!

Antwort von Kacenka am 03.11.2021, 10:48 Uhr

ich möchte den anderen zustimmen. Eventuell gibt es keine absolut passende Schublade. Eventuell müsst ihr euern Weg zusammen mit den Fachleuten für ihn speziell suchen und finden. Du machst das bestimmt schon sehr gut, denn du schaust immer wieder auf deinen Sohn, lässt dir Ratschläge geben und schaust aber auch immer wieder, wie und ob sie funktionieren. Was besseres kannst du nicht tun!
Das mit dem Einkoten kann evtl. auch "sekundär" sein, also eine stressbedingte Verhaltensauffälligkeit. Gerade wenn er sehr ruhig ist und sich quasi nicht "meldet", wenn er mit etwas nicht klar kommt, nur viel weint.
Das Problem mit den ganzen Tests und Diagnosen ist ja, dass sie letztlich auch nur "annähernd" funktionieren. Wenn die Schilddrüse oder die Bauchspeicheldrüse nicht richtig arbeiten, kann man das heute ganz einfach mit Blutwerten feststellen. Bei "Diagnosen" wie Autismus oder ADHD geht das nicht, man schaut sich das Verhalten/die kognitiven Leistungen an und wenn eine gewisse Anzahl an Merkmalen zutrifft, stellt man die Diagnose. Damit hat man aber nur zum Teil eine "Lösung" des Problems, denn individuell sieht es wieder sehr unterschiedlich aus. Und auch was am Ende wirklich hilft ist manchmal sehr individuell, da muss man probieren. Genauso wie die Ursachen ja noch nicht wirklich verstanden sind und daher auch die Therapien ganz vielfältig sein können.
Ich wünsche Euch viel Kraft dabei, es ist alles andere als einfach!

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Re: Nervlich nur noch am Ende!!!

Antwort von kea2 am 06.11.2021, 17:36 Uhr

Hallo,

für mich klingt das nicht nach einem ADS-Kind, bzw. wenn, dann ist das nur ein Teil des Problems.
Ein Kind kann mehrere Probleme haben, wie z.B. ADS und Autismus oder was weiß ich was für Kombinationen.
Leider sind Ärzte mit den Mehrfach-Diagnosen bei solchen Kindern nicht selten überfordert.

Auf jeden Fall scheinst nicht nur Du Dich gerade sehr unwohl mit der Situation zu fühlen, sondern auch Dein Sohn.
Ich denke, dieses Problem mit dem Einkoten hat sein Ursache darin.
Solche Kinder sind häufig so sensibel, dass ihnen selbst klar ist, dass ihr Verhalten nicht normal ist und dass deswegen schlechte Stimmung in der Familie herrscht. Sie wissen aber nicht, wie sie sich ändern sollen und sind deswegen gefrustet.

Was ich machen würde, ist, Autismus in einem Autismus-Zentrum abklären zu lassen. Diese Störung ist sehr vielfältig und mit der Diagnose tun sich Ärzte, die sich nicht speziell damit befassen, grundsätzlich schwer, selbst wenn ein Kind "nur" Autist und nichts anderes ist.
Dann könnt Ihr das schonmal ausschließen oder Ihr wisst mehr.

Mit anderen Dingen, wie ADS, Wahrnehmungsstörungen etc. kann Euch hoffentlich der Arzt weiter helfen, wo Ihr einen Termin habt.

Ich würde mal versuchen, ein ruhiges Gespräch mit Deinem Sohn zu führen, wie Du ihn erlebst und wie er Situationen erlebt. Frag' ihn mal, mit was für einer Reaktion Deinerseits er umgehen könnte, wenn er z.B. vergessen hat auf der Toilette abzuziehen. Ignorieren kann es ja nicht sein. Irgendwie musst Du ihn daran erinnern dürfen, ohne dass er gleich glaubt, dass Du ihn nicht lieb hast.
Häufig haben Kinder für solche Probleme Lösungsvorschläge.

Das heißt nicht, dass es beim nächsten mal super klappt, aber wenn man die Kinder nochmal an die Vereinbarung erinnert und nochmal am Fine-Tuning arbeitet, geht es normalerweise irgendwann besser.

Liebe Grüße

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