Sind das schon die Wechseljahre?

Blonde Frau schaut ueber die Sofalehne

© Adobe Stock, goodluz

Schlechte Laune, plötzliche Schweißausbrüche und die Periode kommt nicht mehr regelmäßig: Viele Frauen schieben diese Symptome auf Stress oder ein vorübergehendes hormonelles Ungleichgewicht.

Dass diese Beschwerden auch schon auf die Wechseljahre hindeuten können, ist für viele eine Überraschung, wenn nicht gar ein Schock. Etwa 10 Jahre vor der letzten Monats­blutung, also meisten so mit Anfang, Mitte 40 spüren Frauen die ersten Vorboten des beginnenden Wechsels. Unter Umständen kann das aber auch schon viel früher der Fall sein.

Wechseljahre - was passiert da in meinem Körper?

Die Wechseljahre sind - wie der Name schon sagt - eine Zeit der Veränderungen und des Übergangs. Der Körper fängt langsam an, die Produktion der weiblichen Geschlechts­hormone zu drosseln und die Fruchtbarkeit schließlich ganz einzustellen. Dieser Vorgang verläuft über einen Zeitraum von mehreren Jahren und beginnt schleichend - bei den meisten Frauen so etwa mit 45 Jahren.

Viele Frauen leiden in dieser Zeit unter den geradezu sprichwörtlichen Anzeichen wie Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen - manche mehr, manche weniger und manche auch überhaupt nicht. Das Klimakterium mit all seinen möglichen Begleiterscheinungen sollte aber nicht als Krankheit verstanden werden, sonder als das, was es ist: als Übertritt in eine neue Lebensphase. Als völlig natürlicher Vorgang, der jede Frau früher oder später betrifft.

Die Vorboten erkennen

Bei den wenigsten Frauen bleibt die Regelblutung von heute auf morgen einfach so aus. Fast immer werden zunächst die Zyklen unregelmäßiger, verlaufen öfter ohne Eisprung, die Periode wird stärker oder bleibt auch mal über ein paar Monate ganz weg. Wenn Sie mit der Pille verhüten, kann es auch sein, dass Sie von diesen Veränderungen erst mal gar nichts bemerken und Ihre Periode unverändert weiter bekommen.

Während der Prämenopause, also der Zeit vor der letzten Blutung, stellt der Körper Schritt für Schritt die Produktion der weiblichen Geschlechtshormone ein. Zuerst wird die Progesteron-Produktion weniger, anschließend sinkt auch der Östrogen-Spiegel. Für die klassischen Wechseljahrs­beschwerden - Hitzewallungen, Stimmungs­schwankungen, Herzrasen und Panikattacken - ist in erster Linie dieses plötzliche hormonelle Ungleichgewicht verantwortlich. Das kann bei einigen Frauen auch zu Problemen wie Akne, Haarausfall, Kinnbehaarung und Gewichtszunahme, vor allem rund um den Bauch, führen.

Die typischen Begleiterscheinungen auf einen Blick

  • Hitzewallungen und Schweißausbrüche
  • Schwindel
  • Herzrasen (häufig während der Hitzewallungen)
  • Schlafstörungen
  • Erschöpfung und Müdigkeit (häufig auch aufgrund des schlechten Schlafes)
  • Nervosität, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen, Depressionen
  • Verminderte Libido, trockene Scheidenschleimhaut, Scheideninfektionen
  • Blasenschwäche, Inkontinenz
  • Akne, Haarausfall, vermehrte Gesichtsbehaarung

Zu früh für die Wechseljahre?

Gerade für Frauen, die noch einen Kinderwunsch haben, kann die Diagnose "vorzeitige Wechseljahre" wie ein Schock kommen. Denn mit dem unregelmäßig werdenden Zyklus findet auch nicht mehr jeden Monat ein Eisprung statt. Die Wahrscheinlichkeit, auf normalem Wege schwanger zu werden, sinkt damit rapide. Deshalb sollten Sie bei den ersten Anzeichen möglichst bald mit Ihrem Frauenarzt sprechen. Sind die Wechseljahre erst mal durch, kann man auch mit Hormontherapie nicht mehr viel machen.

Was hilft bei Wechseljahrsbeschwerden?

Die körperlichen Begleiterscheinungen, die der hormonelle Umschwung mit sich bringen kann, müssen Sie natürlich nicht klaglos über sich ergehen lassen. Zum Glück ist gegen (fast) jedes Wechselproblem ein Kraut gewachsen. Neben einer Hormontherapie gibt es auch pflanzliche Mittel und alternative Heilmethoden, damit man die Wechseljahre weitgehend ohne Schweißausbrüche und Stimmungsschwankungen übersteht.

Hormone ja oder nein?

Die Einnahme von künstlichen Hormonen - die sogenannte Hormon-Ersatz-Therapie oder kurz HET - wird seit Jahren sehr kontrovers diskutiert. Anfangs noch das gefeierte Allheilmittel gegen alle Alterserscheinungen, gerieten sie bald darauf in Verdacht, mehr zu schaden als zu nutzen. In der Tat gibt es Frauen, die keine Hormone nehmen dürfen. Ob und wann eine Hormontherapie sinnvoll und erlaubt ist, muss man deshalb für jede Frau ganz individuell beantworten. Sprechen Sie hierüber am besten mit Ihrem Frauenarzt.

Pille statt HET?

Viele Frauen fragen sich, ob sie nicht einfach ihre Pille weiternehmen können. Es gibt Mikro-Pillen, die in ihrer Zusammensetzung einer HET sehr ähnlich sind und die sie beinahe unbegrenzt weiternehmen können. Grundsätzlich steigt aber mit zunehmendem Alter das Risiko für Gefäßerkrankungen unter einer normalen Pille stark an. Wenn also die verhütende Wirkung nicht mehr gebraucht wird, ist es meist besser, auf eine niedrigere Dosierung umzustellen.

Verhütung in den Wechseljahren

Theoretisch können Sie schwanger werden, solange Sie noch einen Eisprung haben. Erst wenn Sie ein Jahr lang keine Blutung mehr hatten, können Sie relativ sicher sein, dass nichts mehr passieren kann. Da die Pille das Risiko für Gefäßkrankheiten, Thrombose und Brustkrebs erhöht, sollten Sie - besonders wenn Sie rauchen oder übergewichtig sind - auf eine andere Verhütungsmethoden umsteigen. Frauenärzte empfehlen jetzt häufig die Spirale, eventuell auch die Hormonspirale, falls Sie unter starken Blutungen leiden. Kondome sind ebenfalls eine gute Alternative. Wegen der trockenen Scheide sind hier zusätzliche Gleitmittel oder Hormonzäpfchen empfehlenswert. Natürliche Verhütung (NFP) ist wegen der starken Zyklusschwankungen kaum eine Alternative. Auch eine Sterilisation wird normalerweise kurz vor den Wechseljahren nicht mehr empfohlen.

Pflanzliche Hormone und alternative Heilkunde bei Wechseljahrsbeschwerden

Phytohormone haben pflanzliche Bestandteile mit östrogenartiger Wirkung (z.B. Isoflavon) und wirken deshalb ähnlich wie Hormone. Obwohl sie aus Lebensmitteln wie Erdnüssen, Sojabohnen, Rhabarber oder Hülsenfürchten gewonnen werden, kann man den erforderlichen Bedarf nicht über die normale Ernährung decken. Phytohormone müssen relativ hochdosiert und langfristig eingenommen werden, um überhaupt eine Wirkung zu zeigen. Für Frauen, die lediglich leichte Beschwerden haben oder künstliche Hormone ablehnen oder nicht nehmen dürfen, kann dies eine mögliche Alternative sein. Phytohormone haben aber ebenfalls gewisse Nebenwirkungen und sollten deshalb nur vom Frauenarzt verordnet werden.

Im Bereich der Pflanzenkunde gibt es verschiedene wirksame Mittel, allen voran der Mönchspfeffer (Agnus-castus), Frauenmanteltee und das Frauenkraut (Cimicifuga), die jeweils hormonausgleichend wirken. Salbei - am besten als Tee - hilft gegen übermäßiges Schwitzen, Brennnessel entwässert, Johanniskraut stärkt die Nerven und Baldrian beruhigt und hilft gegen Schlafstörungen.

Scheiden-Zäpfchen und Hormoncremes

Vaginal-Zäpfchen und Cremes mit dem Wirkstoff Estriol, helfen besonders gut gegen die lokalen Beschwerden, die der Östrogen-Mangel im Bereich der Scheide und Blase verursachen kann. Trockene Scheidenschleimhaut, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Scheideninfektionen, Blasenentzündungen und selbst Inkontinenz können auf diese Weise verhindert oder deutlich gebessert werden. Diese Präparate können Sie meist auch dann benützen, wenn Sie ansonsten keine Hormone einnehmen wollen oder dürfen. Außerdem gibt es auch für diesen Bereich pflanzliche Alternativen, z.B. Zäpfchen mit Granatapfelextrakt oder Vaginalgels mit Hopfenextrakt, die eine hormonähnliche, entzündungshemmende Wirkung haben.

Gewichtszunahme in den Wechseljahren - muss das sein?

Mit den Wechseljahren verlangsamt sich der Stoffwechsel und damit sinkt der Grundumsatz des Körpers. Überschüssige Kilos, die man früher ganz schnell mit ein paar Tagen "FDH" wegbekommen hat, bleiben plötzlich hartnäckig auf den Hüften. Zusätzlich sorgt das hormonelle Übergewicht an Testosteron dafür, dass sich die Fettpölsterchen nicht wie früher an Po und Oberschenkel, sondern - wie bei Männern - am Bauch ansiedeln. Um Ihr Gewicht auch über die Wechseljahre hinaus einigermaßen konstant zu halten, ist eine gewisse Umstellung der Lebens­gewohnheiten unerlässlich. Nur wenn Sie sich (weiter) regelmäßig bewegen und auf eine leichte, kalorienärmere Ernährung achten, können Sie Ihre Wunschfigur auf Dauer erhalten.

Jegliche Arten von Ausdauer­sportarten fördern den körpereigenen Endorphin-Ausschuss und helfen überschüssiges Adrenalin abzubauen. Dadurch bessert sich die Laune und auch die lästigen Wallungen und Hitzeattacken. Gleichzeitig beugen Sie Osteoporose vor, denn durch den Muskelaufbau werden auch die Knochen gestärkt. Entspannungs­übungen, Meditation und Yoga helfen gegen nervöse Verstimmungen, vor allem das sogenannte "Hormonyoga", das mit gezielten Übungen (Asanas) den Hormonhaushalt positiv beeinflussen soll.

Achten Sie vor allem darauf, wenig kurzkettige Kohlehydrate zu sich zu nehmen (also keine Süßigkeiten - leider!). Hochwertige Kohlehydrate (z.B. Vollkornprodukte) machen länger satt und sorgen für einen ausgeglichenen Blutzuckerspiegel. Und das hilft langfristig viel besser gegen Stimmungsschwankungen als Schokolade!

Zuletzt überarbeitet: Juli 2019

Weiterführende Artikel ...

Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.