Blasenentzündung - ein typisches Frauenproblem!

Frau mit Hand an der rechten Leiste

© Adobe Stock, Piotr Marcinski

Viele Frauen kennen das Gefühl aus leidvoller Erfahrung: dauernd müssen sie zur Toilette rennen und dann brennt es beim Wasserlassen wie Feuer. Schon wieder eine Blasenentzündung!

Fast ein Viertel der erwachsenen Frauen hat mindestens einmal im Jahr Beschwerden mit der Blase. Tatsächlich gehören Harnwegsinfekte zu den häufigsten Infektionen überhaupt. Frauen sind dabei wegen ihrer kürzeren Harnröhre und der Nähe zum Darmausgang 10-mal so oft betroffen. Durch den kurzen Abstand passiert es schnell, dass Bakterien aus dem Darm in die Blase geraten und dort zu schmerzhaften Entzündungen führen. Bei einer ansonsten gesunden Frau ist eine Blasenentzündung ungefährlich und heilt normalerweise ohne Folgen aus. Während der Schwangerschaft oder bei Nierenerkrankungen kann sie allerdings zu Komplikationen führen.

Was ist eine Blasenentzündung?

Als Blasenentzündung bezeichnet man eine Entzündung der Schleimhaut in der Harnröhre (Urethritis) oder in der Blase (Zystitis). Sie wird in den allermeisten Fällen (80%) durch Darmbakterien (E-Coli) verursacht, die sich in die Harnröhre "verirrt" haben und sich dort ungestört vermehren. Manchmal sind aber auch andere Bakterien wie Staphylokokken, Chlamydien oder Gonokokken ("Tripper"), Hefepilze oder Viren die Auslöser. Von der Harnröhre steigen die Bakterien hinauf in die Blase und - wenn man nichts dagegen unternimmt - über den Harnleiter weiter hinauf bis zur Niere.

Wie erkennt man eine Blasenentzündung?

Der typische Harnwegsinfekt macht sich durch Brennen oder Schmerzen beim Wasserlassen und häufigen Harndrang bemerkbar. Man hat das Gefühl, dass man ganz dringend muss, aber dann kommen nur ein paar Tropfen. Oft treten auch noch krampfartigen Schmerzen im Unterbauch auf. Man fühlt sich schlapp und müde, hat aber meist kein oder zumindest nur leichtes Fieber. Stark erhöhte Temperatur und Schmerzen im Rücken oder in der Flanke hingegen deuten auf eine Nierenbeckenentzündung hin, die möglichst schnell mit Antibiotika behandelt werden sollte.

Bei Blasenentzündung viel trinken!

Das Wichtigste bei allen Harnwegsinfekten ist viel zu trinken! Am besten nicht zu kaltes, stilles Wasser - und das tatsächlich literweise! Viele Frauen machen gerade jetzt den Fehler, dass sie - um den häufigen, schmerzhaften Harndrang zu vermeiden - fast gar keine Flüssigkeit mehr zu sich nehmen. Die Bakterien wandern dann ungestört Stückchen für Stückchen nach oben. Wenn Sie aber bei den ersten Symptomen wie einem leichten Brennen sofort zur Wasserflasche greifen und richtig viel trinken, haben die Bakterien weniger Chancen, sich in der Schleimhaut festzusetzen, und werden regelrecht hinausgespült. Oft kann man so die drohende Blasenentzündung noch abwenden.

Was hilft sonst noch?

Gegen die Schmerzen können Sie ein leichtes Schmerzmittel nehmen, wie z.B. Ibuprofen, das wirkt gleichzeitig auch entzündungshemmend. Außerdem gibt es einige rezeptfreie harntreibende und entzündungshemmende Naturheilmittel (als Tee oder Extrakt) z.B. Birkenblätter, Wacholderbeeren, Bärentraube (nicht länger als 10 Tage!) oder Brennnessel. Cranberries (dt. Moosbeeren, erhältlich als Saft oder Kapseln) wirken im akuten Zustand sehr gut und helfen auch längerfristig zur Vorbeugung. Wärme - z.B. eine Wärmflasche oder ein Kirschkernkissen auf den Unterbauch - entspannt die verkrampfte Muskulatur und wird meist als angenehm empfunden. Wenn möglich geben Sie ein paar Tage Ruhe. Eine Blasenentzündung ist oft auch stressbedingt.

Wann zum Arzt?

Wenn die Symptome nicht nach kurzer Zeit völlig verschwunden sind, wenn Fieber und Schmerzen hinzukommen oder wenn Sie öfter als 3- bis 4-mal im Jahr davon geplagt werden, sollten Sie zu Ihrem Hausarzt oder Urologen gehen. Der kann zunächst mit einem Urin-Schnelltest den Erreger herausfinden und eventuell auch eine Kultur anlegen, um die Bakterien näher zu bestimmen (dauert ein paar Tage). Vermutlich wird er Ihnen ein Antibiotikum verschreiben, das bei einem leichten Infekt meist nur über drei Tage genommen werden muss. Wenn das Problem immer wieder auftaucht, muss der Arzt per Ultraschall abklären, ob eventuell eine organische Störung die Ursache ist. Außerdem gibt es inzwischen eine ziemlich wirksame "Impfung" gegen die häufigsten Erreger in Tablettenform. Ein Brennen beim Wasserlassen kann übrigens auch Zeichen für eine Scheideninfektion oder eine Geschlechtskrankheit sein. Falls Sie gleichzeitig vermehrten, eventuell übel riechenden Ausfluss haben, sollten Sie am besten gleich einen Termin bei Ihrem Frauenarzt ausmachen.

Was bedeutet Mittelstrahl-Urin?

Wenn Ihr Arzt eine Urinprobe von Ihnen braucht, wird er Sie vermutlich bitten, "Mittelstrahl-Urin" abzugeben. Damit möchte er vermeiden, dass Bakterien, die gar nicht in der Blase sondern außerhalb in der Scheide angesiedelt sind, in die Urinprobe geraten und das Bild verfälschen. Waschen Sie sich vorher kurz die Scheide. Spreizen Sie die Schamlippen und lassen Sie zunächst etwas Urin in die Toilette ab. Dann füllen Sie den Becher bis zur Hälfte und lassen den Rest wieder in die Toilette.

Honeymoon-Zystitis

Eine Blasenentzündung nach dem Sex kommt so oft vor, dass die Ärzte dafür eine eigenes Wort haben: die sogenannte "Honeymoon-Zystitis" (Flitterwochen-Blasenentzündung). Durch ungewohnt häufigen Geschlechtsverkehr - wenn man frisch verliebt ist oder im Urlaub - werden Bakterien immer wieder in die Harnröhre hinein gerieben und der Ausgang der Harnröhre mechanisch gereizt. Die Folge ist Blasenentzündung. Vorbeugend hilft hier ein einfaches Mittel: Gehen Sie direkt nach dem Geschlechtsverkehr wasserlassen, das spült die Bakterien gleich wieder heraus. Gerade bei einem neuen Partner reagiert die eigene Abwehr anfangs oft auch irritiert auf die "fremde" Bakterienflora. Kondome helfen hier - nicht nur gegen Krankheiten, sondern auch gegen "normale fremde" Keime, bis sich Ihre Immunabwehr an den neuen Partner gewöhnt hat.

Blasenentzündung in der Schwangerschaft

Während der Schwangerschaft kann ein ansonsten völlig harmloser Harninfekt richtig gefährlich werden, weil er unbehandelt zur Fehlgeburt oder Frühgeburt führen kann. Aus diesem Grund wird Ihr Frauenarzt bei jeder Vorsorgeuntersuchung auch den Urin kontrollieren. Wenn Sie Beschwerden wie Brennen oder Schmerzen haben, sollten Sie das abklären lassen. Andererseits ist es aber auch völlig normal, dass Sie während der Schwangerschaft dauernd zur Toilette müssen, weil die Gebärmutter auf die Blase drückt. Sollte der Arzt bei Ihnen einen Harnwegsinfekt feststellen, muss er vermutlich mit einem Antibiotikum behandelt werden. Es gibt spezielle Mittel, die man auch in der Schwangerschaft nehmen darf und die dem Kind nicht schaden. Vorher sind hier aber eine genauere Untersuchung und das Anlegen einer bakteriellen Kultur angebracht, damit auch wirklich das richtige Mittel gefunden wird. Bitte beachten Sie: Die meisten Blasen/Nierentees dürfen in der Schwangerschaft nicht angewandt werden!

Was kann man vorbeugend tun?

Scheidenflora pflegen

Eine intakte Vaginalflora wehrt nicht nur Keime in der Scheide ab, sondern schützt auch den Eingang zur Harnröhre. Insbesondere nach einer Antibiotika-Therapie sollten Sie die Scheidenflora mit einem Milchsäure-Präparat (erhältlich als Scheidenzäpfchen in der Apotheke) wieder aufbauen. Sonst entsteht ein Teufelskreis und Sie haben sofort wieder die nächste Blasenentzündung am Hals.

Keine übertriebene Intimhygiene

Um die empfindliche Scheidenflora nicht zu zerstören, sollten Sie im Intimbereich auf Seife, Deos und Scheidenspülungen verzichten und die Scheide nur äußerlich mit Wasser waschen. Lesen Sie dazu auch unsere Tipps zur gesunden Intimhygiene.

Nach dem Stuhlgang von vorne nach hinten abwischen

Das ist besonders wichtig, damit die Bakterien aus dem Darm nicht in die Harnröhre gelangen können. Aus demselben Grund sollten Sie nicht direkt nach dem Analverkehr normalen Geschlechtsverkehr haben oder das Kondom wechseln.

Blase vollständig leeren

Achten Sie darauf, dass Sie bei jedem Wasserlassen die Blase vollständig entleeren, um Entzündungen vorzubeugen.

Nach dem Sex zur Toilette gehen

Wenn Sie den Verdacht haben, dass Geschlechtsverkehr bei Ihnen der Auslöser für wiederkehrende Blasenreizungen ist, sollten Sie unbedingt anschließend Wasserlassen gehen. Dadurch spült es die Bakterien, die beim Sex in die Harnröhre gerieben worden sind, gleich wieder heraus. Wenn Sie vorher ein Glas Wasser trinken, geht es leichter.

Verhütungsmethode wechseln

Für häufige Blaseninfekte können auch Scheidenzäpfchen, Spermizide oder das Diaphragma der Auslöser sein. Die Verhütungsmethode zu wechseln kann hier hilfreich sein.

Kur mit Cranberry-Saft

Preiselbeer- oder Cranberry-Saft (Moosbeere) kann man vorbeugend über mehrere Wochen nehmen. Das säuert den Urin an und verhindert damit eine Besiedlung von Bakterien.

Unterleib und Füße immer schön warm halten

Obwohl es bisher keinen hinreichenden medizinischen Beweis dafür gibt, dass man sich die Blase "erkälten" kann, haben schon unsere Großmütter sicher nicht ohne Grund davor gewarnt, mit nassem Badeanzug herumzulaufen oder sich auf kalten Boden zu setzen. Halten Sie deshalb den Unterleib immer schön warm, aber vermeiden Sie es auch zu schwitzen.

Abhärten mit kaltem Wasser

Eine Kur mit abwechselnd warmem und kaltem Wasser nach Pfarrer Kneipp stärkt die Abwehrkräfte. Wenn Sie zu häufigen Blasenentzündungen neigen, versuchen Sie doch mal wechselnde Güsse über den Unterleib am Bidet oder mit der Dusche (immer mit kalt enden, aber nicht zu lange). Dadurch wird der ganze Unterleib besser durchblutet.

Langfristige Antibiotika-Therapie

Gegen immer wieder auftretende (chronische) Blaseninfekte kann eine Langzeit-Therapie mit einem Antibiotikum helfen. Manchmal hilft es auch, z.B. nach jedem Geschlechtsverkehr vorbeugend eine Tablette zu nehmen. Das muss allerdings der Urologe im Einzelfall entscheiden.

Zuletzt überarbeitet: Dezember 2018

Weiterführende Artikel ...

Mobile Ansicht

Impressum Über uns Neutralitätsversprechen Mediadaten Nutzungsbedingungen Datenschutz Forenarchiv

© Copyright 1998-2024 by USMedia.   Alle Rechte vorbehalten.