Hallöchen!
Ich bin heimliche Mitleserin und bin wirklich begeistert von deiner Arbeit, Kompliment! :)
Jetzt möchte ich auch mal eine Frage stellen...
Mein Sohn wird Sonntag 8 Wochen alt und möchte im Schnitt 1x die Stunde an die Brust. Eine Phase die vorbei geht, wie du mal geschrieben hast, ist es nicht... denn er macht das schon von Anfang an.
Meine Hebamme (mit sehr gutem Ruf) und die auf Säuglinge spezialisierte Osteopathin bei der ich war sagen, ich solle ihn mindestens auf 2 Std, besser auf 4 Std rauszögern. Da der Kurze aber bereits jetzt schon einen riesigen Dickkopf hat gestalten sich die 2 Std bereits als überaus schwierig.
Ich frage mich jetzt was richtig ist... klar gibt es die Regel nach Bedarf zu stillen, aber es gibt ja eigentlich auch immer Ausnahmen und ich habe mir gedacht, dass Hebamme / Osteopathin den Kurzen gesehen haben und sogar kennen und vllt besser einschätzen können. Gibt es solche Ausnahmen?
Ein paar Infos zu meinem Kind:
- er nimmt etwa 400 gr / Woche zu (gute Figur!)
- ist in den ersten 6 Wochen 7 cm gewachsen (von 51 auf 58 cm)
- trinkt arg hastig, dafür aber nicht lange und schluckt beim trinken viel Luft
- die Verdauung funktioniert noch gar nicht gut (von grün bis flüssig orange ist alles dabei)
- er nimmt täglich 4 Tropfen BiGaia zur Verdauungsunterstützung
Prinzipiellen ist es okay für mich persönlich das er sooft trinkt. Zumal er nachts generell 4 Std oder mehr (heute sogar 7,5 Std) schläft. Tagsüber ist es halt anstrengend wenn man unterwegs ist und man sich deswegen abhetzten muss. Außerdem missbraucht mein Kurzer die Brust auch öfter mal als Schnuller .. dann darf ich zum Mittagsschlaf 1 Std daneben liegen, weil er Theater macht wenn ich ihm die Brust klaue. Nucki nimmt er GAR NICHT (wir haben zig verschiedene Marken gekauft und alle Tricks probiert -.-)
Was soll ich am besten machen?! Und wie?! Gibt es tatsächlich Ausnahmen oder ist das alte Schule? Ich habe nicht das Gefühl das er freiwillig die Stillabstände vergrößern wird weil wir jetzt so schon eingefahren sind.
Vielen Dank schon mal für deine Hilfe!! :)))
Sabrina
von
chococookie
am 30.08.2012, 12:41
Antwort auf:
Was ist richtig?! Verschiedene Meinungen klingen logisch!
Liebe Sabrina,
ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte.
Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch.
Ein so kleines Baby will durchschnittlich zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an die Brust. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Dabei ist es nun nicht unbedingt immer so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys und vor allem am späten Nachmittag und Abend kommt es verstärkt zu solchen Cluster Phasen.
Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass dein Baby durch den Stillmarathon deine Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, dass die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht.
Eine Kollegin von mir hat einen Artikel zu diesem Thema veröffentlicht, den ich dir hier anhänge. Ich denke in diesem Artikel findest Du die Antwort auf deine Frage.
LLLiebe Grüße
Biggi
Woher kommt der Mythos vom „Mindestabstand" ?
Von Denise Both, IBCLC
„Sie dürfen nicht so oft anlegen, dann hat die Brust ja keine Zeit, sich wieder zu füllen."
„Zwischen zwei Stillzeiten MUSS ein Abstand vom mindestens zwei Stunden liegen sonst bekommt das Kind Bauchschmerzen"
„Frische Milch darf sich nicht mit bereits angedauter Milch vermischen, deshalb dürfen Babys frühesten nach zwei Stunden wieder angelegt werden"
Wohl jede Stillberaterin ist schon mit diesen Aussagen konfrontiert worden. KinderärztInnen, Hebammen und auch wohlmeinende Mitmenschen kommen immer wieder damit.
Ist ein Mindestabstand wirklich notwendig oder sinnvoll?
Die Antwort auf diese Frage ist ein klares NEIN. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einig, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann.
Es ist nicht sinnvoll, den Abstand zwischen den Stillzeiten lange zu halten „damit sich mehr Milch ansammelt", denn die Brust funktioniert nicht wie eine Flasche, die wieder aufgefüllt werden muss. Der größte Teil der Milch wird während des Stillens gebildet.
Ebenso ist es ein Ammenmärchen, dass ein Baby einen Mindestabstand zwischen zwei Stillzeiten einhalten müsse, um zu verhindern, dass frische Milch auf angedaute Milch kommt. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. Es gibt keinen Beweis, für die „Frische Milch auf halbverdaute Milch Theorie", die besagt, dass zwischen zwei Stillmahlzeiten ein Mindestabstand von zwei Stunden eingehalten werden müsste, weil das Baby sonst Bauchschmerzen bekäme.
Doch woher kommt diese Meinung?
Die Vorstellung, dass der Magen zwischen zwei Mahlzeiten vollständig geleert werden müsse, geht wahrscheinlich auf den Kinderarzt Prof. Adalbert Czerny (1863 – 1941) zurück, vor allem auf das, was er in seiner 1893 erschienen Veröffentlichung „Die Ernährung des Säuglings auf Grundlagen der physiologischen Funktionen des Magens" und seinem 1922 veröffentlichten Buch „Der Arzt als Erzieher des Kindes" geschrieben hat.
Czerny hielt es einerseits für absolut notwendig feste Abstände zwischen den Stillmahlzeiten einzuhalten, damit sich zwischen den Mahlzeiten der Magen komplett entleert und sich die Magensäure (Salzsäure) ansammeln und antiseptisch wirken kann und andererseits maß er dem streng einzuhaltenden Stillrhythmus einen hohen erzieherischen Wert bei.
Nach seinen Beobachtungen entwickelten sich mit künstlicher Säuglingsnahrung (zur damaligen Zeit überwiegend Kuhmilch) gefütterte Babys besser, wenn zwischen den Mahlzeiten ein Abstand von vier Stunden eingehalten wurde. Daraus schloss er, dass es auch für gestillte Kinder besser sei, einen Mindestabstand und festen Rhythmus einzuhalten. Nachdem er festgestellt hatte, dass Muttermilch nach eineinhalb bis zwei Stunden den Magen vollständig verlassen hatte und Kuhmilch nach drei Stunden, legte er die Abstände der Mahlzeiten für gestillte Kinder auf mindestens drei Stunden, für kuhmilchgefütterte Kinder auf mindestens vier Stunden fest.
Es wurde – wie so oft – einfach eine Vorgehensweise, die für nicht gestillte Kinder sinnvoll sein konnte, auf gestillte Kinder übertragen und bis heute hält sich die Vorstellung von dem Mindestabstand in vielen Köpfen, zum Leidwesen vieler junger
von
Biggi Welter
am 30.08.2012