Vermehrtes Nächtliches Stillen. Zahnen oder Milchmenge?

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Vermehrtes Nächtliches Stillen. Zahnen oder Milchmenge?

Guten Abend. Mein fast 9 Monate alter Sohn bekommt schon 4 Beikost Mahlzeiten und wird nur noch Nachts gestillt. Davor habe ich gerne und ohne Probleme voll gestillt. Seit nun ca . 3 Wochen hat er sowohl unten als auch oben Zähne bekommen die es schaffen mich trotz Halbschlaf zu beißen. Da ich meist auch nicht voll wach bin schaffe ich es auc nicht immer meinen Finger dazwischen zu stecken. Dazu kommt auch noch das er seinen von Geburt an gewohnten 3-4h Rhythmus auch seit ca 3-4 Wochen gegen einen 1,5h - 2h Rhythmus gatauscht hat und ich mich frage ob das nur eine Phase ist oder ob die Brust alleine einfach nicht mehr reicht. Ich überlege abzupumpen und Fläschchen zu geben da ich schon panisch ans Stillen heran gehe weil ich Angst vor dem nächsten Biss habe. Aber gleichermaßen frage ich mich ob die Menge noch ausreicht und ich zufügten muss. Ich habe gehofft das mein Sohn sich selbst abstillt, aber ich muss immer noch 3-5 mal nach dem Abendbrei bis zum Frühstück Stillen. Da waren wir im Übrigen auch schon weiter und ich musste nur 2-3mal stillen. Haben sie mir evtl einen Tip? Herzliche Grüße

von Tim-sMama am 08.09.2015, 22:34



Antwort auf: Vermehrtes Nächtliches Stillen. Zahnen oder Milchmenge?

Liebe Tim-sMama, es ist leider ziemlich normal, wenn ein Baby in diesem Alter so schlecht schläft. Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit zwei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit vier oder acht Monaten. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Als stillende Mutter hast Du den ungeheuren Vorteil, dass Du dein Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten kannst, ohne dass Du richtig wach werden und aufstehen musst. Genieße dieses Privileg, dich einfach nur umdrehen zu müssen, so dass dein Kind an deine Brust kann und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen kannst. Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen kannst. Sehr empfehlenswert ist auch von Sibylle Lüpold das Buch: "Ich will bei euch schlafen - Ruhige Nächte für Eltern und Kinder." Von ihr ist auch die Broschüre "Kinder brauchen uns auch nachts", in der 20 namhafte Experten wie Dr. William Sears, Prof. Dr. Gerald Hüther und Prof. Dr. Remo Largo gute Argumente liefern , weshalb von der Anwendung eines Schlaftrainings, wie zum Beispiel der Ferber-Methode, abzuraten ist. http://www.fuerkinder.org/files/broschre_kinder_brauchen_uns_auch_nachts_de.pdf Ein Baby kann nicht gleichzeitig saugen und beißen, deshalb muss es einen - vielleicht nur sehr kurzen - Moment geben zwischen Saugen und Zubeißen, so dass es mit etwas Übung und Aufmerksamkeit möglich ist, dem Beißen zuvorzukommen. Auch ist es ganz wichtig, sich klar zu machen, dass ein Baby nicht aus böser Absicht beißt. Wenn dein Kleiner dich beim Stillen beißt, kannst Du ihm durchaus vermitteln, dass dir das weh tut. Ein Baby verbindet das Gefühl der Beruhigung und der Sicherheit ebenso wie das Stillen des Hungers mit seiner Mutter. Es versteht nicht, dass es der Mutter Schmerzen verursacht, wenn es seine Zähne auf ihre Brustwarze drückt. Babys beißen nicht aus Boshaftigkeit. Oft lernt es durch Ausprobieren und dem, was darauf folgt. Sobald dein Baby zubeißt, reiß es bitte nicht von der Brust weg, sondern ziehe es nahe an dich heran. Wenn Du es nahe an dich heranziehst, muss es los lassen, weil es sonst nicht mehr atmen kann. Es ist besser für deine Brust, wenn das Baby loslässt, als wenn Du es von der Brust wegreißt. Kleine Babys verstehen schon mehr als allgemein angenommen. Es gibt einige Tipps, wie man einem „bissigen" Baby das Beißen an der Brust abgewöhnen kann: - das Baby ohne großes Aufheben von der Brust nehmen, damit es nicht versucht ist zu probieren, ob es die Mutter nochmals zusammenzucken lassen kann. - etwas Angemessenes zum Beißen anbieten. Sobald es zu einem Biss oder einem Beinahe Biss kommt, bietest Du dem Baby einen Beißring oder ein Spielzeug an, damit es weiß, wo es seine Zähne (oder vorher eben den Gaumen) einsetzen darf. - das Baby schnell auf den Boden legen. Einige Mütter wollen auf das Beißen strenger reagieren. Nach ein paar Schrecksekunden für das Baby, die dem Ablegen folgen, sollte es beruhigt werden und die Rückmeldung bekommen, dass Beißen unangenehme Folgen hat. - einen Finger in die Nähe des Mundes des Babys legen, um den Saugschluss schnell zu unterbrechen, wenn es seinen Kopf dreht. Manche Babys lieben es, die Brustwarze nicht loszulassen, wenn sie abgelenkt werden und ihren Kopf drehen. Dies kann verhindert werden, wenn die Mutter einen Finger bereithält, um den Saugschluss zu unterbrechen. Es wird nicht lange dauern, bis das Baby gelernt hat, dass sich wegdrehen bedeutet, die Brustwarze zu verlieren. - mit dem Baby reden und ihm erklären, dass Du das Beißen nicht lustig findest (klingt vielleicht noch verfrüht bei einem Baby, aber es funktioniert vielfach tatsächlich). Dass das funktioniert, siehst du hier: http://www.rund-ums-baby.de/stillberatung/beitrag.htm?id=157434&suche=bei%DFen&seite=1 Wenn du deiner Maus die Flasche gibst, könnte es passieren, dass du jetzt ziemlich schnell abstillst. Wenn du das möchtest, dann kannst du natürlich pumpen und Flasche geben, falls nicht, solltest du jede Flasche vermeiden, denn die Trinktechnik, die es an der Flasche braucht, ist eine ganz andere als an der Brust. Und nicht jedes Baby bekommt den Wechsel immer gut hin... LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 09.09.2015



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