Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Milchmenge nimmt immer mehr ab

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Milchmenge nimmt immer mehr ab

Vonkirschbluete

Hallo Frau Welter, Ich bin Mutter eines 3 Monate alten Sohnes und ich stille voll. Der kleine kam nach 8 Jahren durch eine ICSI zur Welt. In der 8 Woche ist mir die linke Brust "ausgefallen". Meine Hebamme meinte ich solle einfach zufüttern, wogegen ich mich entschieden habe, da der kleine trotzdem gut zugenommen hat. Ich lege ihn immer erst links an, da trinkt er dann einige Schlucke, dann wird der Abstand des schluckens immer mehr und dann kommt links keine Milch mehr. Ich docke ihn dann rechts an, bis er satt ist oder schläft. Jetzt beginnt auch rechts weniger zu produzieren. Ich trinke tägliche Stilltee, nehme meine bockshornklee Kapseln und trinke Malzkaffee. Beim abpumpen kommt immer nur sehr wenig Milch. Kann ich noch etwas tun um zu verhindern, dass ich keine Milch mehr produziere? Ich lege ihn regelmäßig an und gerade nachts sind meine Brüste wieder härter und gefüllt aber tagsüber habe ich dass Gefühl, dass da weniger Milch kommt. Ich habe PCOS und meine Hebamme hat vor ein paar Wochen gesagt, dass es daran liegt und ich mich damit abfinden soll, dass ich nicht mehr komplett stillen könne. Haben sie einen Tipp für mich? Mit freundlichen Grüßen Alexa von der Kirschblüte


Biggi Welter

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Liebe Alexa von der Kirschblüte, der „Abpumptest“ ist nicht aussagekräftig, wenn es darum geht, festzustellen, wieviel Milch eine Frau bildet. Abpumpen muss gelernt und geübt werden, es muss eine für die Frau passende gut funktionierende Pumpe verwendet werden und selbst die beste Pumpe der Welt kann die Brust nicht so effektiv leeren und zur Milchbildung anregen, wie ein Baby. Oft klappt es auch nach einiger Zeit immer schlechter, obwohl die Milchmenge locker ausreicht. 

 Immer wieder wird geglaubt, dass man durch Abpumpen erkennen könne, wie viel Milch eine Frau bildet, aber das Abpumpen sagt nie etwas über die wirklich gebildete Milch aus und so hat schon mancher „Abpumptest“ für viele unnötige Tränen gesorgt.
 Es gibt eine Untersuchung, die darauf hinweist, dass Bockshornkleesamen die Milchproduktion positiv beeinflusst. Allerdings ist auch Bockhornkleesamen kein Wundermittel, das ohne Stimulierung der Brust plötzlich die Milch fließen lässt. Bockshornklee sollte jedoch nicht eingenommen werden, wenn die Frau wieder schwanger ist oder unter Diabetes oder Asthma leidet. Es gibt verschiedene Erklärungsansätze, warum das PCOS sich negativ auf die Stillfähigkeit auswirkt. Einer davon ist die so genannte „Progesteron-Mangel-Theorie“. Die Entwicklung der Brust vollzieht sich in der Pubertät und Schwangerschaft unter dem Einfluss von Östrogen und Progesteron. Während der Schwangerschaft kommt noch zusätzlich Prolaktin ins Spiel. Östrogen nimmt Einfluss auf das duktale Wachstum, Progesteron auf die Ausbildung der Alveolen. Es ist bekannt, dass ein großer Teil der Frauen mit PCOS unter einem Progesteronmangel leiden. In Abhängigkeit vom Zeitpunkt des Einsetzens des PCOS, könnte die Hypothese aufgestellt werden, dass das Wachstum und die Entwicklung der Alveolen sowohl in der Pubertät als auch in der Schwangerschaft durch diesen Progesteronmangel gestört werden und dadurch nicht voll funktionsfähig sind. Eine weitere Überlegung betrifft die Hormone Östrogen und Prolaktin. Es wurde beobachtet, dass die Östrogenspiegel in den peripheren Geweben von einigen Frauen mit PCOS hoch sein können, aber gleichzeitig konnte festgestellt werden, dass die bei diesen Frauen allgemein erhöhten Androgene sowohl die Östrogen- als auch die Prolaktinrezeptoren herunterregulieren können. Das könnte bedeuten, dass die Frau zwar genügend Östrogen und Prolaktin bildet, aber nicht über genügend Rezeptoren verfügt, um ausreichend Nutzen daraus zu ziehen. Die Wirkung des Prolaktins wird gehemmt und damit auch die Milchbildung. Insulin spielt ebenfalls eine wesentliche Rolle bei der Milchbildung. Das lässt sich nicht zuletzt bei schlecht eingestellten Diabetikerinnen erkennen, die ebenfalls Probleme mit zu wenig Milch haben können. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welche Auswirkungen die in Zusammenhang mit dem PCOS auftretende Insulinresistenz spielt. Die Brust reagiert als sensibles Zielorgan auf Insulin. Wenn das Insulin nicht schnell und wirkungsvoll dorthin kommt, wo es benötigt wird, könnte auch dies eine mögliche Ursache für die Stillprobleme sein. Diese Hypothese findet eine gewisse Bestätigung darin, dass bei einigen PCOS-Patientinnen die Gabe von Metformin zur Steigerung der Milchmenge führte. Es kann (zusätzlich zum Stillen) versucht werden, durch Pumpen und den Einsatz von Galaktogenen die Milchbildung anzuregen. Der Einsatz von Domperidon kann hilfreich sein und auch eine (Weiter-)Behandlung mit Metformin scheint von Nutzen zu sein (beides selbstverständlich unter ärztlicher Begleitung). Insgesamt besteht jedoch mit Sicherheit noch ein großer Forschungsbedarf auf diesem Gebiet. Bitte wende dich deshalb an eine ausgebildete Laktationsberaterin, die Ddr zur Seite stehen kann. Schau mal unter http://www.bdl-stillen.de Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Alles Gute! Biggi


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