Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Zahnen, beißen, Schlaflosigkeit

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Zahnen, beißen, Schlaflosigkeit

Tine_me

Liebe Biggi, erstmal vielen Dank für deine tolle und unermüdliche Arbeit hier. Ich habe gleich mehrere Dinge auf dem Herzen. Meine Tochter wird nun bald 9 Monate alt. Sie ist ganz wunderbar, aber seit ein paar Tagen quälen sie die Zähnchen. 2 sind schon da und jetzt kommen 3 neue. Das Problem ist, dass sie zur Beruhigung an der Brust trinken will, aber weil sie auch Gegendruck braucht, beißt. Ich nehm sie dann von der Brust und sage ruhig, dass sie da nicht reinbeißen soll und biete ihr was zum drauf rumbeißen an, aber eigentlich möchte sie kuscheln und trinken. Es geht soweit, dass ich sie tagsüber fast gar nicht mehr stillen kann, sondern nur noch nachts im Halbschlaf. Meine Milchproduktion ist deshalb auch schon stark zurückgegangen :-( und zum einschlafen braucht sie abends 2-3 Stunden. Sie bekommt aktuell pro Tag ein Gläschen Mittagsbrei und ein Gläschen Obstbrei mit Haferflocken und Wasser. Mehr isst sie noch nicht. Hier meine Probleme: 1. Kann ich meine Milch irgendwie wieder anregen oder geht das im neunten Monat nicht mehr? 2. Meine Schwester gab mir den tollen Kommentar, dass ein Kind in ihrem Alter nachts gar keine Nahrung mehr bräuchte. Sie kommt noch alle 2 Stunden und ich bin ehrlich gesagt gerade froh, dass sie wenigstens nachts trinkt. Ich glaube, sie braucht dann auch viel Körpernähe. Kann ich so weitermachen? Mein Mann fragt auch ständig, ob wir sie auf das trinken tagsüber umtrainieren wollen. 3. Ich gehe in 4 Wochen wieder arbeiten (also wenn sie 10 Monate alt ist) und mein Mann bleibt mit ihr zu Hause. Wäre es besser, sie dann jetzt weiter tagsüber kaum Milch trinken zu lassen, abpumpen klappt leider nicht? 4. Es wird immer gesagt, man soll erst arbeiten, wenn die Kinder 1 Jahr alt sind. Verliert sie ihr Urvertrauen, wenn ich bald tagsüber immer weg bin. Wir waren bisher in der luxuriösen Lage, dass mein Mann und ich 10 Monate zeitgleich Elternzeit genommen haben. 5. Wie kann ich sie abends zur Ruhe bringen, ohne sie zu stillen. Sobald ich bei ihr liege, will sie andocken und beißt dann aber irgendwann wieder. Sie ist immer ganz verzweifelt, wenn ich sie abdocke. Wir bringen sie fast immer zur gleichen Zeit ins Bett, machen alles dunkel, ziehen sie in Ruhe um und lesen kurz was vor. Es gibt also Rituale. Aber dann möchte sie halt trinken und es klappt nicht und ab dann dauert es 3 h, bis sie irgendwann erschöpft einschläft. Das ist jetzt eine ganze Menge geworden, vielen Dank für deine Geduld und die ermutigenden Antworten, die du immer gibst. Liebe Grüße Tine


Biggi Welter

Biggi Welter

Liebe Tine! Ja, du kannst die Milchmenge steigern, wenn du zusätzlich abpumpst oder ausstreichst. Sie wird sich auch schnell wieder steigern, wenn dein Baby wieder besser trinkt. ein Baby muss eine gewisse Reife erreichen, um längere Zeit schlafen zu können. Wann dieser Zeitpunkt erreicht wird, ist von Kind zu Kind unterschiedlich.
Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten.

Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind.

Du kannst jetzt mit vielen Tricks versuchen, die Situation zu verändern, aber es wird nur Stress und Tränen geben, denn dein Kind IST einfach in der Phase, in der es dich so viel braucht.
In dieser Zeit verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es ist kein Rückschritt, wie es scheint, sondern zeigt, dass sich dein Kleines weiterentwickelt!

Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Du machst nichts falsch!

Wenn du gerne liest (und auch dein Mann und deine Schwester!)und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens „Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin erhältlich ist. Dr. Sears ist nicht nur Kinderarzt, sondern auch achtfacher Vater und aus seinen Büchern spricht nicht die graue Theorie, sondern auch eine ganze Menge Lebenserfahrung im Zusammenleben mit Kindern. Im Moment würde ich einfach nach Bedarf stillen, wie soll dein Baby denn verstehen, dass es nicht an die Brust darf, wenn du doch da bist. Wenn du dann arbeitest, wird die Situation von deinem Baby sehr viel schneller akzeptiert, weil es ja weiß, dass es nur bei dir trinken kann. Und NEIN, dein Baby wird damit klarkommen und der Grundstein für ein inniges Verhältnis ist längst gelegt! Dein Kind spürt deine Liebe und es wird die erste Trennung gut verkraften. Ganz liebe Grüße Biggi


Tine_me

Liebe Biggi, danke für deine aufbauende Antwort. Ich find es auch wirklich schön, meine Tochter nachts innig zu stillen, also vielen Dank für die Bestätigung. Hast du noch einen Tipp bezüglich des Beißens? Es funktioniert meist, dass sie anzeigt, dass sie jetzt beißen müsste und dann geb ich ihr was zum drauf rumbeißen. Aber wenn sie frustriert ist, weil die Milch nicht gleich kommt (und durch das ständige nicht trinken aktuell dauert das auslösen manchmal ewig und ich kann es auch nicht besser auslösen) oder wenn sie überdreht ist, beißt sie schon zu und das tut ganz schön weh. Da wäre ich für Tipps noch sehr dankbar. Liebe Grüße Tine


Biggi Welter

Biggi Welter

Liebe Tine, da hilft nur absolute Konsequenz! Sobald dein Baby zubeißt, reiße es bitte nicht von der Brust weg, sondern ziehe es nahe an dich heran. Wenn du es nahe an dich heranziehst, muss es loslassen, weil es sonst nicht mehr atmen kann. Es ist besser für die Brust, wenn das Baby loslässt, als es von der Brust zu reißen.

 Kleine Babys verstehen schon mehr als allgemein angenommen. Es gibt einige Tipps, wie man einem „bissigen" Baby das Beißen an der Brust abgewöhnen kann: • das Baby ohne großes Aufheben von der Brust nehmen, damit es nicht versucht ist zu probieren, ob es die Mutter nochmals zusammenzucken lassen kann.
 • etwas Angemessenes zum Beißen anbieten. Sobald es zu einem Biss oder einem Beinahe Biss kommt, biete dem Baby einen Beißring oder ein Spielzeug an, damit es weiß, wo es seine Zähne einsetzen darf. 
 • das Baby schnell auf den Boden legen. Einige Mütter wollen auf das Beißen strenger reagieren. Nach ein paar Schrecksekunden für das Baby, die dem Ablegen folgen, sollte es beruhigt werden und die Rückmeldung bekommen, dass Beißen unangenehme Folgen hat. 
 Es wird nicht lange dauern, bis das Baby gelernt hat, dass sich wegdrehen bedeutet, die Brustwarze zu verlieren.
 • mit dem Baby reden und ihm erklären, dass du das Beißen nicht lustig findest (klingt vielleicht noch verfrüht bei einem Baby, aber es funktioniert vielfach tatsächlich).


 Liebe Grüße
 Biggi


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