Liebe Biggi & liebe Kristina,
mein Kleiner ist jetzt 2,5 Monate.
Das Stillen klappt bei uns eigentlich recht gut, dennoch habe ich hierzu ein paar Fragen zur 'Optimierung' und ich hoffe, ihr könnt mir weiterhelfen.
Anfangs habe ich bei jeder Mahlzeit beide Brüste 'gereicht', jeweils so 10-15 Min pro Seite. Ich hatte irgendwann das Gefühl, dass mein Kleiner viel Flüssigkeit wieder ausspuckt nach dem Trinken. Ich habe vermutet, dass er zu viel der wässrigen Vordermilch bekommt und zu viel für seinen kleinen Magen trinken muss, um richtig satt zu werden, so dass dann eben wieder einiges oben raus kommt. Außerdem fand ich das auf-die-Uhr-schauen und wechseln irgendwie so unruhig und mühsam, da mein Kleiner die Brust nach der Zeit nie alleine losgelassen hat, so dass ich dann umgestiegen bin auf nur eine Seite. Hier trinkt er pro Brust an die 20-25 Minuten und hört aber auch hier nicht von alleine auf, sondern nur, wenn ich ihn abdocke, weil ich das Gefühl habe er nuckelt nur noch am Ende.
Auch ist es so, dass er die ersten 5 Minuten effektiv trinkt und dann eine längere Nuckelphase kommt, in der ich das Gefühl habe, dass in dieser Phase keine Milch kommt, erst wieder mit dem nächsten Milchspendereflex, den ich deutlich spüre. In dieser Phase schluckt er eben auch kaum. Meist kommt der zweite Milchspendereflex so nach 10-12 Minuten und später nochmal so um die 20 Minuten.
Meine Fragen nun:
- bleibe ich besser bei einer Seite oder gehe ich wieder auf beide Seiten, um das Trinken so 'effektiv' und sättigend wie möglich zu gestalten.
- ab wann fließt die sättigende Hintermilch und bekommt er an der zweiten Brust auch erstmal die wässrige Milch, bevor die 'gute' Milch kommt?
- kann ich den Milchfluss bzw. häufigere Milchspendereflexe irgendwie positiv beeinflussen, so dass sich die Sillmahlzeiten verkürzen und er das Maximum an Milch bekommt? Nicht, dass mir persönlich die Mahlzeiten zu lang sind, ich mag unsere Still-Kuschel-Einheiten, aber ich denke eben, dass das Trinken ja auch effizient sein soll.
- sind 25 Minuten auf einer Seite generell zu lang?
Mein Kleiner ist putzmunter und fröhlich und wiegt mit 2,5 Monaten ca. 5.800g (gewogen auf der eigenen Waage zuhause). Nach den Mahlzeiten scheint er immer satt und zufrieden zu sein. Wie gesagt, beim Modell 'beide Seiten' kommt mir nur vor, dass mehr Milch wieder retour fließt.
Ich freue mich auf Euren Ratschlag und bedanke mich schon mal im Voraus!
Liebe Grüße
Kristina
von
Kristina1983
am 18.01.2017, 21:06
Antwort auf:
Stillen - eine oder beide Brüste pro Mahlzeit
Liebe Kristina,
die Unterteilung der Milch in Vordermilch und Hintermilch ist nicht so, wie es immer wieder zu lesen ist und ist für die Praxis abgesehen von wenigen, besonderen Fällen kaum relevant.
Der Milchspendereflex setzt beidseitig ein, so dass das Kind an der zweiten Brust dann eine „Mischmilch" erhält. Die Unterscheidung in „Vordermilch" und „Hintermilch" ist in aller Regel allerdings eine akademische Frage, die für den normalen Stillablauf keine Bedeutung hat. Solange das Kind gedeiht und sich wohl fühlt, muss keine Mutter über die Anteile an Vorder oder Hintermilch nachdenken. Solange ein Baby gedeiht, ist es vollkommen unwichtig, ob es an einer oder beiden Brüsten trinkt. Es gibt keine feste und unumstößliche Regel, dass ein Kind immer an beiden Seiten trinken muss. Wichtig ist alleine das Gedeihen des Babys. Jedes Stillpaar muss herausfinden, was für die beiden am besten funktioniert.
Auch die Dauer der Stillmahlzeit ist bei Kindern verschieden.
Wie ein Kind trinkt, ist vom Temperament des jeweiligen Kindes abhängig.
Es gibt eifrige Pragmatiker, die zügig und effektiv trinken und nippende
Genießer, bei denen eine Mahlzeit unendlich lange dauern kann.
Ob dein Kind gedeiht kannst Du bei einem vollgestillten Baby an den folgenden Anzeichen erkennen:
• mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass „nass" ist, kannst Du sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.).
• in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal)
• eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 150 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht (mit zunehmendem Alter verringert sich die durchschnittliche Gewichtszunahme),
• eine gute Hautfarbe und eine feste Haut,
• Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs
• ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen.
Solange diese Kriterien erfüllt sind, dürfte alles in Ordnung sein.
Es gibt auch keine fixe Vorschrift „es muss mit der Seite begonnen werden, an der das letzte Mal zuletzt getrunken wurde". Wichtig ist, dass das Baby gedeiht und sich gut entwickelt und ihr beide euch wohl fühlt. Viele Frauen tasten einfach und geben die Brust, die sich voller anfühlt.
Ein voll ausgetragenes, gesundes und gut gedeihendes Kind kann schlafen, so lange es will. In der Regel weiß das Baby selbst am besten, was es wann braucht, gleich ob es sich dabei um Nahrung oder Schlaf handelt.
Die einzige Ausnahme wäre ein schlecht zunehmendes Baby. Diese Kinder müssen unter Umständen von der Mutter geweckt und zu häufigerem Stillen angeregt werden.
Überlege dir doch einmal zu einem Stillgruppentreffen zu gehen wo Du dich mit anderen Müttern austauschen kannst, denen es vielleicht einmal ganz ähnlich ging wie dir jetzt. Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC).
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 18.01.2017