Stillen als einzige Schlafhilfe, Fremdeln und Beißen durchs Zahnen

 Biggi Welter Frage an Biggi Welter Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

Frage: Stillen als einzige Schlafhilfe, Fremdeln und Beißen durchs Zahnen

Hallo, unsere kleine Maus ist 7,5 Monate alt. Sie entwickelt sich prächtig und hat es mit allem scheinbar recht eilig. Schon immer war sie motorisch sehr aktiv, krabbelt seit einer Woche und schafft es gelegentlich schon sich z.B. am Wohnzimmertisch hochzuziehen und stolz dabei stehend vor sich hin zu wippen. Zugleich ist sie allerdings seit einiger Zeit auch sehr auf mich als Mama fixiert, fremdelt leicht bei Anderen, tobt zwar gerne mit Papa, will aber v.a. wenn sie müde ist zu mir - weint und stößt meinen Mann dann auch von sich weg. Im Kinderwagen liegen mag sie nun plötzlich auch überhaupt nicht mehr. Unser Wirbelwind war schon immer schwierig in den Schlaf zu bekommen. Bisher waren neben dem Stillen, aber auch langes Schuckeln, Tragen oder Spaziergänge mit dem Kinderwagen Möglichkeiten ihr zu helfen sich zu regulieren. Frühe Müdigkeitszeichen gibt es kaum. In einem Moment wird getobt und erkundet, im nächsten geweint, Augen gerieben usw. Zurzeit hilft tatsächlich nur noch das Stillen zum Einschlafen. Heute ist sie bspw. um 6 Uhr aufgewacht, hat dann an der Brust nochmal zwischen 8.30 Uhr und 10 Uhr geschlafen, dann mühsam im Tragesystem von 14.30 bis 15 Uhr und um 18.30 Uhr ist sie jetzt eingeschlafen. Gestern ist sie (bei ähnlichem Vormittagsrhythmus) erst gegen 16 Uhr an der Brust weggeknickt. Unterwegs schläft sie an der Brust auch nur schwer ein, weil alles (Geräusche usw.) so interessant sind. Aktuell scheint sie auch wieder zu zahnen. Die unteren beiden Schneidezähne sind schon draußen, nun machen ihr die oberen scheinbar zu schaffen. Das führt zu einem schlechteren Beikostessverhalten und verstärktem Stillbedürfnis. Dabei beißt sie ab und zu auch kräftig zu. So nun habe ich viel geschrieben... Ich versuche nun mal meine Fragen zu formulieren: Ich hoffe und denke, dass das schon alles ganz normal ist? Das Fremdeln? Gibt es aber eine Möglichkeit, wie ich die Beziehung zwischen meinem Mann und ihr stärken kann? Oder ist es richtig die Kleine dann auch immer gleich an mich zu nehmen? Was mir zu schaffen macht/ Sorge bereitet ist der wenige Schlaf, die Schwierigkeit zur Ruhe zu kommen und die Unregelmäßigkeit (also dass es v.a. nachmittags keinen erkennbaren Schlafrhythmus gibt). Ist auch das bei v.a. so neugierigen und aktiven Kindern normal? Ich muss sagen, da mach ich mir immer am meisten Sorgen, da unsere Kleine bereits unter großem Stress zur Welt kam und infolge erhöhter Entzündungswerte 3 Tage im Incubator liegen musste. So will ich ihr einfach die beste Hilfe geben zu lernen sich zu regulieren, v.a. bei so viel Aktivität am Tag. Es fällt mir schwer dann auszuhalten, wenn sie beim Papa weint. Oder sie ausrutscht beim Krabbeln und er sie trösten will, sie nach mir verlangt, ich ihm nicht dazwischen funken will, aber ihr auch zeigen möchte "Mama ist da, wenn du mich brauchst!". Gleichzeitig frage ich mich ob auf Dauer primär das Stillen die beste Regulationshilfe ist oder ich mit der Kleinen auch Anderes probieren sollte (was sich aber zurzeit als schwer gestaltet, wie eingangs beschrieben). Hinzu kommt aktuell das Beißen. Haben Sie da einen Tipp. Vor allem abends wenn sie neben mir schäft und zurzeit eher knabbert als trinkt, tut es iwann echt weh und ich muss sie von der Brust nehmen. Dabei windet sie sich dann halbschlafend und weint, sodass ich ihr die Brust wieder anbiete, aber selbst kaum zum Schlafen komme und heute morgen meine eine Brustwarze auch etwas wund war. Haben Sie hierfür einen Tipp? Oje, ich hoffe das war jetzt nicht zu viel aufeinmal. Haben Sie schonmal vielen herzlichen Dank und viele Grüße.

von ToniLL519 am 06.01.2020, 19:10



Antwort auf: Stillen als einzige Schlafhilfe, Fremdeln und Beißen durchs Zahnen

Liebe ToniLL519, das Verhalten Deines Babys IST NORMAL, da kann ich Dich beruhigen, es wird sicher von manchen Menschen als extrem anhänglich oder mutterfixiert bezeichnet, doch es ist ein vollkommen normales Verhalten für ein Baby. Es ist sogar wichtig, dass ein Kind zunächst eine feste und verlässliche Bindung zu einer Person aufbaut (und diese Person ist bei einem gestillten Kind naturgemäß fast immer die Mutter). Aufbauend auf dieser Erfahrung kann das Kind dann später seinen Horizont erweitern und Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen. Doch das "Fundament" der engen Beziehung zur ersten Bezugsperson sollte fest sein und so zum Fundament der Beziehungsfähigkeit und Bindungsfähigkeit überhaupt zu werden. Wie schnell oder langsam das Kind dann seine Fühler ausstreckt und Kontakt zu anderen aufnimmt und dort Bindungen knüpft ist ebenso wie das Laufenlernen oder Sprechen von Kind zu Kind verschieden. Jedes Kind hat da seinen eigenen Zeitplan. Dein Kind ist ja tagsüber schon gerne beim Papa und diese Zeit wird sich von ganz alleine vermehren und irgendwann wird Dein Baby auch beim Papa einschlafen! Das hat nichts mit einer Schlafstörung zu tun und ihr habt Eurem Kind auch nichts Falsches angewöhnt!!! Keine Angst, dein Baby wird weder ein „Muttertöchterchen“ noch ein ewig unselbstständiger Mensch, sondern Du legst jetzt den Grundstock für einen in sich ruhenden, selbstbewussten und selbstständigen Menschen. Es gibt keinen Grund, dass Du etwas daran ändern musst, dass Du dein Baby nach Bedarf stillst und auch in den Schlaf stillst, es sei denn DICH persönlich stört etwas daran. Auch die immer wieder geäußerten Argumente, das Baby würde auf diese Weise verwöhnt oder es würde so nie lernen alleine einzuschlafen bzw. nie wieder aus dem Elternbett ausziehen, sind nicht stichhaltig. Babys in diesem Alter können noch nicht verwöhnt werden und Kinder, die sich den Platz im Elternbett nicht erkämpfen oder ertrotzen mussten, ziehen von selbst aus dem Elternbett aus, sobald sie reif genug dafür sind. Im Gegensatz dazu wollen viele Kinder, die als Babys alleine schlafen mussten noch lange ins Elternbett, weil ihr Bedürfnis (noch) nicht gestillt wurde. Sobald ein Baby die nötige Reife hat, lernt es alleine (ein)zuschlafen und wird auch längere Schlafphasen haben. Genauso wie Du es beschreibst, machen es Mütter seit Urzeiten mit ihren Babys und es hat noch nie einem Baby geschadet. Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! Und gegen das Beißen gibt es Tipps! Babys können nicht GLEICHZEITIG an der Brust trinken und zubeißen. Aber sie können aufhören zu saugen und dann beißen. Wenn dein Baby beim Stillen beißt, kannst Du ihm durchaus vermitteln, dass dir das weh tut. Ein Baby verbindet das Gefühl der Beruhigung und der Sicherheit ebenso wie das Stillen des Hungers mit seiner Mutter. Es versteht nicht, dass es der Mutter Schmerzen verursacht, wenn es seine Zähne auf ihre Brustwarze drückt. Babys beißen nicht aus Boshaftigkeit. Ein Baby muss lernen, was es beim Stillen mit neuen Zähnen tun muss. Oft lernt es durch Ausprobieren und dem, was darauf folgt. Sobald dein Baby zubeißt, reiß es bitte nicht von der Brust weg, sondern ziehe es nahe an dich heran. Wenn Du es nahe an dich heranziehst, muss es los lassen, weil es sonst nicht mehr atmen kann. Es ist besser für deine Brust, wenn das Baby loslässt, als wenn Du es von der Brust wegreißt. Es gibt einige Tipps, wie man einem „bissigen" Baby das Beißen an der Brust abgewöhnen kann: - das Baby ohne großes Aufheben von der Brust nehmen, damit es nicht versucht ist zu probieren, ob es die Mutter nochmals zusammenzucken lassen kann. - etwas Angemessenes zum Beißen anbieten. Sobald es zu einem Biss oder einem Beinahe Biss kommt, bietest Du dem Baby einen Beißring oder ein Spielzeug an, damit es weiß, wo es seine Zähne (oder vorher eben den Gaumen) einsetzen darf. - das Baby schnell auf den Boden legen. Einige Mütter wollen auf das Beißen strenger reagieren. Nach ein paar Schrecksekunden für das Baby, die dem Ablegen folgen, sollte es beruhigt werden und die Rückmeldung bekommen, dass Beißen unangenehme Folgen hat. - einen Finger in die Nähe des Mundes des Babys legen, um den Saugschluss schnell zu unterbrechen, wenn es seinen Kopf dreht. Manche Babys lieben es, die Brustwarze nicht loszulassen, wenn sie abgelenkt werden und ihren Kopf drehen. Dies kann verhindert werden, wenn die Mutter einen Finger bereithält, um den Saugschluss zu unterbrechen. Es wird nicht lange dauern, bis das Baby gelernt hat, dass sich wegdrehen bedeutet, die Brustwarze zu verlieren. - mit dem Baby reden und ihm erklären, dass Du das Beißen nicht lustig findest (klingt vielleicht noch verfrüht bei einem Baby, aber es funktioniert vielfach tatsächlich). Ich hoffe, ich konnte Dir mit meiner Antwort etwas helfen?! LLLiebe Grüße Biggi

von Biggi Welter am 06.01.2020



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