Hallo!
Ich bin mit meinem zweiten Kind in der 18. SSW. Mache mir momentan viele Gedanken zwecks Stillen.
Mein erstes Kind kam letzten August zur Welt, habe sie von Anfang an gestillt, allerdings wurde sie nie richtig satt und spuckte immer Milch aus, bereits im KH musste zugefüttert werden, weil die Blutzuckerwerte immer miserabel waren... Auch nach dem Milcheinschuss wurde sie nicht richtig satt bzw. selbst die abgepumpte Muttermilch spuckte sie immer wieder aus. Außerdem hatte ich immer total entzündete Brustwarzen, teils auch richtig blutig, weshalb ich dann übergangsweise abpumpte... Hab mich beim Stillen aber ehrlich gesagt auch nie wohl gefühlt, immer mit Tränen vor Schmerzen gestillt.
Hab natürlich immer zufüttern müssen, sie kam höchstens zweimal hintereinander auf einen guten Zuckerwert... Die zugefütterte Milch hat sie immer sehr gut vertragen.
Mit knapp 3 Wochen musste meine Tochter Notoperiert werden, hatte nen Leistenbruch, die Eierstöcke waren bereits in den Leistenkanal gerutscht und eingeklemmt (hatte der eine Arzt nicht gemerkt). Sie lag dann 4 Tage auf der ITS, hatte hinterher Atemprobleme usw... Dadurch hatte sich das Stillen für mich komplett erledigt...
Jetzt habe ich gehört, dass das Kolostrum die meisten Nährstoffe liefert, zumindest mehr als die "normale" Milch...
Stimmt das?
Ich würde meinem 2. Krümel gerne die besten Voraussetzungen schaffen, aber ich habe bereits jetzt für mich entschieden, dass ich nicht auf Dauer Stillen möchte... Ich würde gerne mein Kind am Anfang Stillen, solange bis die richtig Milch kommt. Ich würde die erste Zeit damit sich klar kommen, aber ich möchte es einfach nicht auf Dauer.
Jetzt würde ich gerne wissen, ob es gut ist bzw Sinn macht, zumindest mit Kolostrum zu Stillen oder ob es besser ist es gleich sein zu lassen...?
Ich möchte nicht als Rabenmama dastehen, aber ich denke beide müssen sich beim Stillen wohl fühlen, damit es richtig funktioniert. Und ich bekomm im Moment ne Gänsehaut, wenn ich daran denke mehrere Monate zu Stillen...
Hoffe meine Frage stößt nicht auf Ablehnung.
LG
Mitglied inaktiv - 14.06.2011, 13:16
Antwort auf:
Nur mit Vormilch stillen...
Liebe Möchtegernschwanger,
keine Frau ist gezwungen ihr Kind zu stillen. Die Entscheidung liegt bei der Mutter, die diese Entscheidung hoffentlich aufgrund korrekter Informationen und ohne gesellschaftlichen Druck fällen kann. Und so wie die Mutter mit einer Schwangerschaft das Risiko eingeht, gesundheitliche Probleme zu erleiden, kann es auch in der Stillzeit zu Problemen kommen (z.B. zu wunden Brustwarzen). Diese Probleme sind jedoch fast immer lösbar, wenn die Frau die richtige Unterstützung erhält. Und so wie wohl jede Frau Probleme während der Schwangerschaft in Kauf nimmt, so akzeptieren die meisten Mütter, dass es auch beim Stillen (vorübergehend) Probleme geben kann, die jedoch durch die Vorteile der Muttermilchernährung aufgewogen werden.
Wie gesagt, keine Frau sollte sich gezwungen sehen zu stillen und wenn Ihnen der Gedanke an das Stillen so unerträglich ist, so weiß ich nicht, ob es für Sie sinnvoll ist, wenn Sie stillen. Es ist die denkbar schlechteste Ausgangssituation für eine gute Stillbeziehung, wenn die Mutter sich unter Druck gesetzt fühlt und sich trotz stärkster Vorbehalte zwingt, ihr Baby zu stillen.
Die andere Seite ist, dass es vielleicht gar nicht so schlimm ist zu stillen, wie Sie es sich jetzt vorstellen. Viele Dinge sind nach der Geburt des Babys ganz anders, als die Frau es sich vorher vorgestellt hat. Vielleicht ist es eine Möglichkeit für Sie, dass Sie Ihr Baby nach der Geburt anlegen und so die ersten Schritte zum Stillen tun. Es ist für SIEund IHR BABY von Vorteil, wenn Sie zumindest eine kurze Zeit stillen. Bei Ihnen erfolgt die Rückbildung der Gebärmutter schneller und Ihr Baby erhält zumindest das Kolostrum. Das Kolostrum, die erste Milch, die gebildet wird, ist besonders reich an Immunstoffen, hilft dem Baby das Mekonium (den ersten Stuhlgang) schneller auszuscheiden und schützt außerdem den Darm des Babys.
Vielleicht haben Sie diesmal die richtige Hilfe und finden das Stilen gar nicht mehr schlimm. Vielleicht wäre es auch ratsam, wenn Sie sich schon vor der Geburt eine Stillberaterin suchen, die Sie unterstützen kann.
Adressen von Stillberaterinnen finden Sie im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Ich füge Ihnen unten noch einen Text an, der Sie vielleicht ermutigen kann, doch wenigstens eine Weile lang zu stillen.
Herzlichen Gruß,
Biggi
Was ist, wenn ich mein Baby abstillen möchte?
Wenn du dein Baby nur für ein paar Tage stillst, wird es dein Kolostrum
erhalten haben, oder noch deine Vormilch. Mit dem Bereitstellen von
Antikörpern und der Nahrung, die für seinen frisch geborenen Körper gemacht
wurde, gibt Stillen deinem Baby seine erste und vor allem die einfachste
Immunisation und hilft seinem
Verdauungssystem leichter zu arbeiten. Stillen ist die Erfüllung dessen, wie
sich das Baby seinen Start ins Leben vorstellt, und darüber hinaus hilft es
deinem eigenen Körper sich nach der Geburt schneller zu regenerieren. Warum
nicht die Zeit im Krankenhaus
nutzen, um dein Baby mit dem Geschenk des Stillens für das Leben
vorzubereiten?
Wenn du dein Baby vier bis sechs Wochen stillst, wirst du ihm die
kritischste Phase seiner frühen Kindheit erleichtert haben. Nicht gestillte
Neugeborene werden viel häufiger krank oder müssen ins Krankenhaus, und
haben oft mehr Verdauungsprobleme als gestillte Babies. Nach 4 6 Wochen,
wirst du vermutlich auch mögliche Anfangsprobleme des Stillens überwunden
haben. Mache es dir zum ernsthaften Ziel für einen Monat zu stillen, rufe
eine LLL Beraterin oder eine andere Laktationsberaterin an, falls
irgendwelche Fragen auftauchen, denn dann wirst du eine bessere Ausgangslage
haben, um zu entscheiden, ob Stillen für dich weiterhin das Richtige ist.
Wenn du dein Baby drei oder vier Monate stillst, wird sein Verdauungssystem
bereits ein ganzes Stück gereift sein, und es wird schon viel eher fähig
sein, Fremdsubstanzen in kommerziellen Babymilchpulvern zu tolerieren. Falls
in deiner Familiengeschichte Allergien vorkommen, wirst du sein Risiko
erheblich verringern, wenn du noch ein paar Monate wartest, bis du
irgendetwas zu der Ernährung durch Muttermilch hinzufügst. Dadurch, dass du
deinem Baby in den ersten vier Monaten nichts außer Muttermilch gibst, hat
es einen starken Schutz gegen Mittelohrentzündungen für ein ganzes Jahr.
Wenn du dein Baby sechs Monate stillst, wird es vermutlich viel seltener von
allergischen Reaktionen durch Flaschennahrung oder anderer Nahrung
betroffen sein. Nun ist sein Körper vermutlich bereit, mit anderen
Nahrungsmitteln klarzukommen, ob du nun abstillst oder nicht. Mindestens
sechs Monate Stillen hilft durch das gesamte erste Lebensjahr hindurch,
einen besseren Gesundheitszustand zu sichern und vermindert dein eigenes
Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Wenn du sechs Monate oder länger
stillst, sinkt das Risiko deines Kleinen enorm, an Ohrenentzündungen oder an
Krebs zu erkranken. Und darüber hinaus ist es eine 98 % ig sichere Methode
der Schwangerschaftsverhütung, wenn deine Periode bislang nicht
zurückgekommen ist.
Wenn du dein Baby neun Monate stillst, wirst du es durch die schnellste und
wichtigste Gehirn und Körperentwicklung seines Lebens begleitet haben mit
der Ernährung, die eigens für es entwickelt wurde deiner Milch. Du stellst
vielleicht fest, dass es aufgeweckter und insgesamt aktiver ist als Babies,
die nicht die Vorteile der Muttermilch genießen durften. Abstillen dürfte in
diesem Alter ziemlich einfach sein....andererseits: Stillen ist nun auch
einfach. Wenn du es vermeiden willst, schon so früh abzustillen, dann kannst
du natürlich sowohl zur Gemütlichkeit als auch für die Ernährung stillen.
Wenn du dein Baby ein Jahr stillst, kannst du die Ausgaben und Mühen der
Flaschenmilchfütterung vermeiden. Sein einjähriger Körper verträgt nun
vermutlich das meiste Essen vom Familientisch. Viele
gesundheitlichen Vorteile, die du deinem Baby dieses Jahr durch Stillen
gegeben hast, werden sein ganzes Leben lang anhalten. Zum Beispiel wird es
ein stärkeres Immunsystem besitzen und es ist viel unwahrscheinlicher dass
es einen Kieferorthopäden oder Sprachtherapeuten benötigen wird. Die
Amerikanische Akademie der Kinderärzte empfiehlt mindestens ein Jahr lang zu
stillen, um eine natürliche Ernährung und Gesundheit für dein Baby
sicherzustellen.
Wenn du dein Baby 18 Monate stillst, wirst du dein Baby weiterhin mit
natürlicher Ernährung und dem Schutz gegen Krankheiten gleichzeitig
versorgen, während es in diesem Alter Krankheiten für andere Babies die Norm
sind. Dein Baby hatte vermutlich auch einen guten Start mit dem Essen vom
Familientisch. Es hatte Zeit eine enge Bindung zu dir aufzubauen ein
gesunder Ausgangspunkt für seine wachsende Unabhängigkeit. Und es ist alt
genug, mit dir zusammen am Abstillprozess zu arbeiten, in genau dem Tempo,
das es verarbeiten kann. Ein früherer Oberarzt der Frauenheilkunde in den
USA sagte: Das ist das glückliche Baby....das bis zum Alter von zwei Jahren
stillen kann.
Wenn dein Kind sich abstillt, wenn es selbst dazu bereit ist, kannst du dich
darauf verlassen, dass du die körperlichen und emotionalen Bedürfnisse
deines Babies auf eine sehr natürliche und gesunde Art und Weise befriedigt
hast. In Kulturen, in denen kein Druck besteht, sein Baby frühzeitig
abzustillen, neigen Kinder dazu, mindestens zwei Jahre an der Brust zu
trinken. WHO und UNICEF unterstützen sehr das Stillen von Kleinkindern:
Muttermilch ist eine wichtige Energie und Eiweißquelle. Es hilft auch im
zweiten Lebensjahr, das Kind vor Krankheiten zu schützen. Unser biologisches
Abstillalter scheint zwischen 2,5 und 7 Jahren zu liegen, und es macht Sinn,
die Knochen unserer Kinder mit der Milch, die für sie entwickelt wurde,
aufzubauen. Deine Milch stellt Antikörper und andere schützende
Substanzen bereit, so lange du weiter stillst. Familien mit
gestillten Kleinkindern stellen sehr oft fest, dass ihre
Arztrechnungen sehr viel niedriger ausfallen als die ihrer Nachbarn und das
über Jahre hinweg. Mütter, die langzeitstillen haben ein noch geringeres
Risiko an Brustkrebs zu erkranken. Kinder, die lange gestillt wurden, neigen
dazu sehr sicher zu sein, und sie lutschen seltener am Daumen oder tragen
eine Kuscheldecke. Stillen kann euch beiden über Tränen hinweg helfen,
Wutanfälle und die Verwirrungen, die mit der frühen Kindheit kommen,
erleichtern. Und es hilft, dass Krankheiten einen milderen Verlauf nehmen
und leichter zu bewältigen sind. Es ist ein Mittel für alle Fälle, ohne das
du nicht mehr sein möchtest! Sorge dich nicht, dass dein Kind endlos stillen
wird. Alle Kinder hören irgendwann auf, egal, was du machst, und es sind
bestimmt viel mehr gestillte Kleinkinder um dich herum als du meinst.
Egal, ob du dein Kind einen Tag oder mehrere Jahre stillst, die Entscheidung
dein Kind zu stillen, wirst du niemals bereuen müssen. Und wann auch immer
das Entwöhnen stattfindet, denke daran, dass es für euch beide ein großer
Schritt ist. Wenn du dich dazu entschließt, dein Kind abzustillen, bevor es
dazu bereit ist, vergewissere dich, es allmählich zu tun und mit Liebe.
(Heike Moll Breunig, frei übersetzt nach Diane Wiesssinger 1997)
von
Biggi Welter
am 14.06.2011