Hallo,
ich habe gehört, dass man nach 15-20 Minuten die Brustseite wechseln sollte.
Meine Tochter (6 Tage) trinkt jedoch nur 5 Minuten pro Seite. Manchmal möchte sie dann nochmal angelegt werden. Nachts reicht ihr auch nur eine Seite.
Meine Fragen sind:
1) Bekommt sie genug von der Hintermilch, da sie ja nur kurz trinkt? Soll ich ihr die selbe Brust je Stilleinheit so oft anbieten bis ich ihr insgesamt 20 Minuten angeboten habe, also keinen Brustseitenwechsel vornehmen?
2)Ich spüre den Milchflussreflex nicht! Das Einzige, was passiert ist, dass die rechte Brust tropft, wenn ich links anlege. Ist das der Reflex? Hei�t das, dass die Hintermilch aus der rechten Brustseite tropft?
Ich bin Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir die Fragen konkret beantworten würden, da ich ziemlich verunsichert bin!
Vielen Dank und viele Grü�e!!
Mitglied inaktiv - 16.05.2008, 19:14
Antwort auf:
Milchflussreflex/ Hintermilch/ Brustseitenwechsel
Liebe Steffinchen,
die Empfehlung, dem Baby immer beide Seiten anzubieten ist vor allem in der allerersten Zeit wichtig, wenn die Milchbildung in Gang kommen und sich die Stillbeziehung einspielen muss. Sobald sich die Stillbeziehung eingespielt hat und das Kind gut gedeiht, kannst Du dich von deinem Baby leiten lassen und wenn dein Kind mit einer Seite satt und zufrieden ist und gut gedeiht, dann musst Du ihm die zweite Seite nicht "aufdrängen".
Es gibt keine feste, unumstößliche Regel, die sagt "Es müssen immer und unter allen Umständen beide Seite gegeben werden". Wichtig ist, dass das Baby gedeiht und sich gut entwickelt - und um das zu beurteilen ist deine Kleine noch etwas sehr jung.
Es ist für mich nun sehr schwer, von hier aus zu beurteilen, ob das Trinkverhalten deiner Kleinen "gut genug" ist. Es wird ganz gewiss darauf geachtet werden müssen, wie viel sie zunimmt. Hat sie ihr Geburtsgewicht wieder erreicht, und wie schaut es mit der Neugeborenengelbsucht aus? Hast du eine stillerfahrene Hebamme?
Ein so kleines Baby will durchschnittlich zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an die Brust. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Dabei ist es nun nicht unbedingt immer so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys und vor allem am späten Nachmittag und abend kommt es verstärkt zu solchen Cluster Phasen.
Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass dein Baby durch den Stillmarathon deine Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht.
Ich würde dir empfehlen, dich auch an eine Stillberaterin vor Ort zu wenden, die dich vielleicht auch im Rahmen eines Stilltreffens beraten kann. Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Die Unterteilung der Milch in Vordermilch und Hintermilch ist nicht so, wie es immer wieder zu lesen ist und ist für die Praxis abgesehen von wenigen, besonderen Fällen kaum relevant. Der Milchspendereflex setzt beidseitig ein, so dass das Kind an der zweiten Brust dann eine "Mischmilch" erhält. Die Unterscheidung in "Vordermilch" und "Hintermilch" ist in aller Regel allerdings eine akademische Frage, die für den normalen Stillablauf keine Bedeutung hat. Solange das Kind gedeiht und sich wohl fühlt, muss keine Mutter über die Anteile an Vorder oder Hintermilch nachdenken. Solange das Baby gedeiht, ist es vollkommen unwichtig, ob es an einer oder beiden Brüsten trinkt. Und wie gesagt: Es gibt keine feste und unumstößliche Regel, dass ein Kind immer an beiden Seiten trinken muss. Wichtig ist alleine das Gedeihen des Babys. Jedes Stillpaar muss herausfinden, was für die beiden am besten funktioniert.
Das, was du beobachtest, ist ein Zeichen dafür, dass dein Milchspendereflex ausgelöst wurde. Nicht jede Frau spürt das im Sinne eines Prickelns (ich z.B. habe ihn nie gespürt, obwohl ich insgesamt über 6 Jahre lang gestillt habe!).
Ich hoffe, diese Antworten klären deine Fragen.
Lieben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 16.05.2008
Antwort auf:
Milchflussreflex/ Hintermilch/ Brustseitenwechsel
Vielen Dank für die ausführliche Antwort!
Nicht immer tröpfelt es aus der anderen Brust, wenn ich mit der einen Seite stille. Könnte es dafür eine Erklärung geben? Kann es evtl. sein, dass der Milchspendereflex nicht eintritt?
Viele Grüße
Mitglied inaktiv - 16.05.2008, 23:01
Antwort auf:
Milchflussreflex/ Hintermilch/ Brustseitenwechsel
Keine Sorge! Die meisten Frauen wären froh, wenn es nicht gleichzeitig aus der anderen Brust tröpfelt, sobald sie mit der einen Brust stilen.
Wie gesagt, das einzige, was wichtig ist, ist wie dein Kind gedeiht. Wenn es genug nasse Windeln hat und ausreichend zunimmt, dann ist alles ok - und du brauchst dir keine weiteren Gedanken zu machen, ob alles in Ordnung wäre.
Lieben Gruß,
Kristina
von
Kristina Wrede
am 17.05.2008