Hallo Frau Welter,
unsere Emily Kim ist 5 Wochen alt.
Seit 2 Tagen etwa, stille ich sie an der einen Brust etwa knapp 20 Minuten, an der anderen dann nochmal ca. 5 min.
Dabei schläft sie oft ein..dazwischen habe ich sie immer gewickelt - und nach dem 2. Stillen ins Bett gelegt.
Nun brüllt sie sobald man sie ins Bett legt, holt man sie raus, dann geht sie in Richtung Brust.
Wie lange sollte ein 5 Wochen altes Kind trinken? Sie trinkt anfangs sehr hastig, lässt manchmal auch immer wieder los und spuckt viel.
Heute z.B. habe ich sie 3 x dann angelegt (gesamt etwa 30 Minuten)...erst habe ich mich mit ihr "unterhalten", doch nach ein paar Minuten ging es wieder los - sie schrie. Ich gab ihr dann den Schnuller, den nimmt sie immer zum einschlafen und spuckt ihn dann raus.
Hat sie noch Hunger? Muss ich beifüttern?
Gerade auch nachts ist sie sehr unruhig, nach deer letzten Mahlzeit, etwa gegen 0 Uhr. Sie braucht dann ca.
30-45 Minuten zum einschlafen.
Für eine Antwort wäre ich Ihnen dankbar.
Liebe Grüße
Gabi Linnemann aus Weiterstadt bei Darmstadt
Mitglied inaktiv - 29.11.2001, 18:37
Antwort auf:
Hat mein Baby Hunger?
?
Liebe Gabi,
nur aus dem Schlaf- und Weinverhalten lässt sich nicht ablesen, ob ein Baby satt wird oder nicht. Das Extrembeispiel hierzu ist das „pflegeleichte" Baby, das sehr viel schläft und nie weint und dabei nicht gedeiht, weil es seinen Hunger regelrecht verschläft und sich nicht oft genug zum Stillen meldet. Die Mütter solcher Babys sind oft ganz erstaunt, wenn sie beim Arzt hören, dass ihr Baby nicht ausreichend zugenommen hat denn „es schläft doch immer so schön und weint nie".
Um festzustellen, ob Ihr Baby ausreichend Muttermilch bekommt, sollten Sie auf die folgenden Punkte achten:
• mindestens fünf bis sechs nasse Wegwerfwindeln hat (um zu sehen wie nass „nass" ist, können Sie sechs Esslöffel Wasser auf eine trockene Windel geben). Diese Regel gilt aber nur für voll gestillte Kinder, das heißt das Baby bekommt nichts außer Muttermilch (kein Wasser, Tee, Saft usw.).
• in den ersten sechs Wochen täglich mindestens zwei bis vier Stuhlentleerungen (später sind seltenere Darmentleerungen normal)
• eine durchschnittliche wöchentliche Gewichtszunahme von mindestens 110 g pro Woche ausgehend vom niedrigsten Gewicht (mit zunehmendem Alter verringert sich die durchschnittliche Gewichtszunahme),
• eine gute Hautfarbe und eine feste Haut,
• Wachstum in die Länge und Zunahme des Kopfumfangs
• ein aufmerksames und lebhaftes Verhalten des Babys in den Wachphasen.
Wenn alle diese Punkte erfüllt sind, können Sie davon ausgehen, dass Ihr Baby genügend Muttermilch bekommt, gleich wie viel es schläft und wie oft es weint.
Überlassen Sie es Ihrer Tochter, wie lange sie an der Brust trinken will und setzen Sie bitte keine Zeitmaßstäbe, weder was die Häufigkeit des Anlegens betrifft noch was die Länge einer Stillzeit betrifft.
So kleine Babys wollen durchschnittlich zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden an die Brust. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Dabei ist es nun nicht unbedingt immer so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys und vor allem am späten Nachmittag und abend kommt es verstärkt zu solchen Cluster-Phasen. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. (Der nächste Wachstumsschub ist mit etwa sechs Wochen zu erwarten).
Sollte Ihre Tochter tatsächlich nicht ausreichend zunehmen obwohl sie nach Bedarf an die Brust darf, dann wenden Sie sich bitte an eine Stillberaterin in Ihrer Nähe, die sich anschauen kann, wie Ihre Tochter an der Brust trinkt. Es kann vorkommen, dass ein Baby zwar häufig und lange an der Brust ist, aber nicht effektiv trinkt und daher dann auch nicht genügend Nahrung bekommt. Das Saugverhalten Ihres Kindes kann ich aber hier am Bildschirm nicht beurteilen.
Wenn Sie mir Ihren Wohnort mit Postleitzahl angeben, suche ich Ihnen gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus.
Nun zum Schlafen. Menschenbabys sind Traglinge, die den Kontakt zur Mutter brauchen. Es ist von der Natur nicht vorgesehen, dass sie alleine sind und auch nicht, dass sie alleine schlafen. Das widerspricht dem Bild vom süß in der Wiege schlummernden Baby, das fast alle Frauen (zumindest beim ersten Baby) haben. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Ihre Tochter weint, wenn sie abgelegt wird.
Außerdem schlafen die meisten Babys sehr viel weniger als es von den Eltern angenommen wird. Babys sind soziale Wesen, die die Welt, in die sie hineingeboren wurden erkunden und kennenlernen wollen und das geht nicht im Schlaf. Lassen Sie Ihr Kind an Ihrem Leben teilnehmen.
Die Lösung, wie das Baby am Alltag teilnehmen kann und sich bei der Mutter geborgen fühlt und die Mutter sich um den Haushalt oder andere Dinge zu kümmern kann heißt Tragetuch. Für meine Begriffe gehört ein (ausreichend langes) Tragetuch zu den wichtigsten Teilen einer Babyausstattung. Ein Tragesack kann ebenfalls als Tragehilfe verwendet werden, ist jedoch lange nicht so vielseitig, wie ein Tuch und ein korrekt gebundenes Tuch ist aus orthopädischer Sicht günstiger zu beurteilen als ein Tragesack.
Ein Tragetuch ist fast ein Zaubermittel. Ihr Baby kann Ihre Nähe spüren, es wird sich an Ihrem Körper beruhigen, die Koliken verringern sich, es wird weniger weinen, vielleicht sogar recht gut schlafen und Sie haben mindestens eine Hand frei (und auch Ihren Kopf, weil das Baby wieder ruhiger ist), um andere Dinge zu tun. Versuchs einmal. Eine Autorin nennt dies so schön „Perspektive teilen". Das Tragetuch ermöglich es dem Kind, am Leben der Familie problemlos teilzunehmen und mit Ihnen die Perspektive zu teilen.
Dass ein Baby beim Umbetten wieder aufwacht ist ganz normal. Versuchen Sie einmal Ihr Kind nach dem Einschlafen nicht mehr umzubetten. Also legen Sie sich zum Beispiel mit ihm zusammen hin, so dass es liegen bleiben kann. Es kann sein, dass es einfach deshalb wach wird, weil es durch die Lageveränderung von senkrecht zu waagerecht geweckt wird. Eine solche Lageveränderung reizt das Gleichgewichtsorgan im Ohr und kann dazu führen, dass das Baby aufwacht. Wenn sie also liegend (an der Brust) einschläft, fällt die Lageveränderung weg.
Möglicherweise wird Ihr Kind auch wach, weil das Bett kälter ist als der Körper von Mutter oder Vater. Diese Temperaturunterschiede können ebenfalls zum Aufwachen führen. Hier hilft es, das Baby in eine Decke zu wickeln und in die Decke eingewickelt hinzulegen. Auch der Kopf sollte in der Decke liegen.
Der lange Text hat Sie nun hoffentlich nicht erschlagen.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 30.11.2001