Liebe Biggi / Liebe Kristina,
darf ich nochmals ein paar Fragen zum Thema Beikost stellen, ich stelle fest, dass es wirklich eine komplexes Thema ist:
Mein Sohn ist jetzt 6 Monate alt und ich habe vor kurzem mit Beikost begonnen. Es geht leider etwas schleppend voran (manchmal isst er mir zB nur ganz wenig wenn es ihm offensichtlich nicht schmeckt), und er trinkt mir auch anschließend an das Brei essen immer noch den ganzen Busen aus. Er bekommt momentan nur mittags Gemüsegläschen bzw. mit Kartoffel gemischt, aber bald möchte ich auch Fleisch dazu geben. Ist es richtig, dass ich auch zu Gläschen-Nahrung Öl hinzugeben muss? Laut einer Bekannten ist das im Gläschen beigefügte Öl zu wenig.
Ich weiß gar nicht, wie ich jetzt weiter vorgehen soll...soll ich jetzt vormittags oder nachmittags die nächste Mahlzeit einführen und was kann ich ihm da anbieten? Ab wann weiß ich überhaupt, dass eine Mahlzeit ersetzt ist und ich anschließend nicht mehr Stillen brauche? Er trinkt momentan merklich mehr, sodass ich manchmal das Gefühl habe, er wird durch die Milch alleine nicht mehr satt.
Eine Bekannte meinte, bezüglich "Erlernen" des Sättigungsgefühl soll ich erst etwa eine halbe Stunde nach der Beikost stillen, ist das richtig? Mir kommt vor er hat nach dem Essen Durst, weswegen ich ihm auch gleich anschließend die Brust anbiete.
Vielen herzlichen Dank, dass ich Ihnen hier meine Fragen stellen darf! Jeder sagt irgendwie was anderes, und ich weiß nicht, was "richtig" ist.
Liebe Grüße
Sandra
von
Sandralein1234
am 10.05.2016, 15:13
Antwort auf:
Beikost / Stillen
Liebe Sandra,
es ist ganz normal, dass ein Baby die Beikost nur zögernd annimmt und nur ein paar Löffel nimmt.
Ich weiß, dass fast überall steht: „zunächst wird die Mittagsmahlzeit ersetzt und im Abstand von etwa vier Wochen ersetzen Sie die nächste Mahlzeit usw". Gleichzeitig wird „eine Mahlzeit" als die Menge definiert, die in ein Gläschen passt und zwar für alle Kinder gleich. Doch dieses Schema, das leider immer noch oftmals propagiert wird verursacht in vielen Fällen nichts weiter als Stress und Tränen. Es ist einfach zu sehr in den Köpfen vieler Menschen verwurzelt, dass eine Stillmahlzeit „ersetzt" werden müsse, dabei stimmt das gar nicht. Schon der Begriff BEI Kost drückt doch aus, dass es sich bei dieser Nahrung um eine ergänzende Nahrung und nicht um einen Ersatz für die Muttermilch handelt. Wäre es ein Ersatz, dass würde es ANSTATT Kost heißen.
Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Im gesamten ersten Lebensjahr sollte Muttermilch das Hauptnahrungsmittel des Kindes sein.
Bei der Vorgehensweise, dass langsam als ergänzende Nahrung Beikost angeboten wird, hat die Brust Zeit, sich an die Veränderung zu gewöhnen, das Kind hat ebenfalls mehr Zeit für die Umstellung und die Nährstoffe aus der Beikost können in Zusammenhang mit bei der gleichen Mahlzeit angebotener Muttermilch besser verwertet werden.
Man kann eine Faustregel aufstellen, dass ein Baby mit sieben Monaten eine bis zwei zusätzliche Beikostmahlzeiten ergänzend zur Muttermilch bekommt, mit acht Monaten zwei bis drei, mit neun Monaten zwei bis vier, mit zehn Monaten vier und mit zehn bis zwölf Monaten drei bis fünf. Daneben kann und darf es so oft gestillt werden, wie es möchte.
Die Fettzugabe ist sinnvoll und anzuraten, auf alle Fälle dann, wenn es nach der Beikost nicht mehr gestillt wird.
Das Fett ist erforderlich um dem Kind einerseits genügend Energie zuzuführen und andererseits wegen der fettlöslichen Vitamine. Auf 200 g Gemüse Kartoffelbrei werden 10 g Fett empfohlen. Das wertvollste Fett ist kaltgepresstes Pflanzenöl. Trotzdem sollte bis zum Ende des achten Monats nicht kaltgepresstes Öl verwendet werden, da empfindliche Babys auf die (ansonsten wünschenswerte) Reste der Ölsaat reagieren können. Deshalb sollte anfangs Soja , Raps oder Maiskeimöl, später dann auch kaltgepresstes Sonnenblumenöl verwendet werden.
Solange das Kind nur ein paar wenige Löffel Karotten (oder anderes Gemüse) isst und in Zusammenhang mit dem Karottenbrei gestillt wird, ist die Fettzugabe noch nicht ganz so dringend erforderlich, sobald die Menge aber gesteigert wird, sollte das Fett auf jeden Fall zugegeben werden.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
von
Biggi Welter
am 10.05.2016