Hallo, bei der U4 wurde festgestellt, dass meine Tochter zu wenig zugenommen hat. Sie ist knapp vier Monate alt und wiegt 5,1 kg auf 64 cm. Laut Kinderarzt soll ich nach jedem stillen noch mit der Flasche zufüttern, da meine Milch nicht ausreichen oder zu dünn sein könnte. Allerdings habe ich Angst, dass sie dann bald die Brust verweigert. Wir stillen leider mit Stillhütchen, sie hat aber immer volle Windeln, also bin ich nicht sicher, ob es wirklich ein Problem mit der Trinkmenge gibt. Seit ca zwei Monaten hat sie sich eine merkwürdige Saugtechnik angewöhnt. Sie saugt und schluckt oft nicht mehr richtig, sondern sie saugt oft ganz schnell und oberflächlich, als wolle sie den Milchspendereflex auslösen. Dabei höre ich sie auch nicht schlucken und ich kann nicht beurteilen, ob sie so wirklich genug trinkt. Es entsteht zwar ein Vakuum im Hütchen, aber es kommt mir mehr wie nuckeln vor. Jetzt frage ich mich, ob das Problem an meiner Brust oder an ihr liegt, wie wir das Problem behoben bekommen und ob wir es vielleicht doch ohne zufüttern schaffen können. Bisher hat weder zurückgelehnt stillen noch abdocken bei falschem saugen geholfen. Auch die Brust zusammendrücken, damit sie zum schlucken animiert wird, habe ich schon erfolglos versucht. Manchmal habe ich das Gefühl sie vergisst zwischendurch, wie man die Milch richtig aus der Brust bekommt. Am Anfang hatte ich auch sehr viel Milch, so dass sie sich kaum beim Trinken anstrengen musste, weil das Hütchen einfach vollgelaufen ist, das ist glaube ich mittlerweile nicht mehr so. Meistens trinkt sie immer nur eine Brust pro Stilleinheit. Können Sie mir evtl noch Tipps geben, wie ich vorgehen soll? Vielen Dank und viele Grüße
von
Hullabaloo86
am 25.08.2020, 00:50
Antwort auf:
Baby hat Untergewicht und trinkt falsch
Liebe Hullabaloo86,
eben so wenig wie ein Arzt, dem Du am Telefon sagen „mir tut mein Rücken weh" eine Ferndiagnose stellen kann, kann eine Stillberaterin bei Saugproblemen aus der Ferne sagen „genau das ist es".
Ich kann hier am PC aus dem, was mir die Frauen schildern, bestimmte Rückschlüsse ziehen und mehr oder weniger allgemeine Tipps geben, doch das ersetzt in vielen Situationen niemals die direkte Beratung durch eine Stillberaterin vor Ort. Ja, es wäre sogar fahrlässig, wenn ich behaupten würde, die Stillberatung über Internet kann alle Probleme lösen.
Falls Du noch keinen Kontakt zu einer Stillberaterin hast, solltest Du dich an eine Stillberaterin vor
Ort wenden, die dich beim Stillen sehen kann und so feststellen kann, ob Dein Baby korrekt an der Brust
saugt oder vielleicht ein Saugproblem vorliegt, das behandelt werden müsste.
Auch wenn Du weiter fahren musst, lohnt sich ein Termin bestimmt!
Um das Interesse deines Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du Dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses „Wecken und Wechseln“ wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden
Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar „Stilltage“ einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen.
Ich würde Dir zusätzlich noch empfehlen, ihm eine Kalorienbombe aus Muttermilchsahne zu geben, das gibt den Kleinen meist einen wirklich guten Zunahme- und Entwicklungskick. Schau, dass du Milch ausstreichst oder abpumpst, die du in 10 ml Spritzen aufziehst und dann kopfüber in ein Glas stellst (also mit der Spitze nach unten). Lass aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2 Stunden kannst du den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und deinem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln.
Statt mit leeren Spritzen kannst du natürlich auch mit einer Tasse arbeiten, in die du die gewonnene Muttermilch gibst. Oben wird sich der fetthaltige Rahm absetzen, du kannst ihn mit einem Löffel abschöpfen und deinem Baby geben.
Wende Dich wirklich an eine kompetente Beraterin vor Ort, Dein Baby muss zunehmen!
Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter:
http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC).
Liebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 25.08.2020