Liebe Biggi,
ich lese schon lange in diesem Forum mit und habe nun selbst eine Frage. Ich habe eine 17 Monate alte Tochter. Sie wird abends zum Einschlafen gestillt und morgens, wenn sie wach wird. Das soll und darf vorerst auch so bleiben. Allerdings wird sie auch nachts häufig wach und verlangt dann die Brust. Ich verwehre ihr das Stillen nicht, denke auch, dass sie nicht wieder einschlafen würde, wenn ich sie nicht lassen würde. Allerdings habe ich das Gefühl, dass sie sich nachts nur meldet, um gestillt zu werden. Inzwischen bin ich etwas genervt, weil mir der Schlaf fehlt und ich mich ein bisschen als "Schnuller" missbraucht fühle (den sie allerdings zusätzlich auch hat). Dr. Post plädiert eindeutig für das Abstillen in der Nacht. Ich würde Dich gern fragen, wie Du das siehst: Kann es sein, dass ein Kind nicht durchschläft, weil es gestillt werden möchte und würde es voraussichtlich durchschlafen, wenn es sich daran gewöhnt hat, nachts nichts mehr zu bekommen?
Ich kenne mich ganz gut mit Entwicklungspsychologie aus und meine Tochter wächst bindungsorientiert auf. Deshalb brauche ich nicht viele Informationen drum herum, aber Deine Meinung zu dieser Frage würde mich sehr interessieren. Vielen Dank schon einmal für Deine Antwort und für Deine Arbeit hier :-)
Leana
von
Leana223
am 29.08.2012, 13:10
Antwort auf:
Abstillen in der Nacht?
Liebe Leana,
es gibt sicherlich Kinder, für das Stillen eine lieb gewordene Gewohnheit ist, andere brauchen das Stillen wirklich noch sehr, um sich sicher und geborgen zu fühlen.
Ich kann natürlich von hier aus nicht sagen, ob deine kleine Maus "nur" aus Gewohnheit in der Nacht so häufig trinken möchte, oder ob sie sich nachts körperliche Nähe holt, die ihr Sicherheit und Geborgenheit geben und die Kraft, den Alltag zu meistern.
Wenn sie diese Nähe tatsächlich BRAUCHT, dann wird dir vielleicht nichts anderes übrig bleiben, als diese schwere Zeit zu durchstehen und zu versuchen, andere Dinge einfacher zu gestalten, so dass du tagsüber ein wenig ausruhen kannst.
Handelt es sich "nur" um eine liebgewordene Angewohnheit, dann kannst du mit folgender Methode versuchen, einen Teil der Nacht stillfrei zu bekommen:
Erkläre Deinem Kind schon bei Tag, was sich in der Nacht ändern wird, und versuche, Signale zu definieren, die es wieder erkennen kann (z.B. "erst wenn der Radiowecker angeht, dann darfst Du trinken") und die sich eventuell anpassen lassen (den Radiowecker kann man etwa jeden 2. Tag eine viertel Stunde nach hinten programmieren, so dass die Pause immer länger wird). So wird die Nacht allmählich stillfrei.
Wenn sich Dein Kind dann in der Nacht beschwert, dass es nicht trinken darf (und das kann es natürlich nur durch weinen oder schreien), dann tröste es und sprich liebevoll-beruhigend mit ihm, und gestehe es ihm auch wirklich zu, sauer zu sein, aber bleib konsequent beim „Nein“, bis der vereinbarte Zeitpunkt (z.B. der Radiowecker geht an) für das Stillen gekommen ist. Dann jedoch solltest Du auch von Dir aus Deinem Kind die Brust anbieten – so lernt es, dass es sich auf Dein Wort verlassen kann.
Natürlich kannst Du ihm während der Nacht einen Schluck Wasser oder auch einen Schnuller anbieten, doch sei nicht allzu überrascht, wenn das anfangs mit Wut abgewiesen wird.
Ehrlicherweise muss ich dazu sagen, dass die ersten Nächte zwangsläufig sehr unruhig sein werden. Doch in der Regel akzeptieren Kinder relativ schnell die neuen "Spielregeln", und je älter sie sind, desto einfacher. Einen "Knacks" beim Kind brauchst du nicht befürchten, wenn du ihm wirklich beistehst und ihn nicht „strafst“ für seine natürliche Reaktion auf diese Veränderung.
Nur wenn sich dein Kind über mehrere Tage hinweg gegen diese Stillfreie Zeit sperrt, oder gar tagsüber extrem anhänglich bzw. weinerlich wird, oder gar eine Hautreaktion zeigt, dann weißt du, dass es noch zu früh ist und du vielleicht einfach noch ein paar Wochen warten und durchhalten solltest.
Bedenke bitte, dass jedes Kind irgendwann seinen Weg zum Durchschlafen und alleine schlafen findet, wird ihm die Gelegenheit dazu gegeben. Das eine früher, das andere später.
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 29.08.2012