Guten Tag,
Ich habe seit ca. 15 Jahren eine schwere chronische Nesselsucht. Ich habe bis Sommer 2011 Telfast 120 genommen, diese wirkten dann aber nicht mehr, sodass ich seit dem Aerius 5 mg genommen habe. Nach dem positiven Schwangerschaftstest habe ich diese sofort abgesetzt und habe es ohne Medikamente versucht. Leider ist die Nesselsucht dann nicht zu ertragen! Ich habe es mit Bedan Pflegecreme und Aloe Vera Gel versucht, aber der Juckreiz streckt sich von der Kopfhaut bis zur Fußsohle. In der Apotheke wurde mir gesagt, ich könne Cetirizin oder Loratadin jeweils 10 mg nehmen. Aber ist täglich eine Tablette in der Frühschwangerschaft für das Kleine tragbar?
Ich hoffe, dass die Beschwerden ab dem 2. Schwangerschaftsdrittel abklingen.
Welches Medikament wäre in der Stillzeit akzeptabel? Oder soll ich dann besser gar nicht stillen?
Ich hoffe auf eine baldige Antwort, denn wahrscheinlich werde ich gegen heute Nachmittag einen erneuten Schub bekommen. (Habe jetzt schon an zwei Abenden Cetirizin nehmen müssen....). Vielen Dank!!
Viele Grüße
Helle
von
behelle2012
am 07.09.2012, 07:40
Antwort auf:
Schwere Nesselsucht - welche Medikamente sind erlaubt?
Bei Desloratadin (Aerius) handelt es sich um einen Metaboliten des länger bekannten Antihistaminikums Loratadin.
Auf der Grundlage eines schwedischen Geburtsregisters wurde der Verdacht geäußert, dass Loratadin bzw. Desloratadin (Aerius) zu einer Zunahme von Hypospadien (Harnröhrenfehlmündungen) führt: Unter 2.780 Fällen mit Einnahme von Loratadin in der Schwangerschaft wiesen 15 Kinder Hypospadien auf, etwa dreimal soviel wie erwartet (Källén & Otterblad Olausson 2001).
Gemäß einer aktuellen Metaanalyse traten bei 2.694 männlichen Neugeborenen nach intrauteriner Exposition mit Loratadin in 39 Fällen (1,4%) Hypospadien auf. Im nicht belasteten Kollektiv fanden sich bei 4.231 von 450.413 Jungen (0,9%) derartige Fehlbildungen. Damit erscheint das Risiko für kindliche Hypospadien nach mütterlicher Therapie mit Loratadin im ersten Trimenon nicht signifikant erhöht (Schwarz et al 2008).
Die Anwendung von Aerius wäre daher bei Ihren Beschwerden in der Schwangerschaft auch langfristig vertretbar.
Der Übergang von Loratadin auf den Säugling beträgt weniger als 1% an wirksamer Substanz, so dass die Anwendung in der Stillzeit vertretbar ist. Loratadin und sein Metabolit Descarboethoxloratadin können in der Muttermilch nachgewiesen werden. Nach Gabe einer Einmaldosis von 40 mg wurden bei sechs Stillenden innerhalb von zwei Stunden in der Muttermilch maximale Konzentrationen von 29,2 ng/ml gemessen. Ein Säugling von 4 kg Körpergewicht würde 0,46% der mütterlichen gewichtsbezogenen Dosis aufnehmen.
von
Dr. Wolfgang Paulus
am 14.09.2012