Frage: Blei

Sehr geehrter Herr Dr. Paulus, es handelt sich nicht um ein Medikament, aber ich vertraue auf Ihren fachlichen Hintergrund und denke auch, dass Sie mir ein paar Hinweise geben können. Habe schon gestöbert, ob Sie dazu bereits eine Frage hatten, aber leider nichts gefunden. Entschuldigen Sie bitte, falls es hier zu einer Dopplung kommt. Es gibt in einigen Regionen Deutschlands noch gehäuft Altbauten mit Bleileitungen für Trinkwasser/Verdacht auf B. Außerdem kann man annehmen, dass man im Laufe des Lebens schon Einiges an Blei resorbiert hat (Abgase, Ernährung). Ich habe einige Zeit meines Lebens in sehr alten Häusern, auch Abrisshäusern, gelebt, in denen die Gefahr der Bleileitungen rückblickend nicht ausgeräumt werden kann. (Bin jetzt 32 Jahre und mehrfach umgezogen...) Da Blei im Körper angereichert wird und in der Schwangerschaft durch veränderte Stoffwechselprozesse wieder (ich sage das jetzt laienhaft) "ausgelagert" wird, also in den Blutkreislauf gelangt, bestünde eine relative Gefahr der Schädigung des Ungeborenen. Derzeit läuft hier ein Test auf Schwermetalle/Rohrleitungstest, darum denke ich in der Kinderwunschphase über solche Sachen nach. Ich nehme an, Sie sind Schwammigkeiten genauso abgeneigt wie ich, aber ich würde mich dennoch freuen, wenn Sie mir das aus fachlicher Sicht einschätzen könnten: a) Wie sollte man bei unklarer "Belastung" (Lebenszeit"eintrag" in den Organismus) vorgehen? Lohnt sich ein Test oder ist das im Grunde Unfug, wenn man nicht dringend von einer kritischen Belastung ausgehen muss (zB aus Arbeitsschutz-Gesichtspunkten)? b) Wären bei "durchschnittlicher Belastung" Schädigungen erwartbar und relevant oder gegenüber statistisch annehmbarer weiterer Risiken vernachlässigbar? c) Sind ohne zusätzlichen übermäßigen Eintrag während der Schwangerschaft (v.a. sauberes Trinkwasser) Sorgen angebracht? Letztlich sind diese und unsere "Vorgänger-Kohorte" ja durch Umweltsünden ohnehin unterschiedlichst belastet... Aber da dieses Thema im Bekanntenkreis zB gerade sehr akut geworden ist wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie eine Einschätzung zu diesem Komplex abgeben könnten. Vielen herzlichen Dank für die Zeit und die Mühe, die Sie hier in diesem offenen und kostenlosen(!!!) Forum investieren. m0nika

von m0nika am 12.04.2013, 17:38



Antwort auf: Blei

Erhöhte Bleiwerte im mütterlichen Blut sind assoziiert mit Fehlgeburten, Wachstumsretardierungen und zentralnervösen Entwicklungsstörungen (Winder 1993). Die stärkste Bleibelastung resultierte bis vor einigen Jahren aus bleihaltigen Benzinadditiven. Weitere Quellen einer Bleiexposition stellen Leitungsrohre, Batterien, Farben, Lacke, Holzschutzmittel oder Lötprozesse dar. Eine starke Verunreinigung des Grundwassers mit Blei kann auch von Mülldeponien ausgehen (Constan et al 1995). Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen den Werten im mütterlichen Serum und dem Nabelschnurblut. Im mütterlichen Blut sollten die Konzentrationen 100 µg/l nicht übersteigen. Das kindliche Nervensystem ist während der embryonalen und fetalen Entwicklung für eine Schädigung durch Blei besonders empfindlich. Falls Sie wegen der Leitungsrohre in Ihrem Haus verunsichert sind, könnte Sie Ihre Bleibelastung im Blut kontrollieren lassen. Sind diese Werte normal, brauchen Sie keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.

von Dr. Wolfgang Paulus am 13.04.2013



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