Frage: Ist mein Sohn ein Schreikind?

Guten Tag Frau Höfel, ich schreibe Ihnen, weil ich sehr besorgt bin wegen meinem 9 Wochen alten Sohn. Nach einer etwas turbulenten Schwangerschaft (mir wurde gesagt, dass das Kind eventuell Schaden haben könnte auf Grund der schlechten Schilddrüsenwerten, natürlich habe ich viel geweint und war traurig), kam mein Sohn körperlich gesund auf die Welt. Vom Anfang an fiel auf, dass er sehr unzufrieden ist, viel an die Brust wollte- Er schlief sofort an die Brust ein, wollte aber nach fünf Minuten wieder die Brust. Diesen Rhythmus behielt er einen Monat ein, bis ich mich entschied, ihm die Flasche zu geben.In den ersten Wochen hat er viel geweint, vermutlich auch wegen Hunger (ich dachte natürlich, er sei satt, wenn er beim Trinken einschläft), aber auch auf Grund, vermute ich, von Anpassungsstörungen. Jetzt ist es mittlerweile so, dass ich ihn relativ gut kenne. Auf Grund seiner Unruhe kann er tagsüber nicht einschlafen. Würde ich ihn nicht im Tragetuch tragen würde er vermutlich eine Stunde schlafen und ansonsten nur brüllen. Ich habe es mittlerweile geschafft, ihn in der Früh abzulegen (mit dem Gesicht zur Coach, voll gefressen...es geht nur so), da schläft er leider nur 30-50 Minuten, ist danach aber immer noch müde. Danach trage ich ihn zwei, drei Stunden im Tragetuch. Er trinkt, er wird gewickelt. Danach kann er etwa 10-20 Minuten alleine auf der Decke liegen. Nach dieser Phase unterhalte ich ihn ein bisschen, danach wird er wieder müde. Abends ist er sehr müde, ist quengelig, manchmal schreit er ganz laut und schrill. Es ist so, ich weiß ganz genau, wie ich ihn beruhigen kann und meistens funktioniert es sehr gut. So kommt er gar nicht zum Schreien, ausser manchmal abends, wenn wir nicht gleich hoch gehen mit ihm, sondern ihn im Tragetuch noch behalten und fernsehen schauen. Mir ist es klar, dass ihn der Fernseher stört (ist aber leise und wir haben ein kleines Licht an, damit ihn das Abwechseln zwischen Dunkel und Licht nicht so stört), aber manchmal möchten wir eben auch mal auf der Coach hocken und weil er ja nicht im Schlafzimmer allein einschläft, ist er eben bei uns. Würde ich ihn nicht im Tragetuch tragen, würde er vermutlich den ganzen Tag nur brüllen. Ich kenne die Definition des Schreikindes. Nur bin ich aber nicht sicher, ob mein Sohn einer ist. Er kann nicht in den Schlaf finden (Ausnahme Tragetuch, und einmal am Tag auf der Coach für max 50 Minuten, abends schläft er gut, aber nur wenn wir im Zimmer sind, er schläft im Beistellbettchen oder bei mir im Bett), ist unruhig (ausser er hat vieeel geschlafen und hat vieeel getrunken), ist sehr unberechenbar (er lacht jetzt und in der nächsten Sekunde fängt er das Weinen an), ist oft unzufrieden , kann nicht im Kinderwagen einschlafen, schreit sich die Seele raus beim Auto fahren. Und diese sind meine Fragen. Ist mein Sohn ein Schreikind? (ich weiß, es ist schwer von der Entfernung zu diagnostizieren, aber ich glaube, ich habe ihn gut beschrieben) Wie kann ich meinem Sohn sanft helfen, die Schlafphasen zu verbinden, wenn er mal auf der Coach einschläft, so dass er ausschlafen kann? Vielen Dank für Ihre baldige Antwort. Moni

von moni79 am 28.08.2013, 14:49



Antwort auf: Ist mein Sohn ein Schreikind?

Liebe Moni, Ihr Kind ist so ziemlich alles – nur kein Schreikind! Ihr Kind ist 9 Wochen (63 Tage!!!!) alt. Leider sind wir immer der Meinung, dass die Kinder in dieser Zeit schon das eine oder andere begriffen haben müssen! Zum Beispiel: das Einschlafen alleine im Bettchen! Mal ehrlich: was würden Sie sagen, wenn Ihr Mann sagen würde. Deine Kuschelei mit mir ist nach wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht nötig. Du musst lernen alleine (ein) zuschlafen. Sie würden Ihrem Mann einen Vogel zeigen!!!!! Aber von nicht mal drei Monate alten Kindern verlangen manche das! Von daher ist es ganz okay, wenn der Schatz mit auf der Couch liegt. „Vom Anfang an fiel auf, dass er sehr unzufrieden ist, viel an die Brust wollte- Er schlief sofort an die Brust ein, wollte aber nach fünf Minuten wieder die Brust. Diesen Rhythmus behielt er einen Monat ein, ……..!“ Dieses Verhalten ist für Säuglinge völlig normal. Für ein Neugeborenes ist die Brust Nahrung, Wärme, Hören des Herzschlages(Sicherheit!). Die kurzen Trinkintervalle sorgen für das Aufrechterhalten der Milchproduktion usw. „Auf Grund seiner Unruhe kann er tagsüber nicht einschlafen. Würde ich ihn nicht im Tragetuch tragen würde er vermutlich eine Stunde schlafen und ansonsten nur brüllen.“ Aber er brüllt nicht. Er ist nah bei Ihnen! In Sicherheit! Er kennt Ihren Geruch und Ihre Stimme. Kann Sie sehen! Wenn er auf der Couch liegt und Sie sind drei Meter weg, kann er das nicht! Er kann aber auch nicht realisieren, dass Sie in der Nähe sind. Für ihn sind Sie weg! Und er ist alleine! „Ich habe es mittlerweile geschafft, ihn in der Früh abzulegen (mit dem Gesicht zur Coach, voll gefressen...es geht nur so), da schläft er leider nur 30-50 Minuten…..“ Prima, das hat er also schon gelernt! Nur Sie sind unzufrieden, weil es nicht Ihrer Vorstellung von Länge des Schlafes entspricht! „ Danach kann er etwa 10-20 Minuten alleine auf der Decke liegen. Nach dieser Phase unterhalte ich ihn ein bisschen, danach wird er wieder müde. „ Selbst Erwachsene können durchschnittlich nur 20 Minuten aufmerksam zuhören. Dann sollte z.B. ein Dozent das Medium wechseln. Was erwarten wir also von 63 Tage alten Kindern auf einer Decke mit einer Weitsicht und Sehschärfe von sehr kurzer Distanz? „Abends ist er sehr müde, ist quengelig, manchmal schreit er ganz laut und schrill. „ Ja, dann müssen die Eindrücke vom Tag raus. „Es ist so, ich weiß ganz genau, wie ich ihn beruhigen kann und meistens funktioniert es sehr gut. So kommt er gar nicht zum Schreien, ausser manchmal abends, wenn wir nicht gleich hoch gehen mit ihm, sondern ihn im Tragetuch noch behalten und fernsehen schauen. „ Prima! „Mir ist es klar, dass ihn der Fernseher stört (ist aber leise und wir haben ein kleines Licht an, damit ihn das Abwechseln zwischen Dunkel und Licht nicht so stört), aber manchmal möchten wir eben auch mal auf der Coach hocken und weil er ja nicht im Schlafzimmer allein einschläft, ist er eben bei uns.“ Auch gut. Wenn er nicht direkt in den Fernseher schaut, ist das okay! „Ich kenne die Definition des Schreikindes. Nur bin ich aber nicht sicher, ob mein Sohn einer ist. Er kann nicht in den Schlaf finden (Ausnahme Tragetuch, und einmal am Tag auf der Coach für max 50 Minuten, abends schläft er gut, aber nur wenn wir im Zimmer sind, er schläft im Beistellbettchen oder bei mir im Bett), ist unruhig (ausser er hat vieeel geschlafen und hat vieeel getrunken), ist sehr unberechenbar (er lacht jetzt und in der nächsten Sekunde fängt er das Weinen an), ist oft unzufrieden , kann nicht im Kinderwagen einschlafen, schreit sich die Seele raus beim Auto fahren. „ Und diese sind meine Fragen. Ist mein Sohn ein Schreikind? (ich weiß, es ist schwer von der Entfernung zu diagnostizieren, aber ich glaube, ich habe ihn gut beschrieben). Nein, denn Sie können ihn bestens beruhigen. Wie kann ich meinem Sohn sanft helfen, die Schlafphasen zu verbinden, wenn er mal auf der Coach einschläft, so dass er ausschlafen kann? Indem Sie Geduld haben. Schlaf ist eine Sache der Reife und des Loslassen. Und Sie können sein Gehirn nicht künstlich reifen lassen. Bleiben Sie gelassen! Tragen Sie ihn. Das gibt ihm sovielll Sicherheit. Nur der Vollständigkeit halber noch mein Standardposting dazu! „man kann ein Baby verwöhnen - und das ist das Beste was man tun kann!!!! Verziehen ist etwas ganz anderes! Dazu unten mehr! Mal ehrlich: was würden Sie sagen, wenn Ihr Mann sagen würde. Deine Kuschelei mit mir ist nach wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht nötig. Du musst lernen alleine (ein)zuschlafen. Sie würden Ihrem Mann einen Vogel zeigen!!!!! Der Tipp kann nur heißen: tragen, tragen, tragen und da sein und gelassen bleiben! So wie Sie es tun! Wenn Sie nach New York ziehen, dann würden Sie sich zu Anfang völlig unsicher fühlen (Angst haben, heulen, sich ungerecht behandelt fühlen), wenn Sie sich nach 3 Wochen auf einmal irgendwo in der Stadt wiederfinden würden! Klar, Sie würden sich dann umschauen und gucken, ob Sie irgendetwas wiedererkennen - Ihr Kind kann das nicht, denn es kann nur einen kurzen Radius scharf sehen! Da gilt: aus dem Auge - aus dem Sinn - Verlassensein! Und Sie würden in New York nach dem Weg fragen - Ihr Kind kann das nicht - es weiß gar nicht, was ein Weg ist! Ihr Kind schläft auf dem Arm (in Sicherheit) oder vom Schaukeln des Kinderwagens (bekannte Bewegung) ein und wacht im Bett auf - da würde ich auch schreien! Ihr Kind ist irritiert. Irritiert, weil es auf dem Arm einschläft, aber an einer anderen Stelle wieder aufwacht! Das Kind weiß nämlich nicht, dass Sie es dort abgelegt haben! Wenn Sie vor dem Fernseher einschlafen und im Bett aufwachen, dann wissen Sie, dass Ihr Mann so nett war........Ihr Kind kann das nicht einordnen. Deshalb fühlt es sich im Moment auf Ihrem Arm am wohlsten und das ist gut (und völlig normal) so! Sicher können Sie sich noch erinnern wie es war als Sie Ihren Freund/ Ihren Mann kennengelernt haben! Da war schmusen, anschauen, knuddeln, knutschen, "zusammenkleben" angesagt - am liebsten hätte man sich doch die ersten Monate überhaupt nicht losgelassen, oder? Und so geht es im Moment Ihrem Kind! Und noch mal ja, man kann ein Kind verwöhnen! Fragen Sie doch mal in Ihrem Umfeld, wer gerne verwöhnt wird! Ein paar Beispiele (ohne Ansehen der Person): Mag Ihr Freund es, wenn man ihn verwöhnt? Ein paar Schnittchen für die Kumpels und ihn beim Fernseh-Fußball-Abend? Abends eine warme Mahlzeit? Rücken eincremen nach dem Baden? Das Bier holen, obwohl er selber gehen kann? Kuscheln vorm Fernseher? DAS ist Verwöhnen! Mag Ihre (Schwieger)mutter es, wenn Sie Ihr aufmerksam zuhören? Wenn Sie Ihr zum Kaffee den Tisch nett richten? Mal eine kleine Aufmerksamkeit und sei es nur das Bemerken der neuen Frisur? DAS ist verwöhnen! Mag Ihre Nachbarin es, wenn Sie die Tageszeitung von unten mit hochbringen etc....... usw.! Fragen Sie mal Ihren Freund, wie es ihm gehen würde, wenn er von der Arbeit käme (nachdem er sich über die Kollegen geärgert hat und der Tag sowieso mies war) und Sie würden ihm einen großen Stopfen in den Mund schieben und ihn hin und her wiegen und ihm sagen: Schscht, ist alles gut! Schlaf ein bisschen......... oder geh nach nebenan und brüll da vor Dich hin! *grins* Oder wenn Ihre (Schwieger)mutter das Neueste erzählen will und Sie hören gar nicht hin, sondern telefonieren mit der Freundin! Kollegin Andrea hat es einmal ganz treffend ausgedrückt: "Verwöhnen" hat in Deutschland leider, speziell wenn es um Kinder geht, einen unguten Beigeschmack. Dabei wünscht sich doch eigentlich jeder, "verwöhnt" zu werden, denn in Wirklichkeit ist das ja nichts anderes als besonders umsorgt werden, jeden Wunsch von den Augen abgelesen zu bekommen, einfach das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. In diesem Sinne "verwöhnst" Du Dein Kind, und das braucht es auch und es ist richtig, was Du tust. Was die "anderen Seiten" betrifft, die davor warnen (woher wissen die eigentlich um Deinen Tagesablauf?): sie meinen "verziehen", d.h. maßlosen Wünschen nachgeben, unsinnige Dinge erlauben etc. und ist etwas ganz anderes. Genieße die kostbare Zeit mit Deinem Neugeborenen, "verwöhne" es nach Strich und Faden und laß Dich aber auch selber verwöhnen (Du bist ja auch noch im Wochenbett!). Es wird sich ganz sicher im Laufe der Zeit ein Familienrhythmus ergeben, der allen Beteiligten gerecht wird. Alles Gute!" Hier noch ein Brief einer anderen Forums-Nutzerin "es gibt solche Babys, meiner war auch so einer. Ich habe mir das Buch „Das 24-Stunden-Baby" von Dr. William Sears zugelegt - hier stehen so manche hilfreiche Erklärungen und auch Tipps. Zusammenfassend kann man sagen: das Einzige was hilft sind TRAGEN und/oder STILLEN und das rund um die Uhr und es ist das Beste was Du für Dein Baby tun kannst. Keine Bange, Du verwöhnst Dein Baby damit nicht, Du erfüllst nur seine existentiellen Bedürfnisse. (Ich habe mal den schlauen Satz gelesen ..."und glauben Sie nicht, dass Sie ihrem Baby damit irgendeine besondere Gunst erweisen. Getragen und Gestillt zu werden ist für ihn lediglich der Normalzustand." Nachdem ich das begriffen hatte wurde mein Leben einfacher. (Auch wenn das Tragen selbst natürlich anstrengend war) Unser Sohn wurde die ersten 3 Monate seines Leben quasi nicht mehr abgelegt, sondern er schlief und wachte nur in meinen Armen - und wenn ich zu müde wurde, übernahmen ihn andere hilfreiche Hände. Ein Freundin hat das mal folgendermaßen genannt - "Euer Sohn schläft nur auf Körpern, grins). Nachdem er jedenfalls begriffen hatte, dass er sich felsenfest darauf verlassen kann wurde er fast schlagartig zufrieden. Heute mit 11 Monaten ist er ein heiteres, gelassenes Baby, dass sich sicher sein kann, dass wir alles versuchen, seine Bedürfnisse zu erfüllen und damit in sich selbst ruht. Ich kann Euch nur wünschen, dass Ihr Euren Weg findet, LG Joshi" Bleiben Sie gelassen und verwöhnen Sie Ihr Kind - das gibt ihm sovieeeel Sicherheit! Und sein Verhalten gibt Ihnen doch Recht: "Er ist ein freundlicher und aufmerksamer Junge" - Ihre Worte! Drucken Sie den Text aus und geben Sie ihn Ihrem Mann mit auf Montage und Ihrer Schwiegermutter natürlich auch! Haben Sie ein Tragetuch? Das hilft manchmal Wunder! Kind ist nah am Körper und Frau hat die Hände frei!“ Liebe Grüße Martina Höfel

von Martina Höfel am 28.08.2013