Guten Abend Herr Dr. Hellmeyer, bis jetzt war ich stille Mitleserin im Expertenforum und habe immer die passenden Antworten auf meine Fragen bei Ihnen gefunden. Als erstes möchte ich Ihnen ein ganz großes Lob aussprechen. Beim Lesen Ihrer immer freundlichen und mitfühlenden Antworten sieht man, wieviel Verständnis Sie für Schwangere bzw. für die Sorgen und Probleme beim schwierigen Thema Kaiserschnitt aufbringen. Sie besitzen eine Fähigkeit, die es Ihnen ermöglicht, sich in uns Schwangere hineinzuversetzen, mitzufühlen und sachlich unmissverständlich, aber ohne verletzend zu wirken, korrekt zu antworten. Diese menschliche Art würde ich mir bei so vielen Ärzten wünschen... Nach einem Gespräch mit Ihnen würde ich sicherlich die Gründe für meine Kaiserschnitte besser verstehen sowie die Gedanken über das „Nichterleben einer normalen Geburt“ vergessen. Ich befinde mich mittlerweile in der 24. Schwangerschaftswoche. Ich habe bereits drei Kaiserschnitte (2007, 2010, 2016) hinter mir, der 4. steht somit in einigen Monaten an. Alle Schwangerschaften sowie alle Kaiserschnitte sind bisher gut und ohne Komplikationen verlaufen. Es wurde jedes Mal auf meine Frage, ob ich noch ein weiteres Kind bekommen kann, mit „immer wieder gerne“ geantwortet. Vor dem dritten Kaiserschnitt beim Anmelde- und Aufklärungsgespräch musste ich mich trotzdem vor einer jungen Assistenzärztin stark gegen eine Sterilisation wehren. In dem Gespräch ging es nicht mehr über den anstehenden dritten Kaiserschnitt, sondern nur noch darum, was alles passieren kann, wenn ich eine weitere vierte Schwangerschaft anstrebe. Erst als ich sie voller Ironie fragte, ob es denn hier in der Uniklinik noch nie Frauen mit drei und mehr Kaiserschnitten gegeben hatte, wurde sie kleinlaut und ich war erlöst... Danach war ich sehr deprimiert, hatte ich von Ihr das Gefühl bekommen, mein Leben aufs Spiel zu setzen, würde ich einer Sterilisation nicht zustimmen. Ich sagte kurz vor der Op zum Oberarzt, der mich auch nochmals fragte, ob ich eine Sterilisation wirklich verneinen würde, dass ich keine Sterilisation wünsche, sondern im Gegensatz von ihm eine ehrliche Meinung bzgl. einer möglichen weiteren vierten Schwangerschaft erhalten möchte. Ich hatte ehrlich gesagt große Angst, dass er aus Versehen eine Sterilisation durchführen würde... Er gab mir, sehr zum Lachen der Anästhesisten, schon direkt nach der Geburt beim Zunähen das OK, dass ich ohne Probleme ein weiteres Kind bekommen kann, ich aber ein Jahr warten sollte. Seither denke ich immer, wie schlimm es doch gewesen wäre, hätte ich einer Sterilisation zugestimmt und mir und meinem Mann somit den Wunsch nach einem vierten Kind für immer verwehrt... Für mich ist es immer wieder erstaunlich, wie unterschiedlich die Meinungen bei der Anzahl der Kaiserschnitte auseinandergehen. Während ein Teil von niedergelassenen Ärzten und auch von Hebammen von über 3 Kaiserschnitten abrät, sieht man dies in der Uniklinik alles sehr „locker“. Da ich jeden Oberarzt, der zur Visite kam, fragte, ob eine weitere Schwangerschaft und ein weiterer Kaiserschnitt wirklich in Ordnung ist, ohne das ich mein Leben aufs Spiel setze, bekam ich von mehreren unterschiedlichen Personen immer ein und diesselbe Antwort und zwar, dass es im arabischen Raum üblich wäre teilweise bis zu 7/8 Kaiserschnitten durchzuführen, bis jetzt noch keiner in der Uniklinik bei einem Kaiserschnitt „hopps“ gegangen wäre und auch wenn ich nach einem halben Jahr wieder schwanger werden würde, es sicherlich keine Komplikationen geben würde. Warum wurde mir dann so eindringlich zu einer Sterilisation geraten? Es gibt doch auch andere Methoden eine Schwangerschaft zu vermeiden... Ein weiterer Professor, bei dem ich vor kurzem beim Fein-/Organultraschall war (war längere Zeit Chefarzt der Gynäkologie einer sehr guten Uniklink in Deutschland) regte sich fürchterlich auf, dass man mir zu einer Sterilisation geraten hätte, hierfür gebe es keinerlei Gründe. Ich könnte ruhig auch noch einen fünften Kaiserschnitt durchführen lassen, wichtig sei nur, dass wäre sehr wichtig, dass eine doppelte Naht gemacht werden würde, diese würde halten, wie wenn noch nie ein Schnitt erfolgt wäre. Aber gute Ärzte würden dies sowieso immer machen. Was sagen Sie dazu? Die Antwort erscheint mir zu „einfach“... Desweiteren sagte er, dass in Deutschland pro Frau einfach zu wenig Kinder geboren werden, so dass die Erfahrungen bzgl. mehreren Kaiserschnitten einfach fehlen würden und deswegen aus lauter Angst, davon abgeraten werden würde... Vielleicht hatte ich bisher auch einfach nur Glück, dass bei mir trotz der Kaiserschnitte nie Narbenschmerzen während der Schwangerschaft bzw. Komplikationen aufgetreten sind. Trotz allem habe natürlich auch ich mehr Angst als bei allen vorherigen Schwangerschaften, dass es dieses Mal nicht gut geht, obwohl bisher alles unauffällig verläuft... Eine letzte Frage habe ich noch: Ich würde so gerne mal sehen, wie mein eigenes Kind direkt nach dem Herausholen aus dem Bauch bevor es abgenabelt wird, aussieht. Letztes Mal wurde der Sichtschutz heruntergemacht, aber leider lag ich so tief, dass ich nichts sehen konnte. Was wäre Ihre Antwort auf die Bitte einer werdenden Mutter, doch einen Blick auf das gerade geborene Baby zu bekommen? Ich weiß, dass dies alles unwichtig ist, deswegen habe ich dies auch bei keinem meiner Kaiserschnitte bisher gefragt.... Es interessiert mich einfach, ob es nicht doch möglich ist... Es tut mir sehr leid, dass ich soviel geschrieben habe... Vielen Dank für Ihre Zeit, die Sie sich für uns alle nehmen!
von Butterblümchen2018 am 19.04.2018, 20:58