Liebe Frau Ubbens,
mein Sohn wird im Januar 5 und ist ein fröhlicher, fitter Junge. Allerdings fällt mir in letzter Zeit immer wieder auf, dass er wenig Durchhaltervermögen bzw. Anstrengungsbereitschaft hat und selten wirklich „beißt“.
Hier ein paar Beispiele:,
1. Er fährt seit einigen Monaten Fahrrad, was er problemlos gelernt hat. Dass er noch keine längeren und steileren Steigungen schafft, ist völlig klar. Aber er kapituliert vor jedem sanften Mini-Hügel. Er steigt ab und meint, es wäre ihm zu anstrengend weiter zu fahren.
2. Gestern waren wir draußen und ich bat ihn danach seine Matschhose auszuziehen, während ich die Sandelsachen einpackte. Die Matschhose ausziehen ist etwas knifflig, aber er kann das. Er meinte aber, das wäre ihm zu anstrengend. (Er musste sie natürlich trotzdem ohne Hilfe ausziehen.)
3. Dass viele Jungs nicht besonders gerne malen oder basteln ist klar. Wenn mein Sohn etwas malt oder bastelt, strengt er sich kurz an, meint dann aber schnell wieder, dass ihm das jetzt zu anstrengend wäre und schludert oder gibt ganz auf.
Ich übe keinen Druck aus, sondern versuche ihn zu motivieren und freue mich mit ihm, wenn er etwas Schwieriges und Anstrengendes geschafft hat. Aber das spornt ihn nicht an. Selbst wenn andere Kinder dabei sind, ist ihm das keine Motivation.
Haben Sie mir einen Tipp?
Liebe Grüße
von
Bäumchen85
am 26.10.2017, 14:37
Antwort auf:
Durchhaltevermögen und Anstrengungsbereitschaft
Liebe Bäumchen85,
meine Vorrednerinnen haben schon sehr gut geantwortet. Bei den meisten "gemütlichen" Kindern verliert sich diese Gemütlichkeit mit den Jahren. Wichtig ist, ihnen die Arbeit nicht abzunehmen, Beispiel Matschhose und immer wieder dazu zu motivieren, etwas zu schaffen, wie jahreszeitiche Basteleien, einem Sport nachgehen usw.. Druck sollte weiterhin nicht ausgeübt werden.
Viele Grüße Sylvia
von
Sylvia Ubbens
am 27.10.2017
Antwort auf:
Durchhaltevermögen und Anstrengungsbereitschaft
Ich wollte Dir nur kurz und tröstend erzählen, dass mangelnde „Anstrengungsbereitschaft“ (lustiges Wort übrigens) in diesem Alter völlig normal ist, und auch keine Bedeutung für die Zukunft hat. Mein Sohn war im Kiga-Alter auch eher von der gemütlichen Sorte. Er hatte zum Beispiel immer schon nach 50 m keine Lust mehr auf Spazierengehen, wenn die Gruppe draußen unterwegs war. Die anderen Kinder waren da deutlich motivierter. Die meisten konnten auch schneller rennen als er, waren einfach insgesamt flinker.
Das hat sich aber völlig geändert. Mit sechs ging er in den Schwimmverein, wo er ein paar Jahre wöchentlich trainierte und mehrere Abzeichen machte. Mit neun wollte er wechseln zum Kanu-Verein. Dort ist er jetzt auch schon wieder seit drei Jahren und wegen seiner guten Leistungen (bei Regattas) inzwischen im Leistungskader. Er ist total sportlich, flink, sehr, sehr „anstrengungsbereit“ und trainiert mehrere Male pro Woche. Er paddelt nicht nur riesige Strecken, sondern läuft auch bei jedem Training sechs Kilometer auf Zeit, hinzu kommt Krafttraining. Wir müssen da als Eltern eher schon bremsen. Von der früheren Bequemlichkeit gibt‘s jedenfalls keine Spur mehr.
Mein persönlicher Rat wäre, Deinen Sohn mit sechs bis sieben Jahren in einem Sportverein anzumelden. Das ist einfach nur gut, die Kinder werden von der Gruppe motiviert, gewinnen Freude an der Bewegung und auch an neuen Herausforderungen, haben Spaß und werden vor allem nicht zu diesen traurigen Computer-Kids, die nur vor dem PC sitzen. Der Witz ist außerdem, dass sich der sportliche Ehrgeiz auch auf alle anderen Lebensbereiche ausdehnt. Die Kinder sind auch im Alltag nicht mehr so gemütlich, sondern haben auch hier mehr Motivation und Durchhaltevermögen.
LG
von
Banu28
am 26.10.2017, 20:51
Antwort auf:
Durchhaltevermögen und Anstrengungsbereitschaft
Kann ich hier genauso bestätigen. Meine ist fast 12, seit Jahren im Chor und im Schwimmverein. Training 2-3 pro Woche kein Thema. Aber im Waldkiga Mittags noch die 10 Meter zum Auto gehen? Oder im Urlaub mit 7 Jahren 5 km Rad fahren? Unsere 4 Jährige fuhr damals schon längere Strecken. Motivierte weiter, sanfter "Druck", das wird.
von
Itzy
am 27.10.2017, 19:10
Antwort auf:
Durchhaltevermögen und Anstrengungsbereitschaft
Danke für eure Antworten! Das hat mir geholfen!
@Itzy: Genau so eine Konstellation haben wir hier auch. Der kleine Bruder ist etwas über 2 und in der Hinsicht ganz anders. Er fährt mit dem Laufrad jetzt schon Strecken und Hügel, bei denen der Große mit 3,5 noch gemeckert hat.
Beim Laufen ist es genauso. Während der Kleine vorweg rennt, klagt mein Großer über seine müden Beine. Da muss ich doch etwas schmunzeln.
von
Bäumchen85
am 28.10.2017, 07:49