Berufstätigkeit

 Christiane Schuster Frage an Christiane Schuster Sozialpädagogin

Frage: Berufstätigkeit

Liebe Frau Schuster! Als meine Tochter 4 Monate alt war, ging ich 1-2 Tage/Woche zur Arbeit. Anfang Mai (meine Tochter war damals knapp 15 Monate alt) habe ich wieder angefangen, 4 Tage die Woche zu arbeiten. In dieser Zeit ist mein Mann bei unserer Tochter. Nun ist es so, dass mein Mädchen generell eher schüchtern Frremden gegenüber ist (z.B. ist sie auch den Omas, die sie nur selten sieht, gegenüber wenig zugänglich). Nichtsdestotrotz hat sie sich relativ rasch an eine Leihoma (die seit ca. einem halben Jahr zweimal pro Woche für ca. 3 Stunden "zu Besuch" kommt) gewöhnt - unter anderem auch, weil sich diese sehr intensiv (und ausschließlich) mit ihr beschäftigt. Auch wenn wir in die Kinderspielgruppe gingen, ist meine Tochter von mir weg, um Spielsachen (und mittlerweile auch Kinder) zu "erkunden" - aber immer wieder zu mir zurückgekommen, um sich meiner Anwesenheit zu versichern. Ich erzähle das, weil ich Ihnen meine Eindruck, dass wir eine sichere Mutter-Kind-Bindung hatten, vermitteln möchte. Vor ca.1 Monat haben nun die "großen" Probleme begonnen. Meine Tochter war zwischenzeitlich mehrere Male erkrankt (unter anderem Impfmasern), wir waren auch eine Woche auf Urlaub und es hat sich in der Sprachentwicklung wieder so einiges getan - möglicherweise (hoffentlich!!) liegt es also eher an der aufregenden Zeit... Vor etwa 4 Wochen war meine Tochter extremst anhänglich und wollte mir nicht von der Seite weichen. SIe ließ sich (vor allem Abends) nicht vom Papa trösten, sondern wollte immer zu mir. Und plötzlich hat sich die Situation genau ins Gegenteil verkehrt. Wenn ich von der Arbeit nach Hause komme, ist sie mir gegenüber sehr distanziert. Möchte nicht zu mir auf den Arm etc. Das ist seit Wochenbeginn ganz schlimm (seit Sonntag hat sie übrigens wieder einen fieberhaften Infekt...). Sie kreischt und schreit und will nur zum Papa. Ca. eine halbe Stunde später legt sich da wieder. Sie spielt dann mit mir, lässt sich von mir füttern bzw. baden etc. Dann beim Schlafengehen werden die Karten ganz neu gemischt: Sie schläft in letzter Zeit sehr schwer ein - Durchschlafen tut sie ohnehin noch nicht (trinkt noch Flasche), doch derzeit schläft sie sauch sehr, sehr unruhig (Krankheit?!?!). Ich darf nicht aus dem Zimmer raus, sitze teilweise bis 21.00 oder sogar noch länger an ihrem Bett. Und vorgestern wollte sie uns sogar beide bei sich haben - NUR Mama oder NUR Papa hätten das kreischende Kind nicht beruhigt. Der Trost meines Mannes, als unsereTochter Abends nicht zu mir wollte, war: "Sie ist halt jetzt den ganzen Tag über mit mir gewesen - deswegen muss sie sich erst umgewöhnen.". Diese Theorie mussten wir leider am nächsten Tag verwerfen. Es war mein freier Tag - meine Tochter und ich haben eine sehr schöne Zeit miteinander verbracht - und Abends, als mein Mann heimkam, wollte sie wieder nur zu ihm!!! Übrigens: Auch mit der Leihoma hat's nicht geklappt. Einmal blieben wir zu dritt daheim, um gemeinsam zu spielen (Tochter nahm Leihoma das Buch weg und brachte es mir, damit ICH es mit ihr anschaue) - beim nächsten Mal wahnsinniges Protestgeschrei, danach vor Erschöpfung eingaschlafen - dann wieder alles OK und problemlos. (Seither noch kein weiterer Besuch). Noch ein Zusatz: Ich habe sehr unregelmäßige Arbeitszeiten - muss teilweise aus dem Haus, wenn sie noch schläft bzw. war hin und wieder noch nicht daheim, als sie ins Bett ging. Darauf führe ich auch die Einschlafprobleme zurück. Sie ist wahrscheinlich verunsichert, ob ich noch da sein werde, wenn sie wach wird... Ich befürchte mittlerweile, dass unsere Mutter-Kind-Beziehung sehr stark unter meiner Berufstätigkeit leidet. Auch wenn ich immer wieder lese, dass DAS nicht ins Rennen zu führen ist, wenn die Bindung davor stabil war... Und zu allem Überdruss soll unsere Tochter ab Montag in den Kindergarten eingewöhnt werden, weil mein Mann ab Mitte AUgust auch wieder arbeiten gehen muss. Wie schätzen Sie die Situation ein? Welchen Rat können Sie mir geben? Ich bin stark am Überlegen, ob ich die Stunden nicht doch reduzeiren soll (Weiß aber noch nicht, ob das möglich ist) - und habe natürlich sehr große Sorge um das Wohlergehen meiner Tochter und die Beziehung zwischen uns beiden!!! Ich hoffe, Sie finden Zeit für eine Antwort - obwohl meine Frage sehr, sehr lang ausgefallen ist! Liebe Grüße, Ninoschka

Mitglied inaktiv - 16.07.2009, 09:37



Antwort auf: Berufstätigkeit

Hallo Ninoschka Sowohl die vielen Infekte, wie Ihre Berufstätigkeit, wie der Urlaub werden neben einer durchaus altersgerechten Phase des Fremdelns dazu beigetragen haben, dass Ihre Tochter vorübergehend ein wenig ihre bisher sichere Orientierung verloren hat. Bitte versuchen Sie, diese Tatsache als Gegeben hinzunehmen. Ihre Tochter liebt Sie genauso, wie den Papa und mag ebenso weiterhin auch ihre Leihoma -solange sie mit jeweils nur einer Bezugsperson alleine ist-. Verkürzen Sie evtl. den Mittagsschlaf und legen Sie Ihre Tochter abends mit stets gleichem Einschlafritual ein wenig später hin. Stellen Sie zum Einschlafen sanfte Musik oder auch Kinderlieder an, bevor Sie den Raum verlassen mit der Begründung, rasch noch etwas konkret Benanntes erledigen zu müssen. Versprechen Sie, später dann wieder zu kommen und Ihrer Tochter noch einen Kuß zu geben. Informieren Sie darüber jeweils KURZ, wann Sie zur Arbeit gehen und auch, wann Sie wiederkommen. Ihre Tochter wird zwar noch nicht Alles verstehen, sich aber zunehmend an diesen Ablauf gewöhnen und sich zunehmend wieder sicher fühlen. Freuen Sie sich mit ihr darüber, dass sie spielen gehen DARF, während der Papa und Sie arbeiten und Geld verdienen MÜSSEN. Weiterhin viel Geduld, liebe Grüße und: bis bald?

von Christiane Schuster am 16.07.2009



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