Frage: Wie sich nicht verrückt machen?

Guten Tag Herr Prof. Dr. Costa, mein folgender Beitrag soll bitte nicht als Angriff verstanden werden. Ehrlich steckt dahinter eher eine echte Frage an der Grenze der Verzweiflung. Wie kann ich es schaffen, mich wegen der Ernährung nicht verrückt zu machen. Ich bin in der 24. SSW und habe hier viel gelesen und viel gelernt, leider nicht gleich zu Beginn meiner Schwangerschaft. Mittlerweilt beachte ich alles so gut es geht. Kein roher Fisch/rohes Fleisch, keine Rohmilch, nichts Ungewaschenes...selbstverständlich. Außerdem keine rohen Sprossen, keine Wurst unter Schutzatmosphäre, kein Thunfisch, kein Lakritz, kein Tee mit Süßholz, wasche Gemüse auch vor dem Schälen, bei kleinsten Verletzungen an der Hand verwende ich Handschuhe bei der Zubereitung, keinen Milchkaffee aus Vollautomaten, keine Sahne aus Automaten, keine Butterkuchen oder Ähnliches mit Creme...und Unzähliges mehr. Und doch passieren mir Fehler: Ich habe mit Honig gebacken, häufig Zimt gegessen, Kartoffeln aus dem Garten gewaschen und dabei eine kleine Verletzung der Hand übersehen... Und jedesmal brauche ich Tage, um mich wieder zu beruhigen. Allmählich leide ich wohl unter Hyteriose statt Listeriose und habe wohl eher ein Problem mit Angst statt mit Hygiene. Aber diese Erkenntnis hilft mir nicht, denn alles schaue ich vorher nach und stoße dabei auf neue Informationen, die mich wieder verunsichern. Haben Sie einen Rat? Wie schaffe ich es, mich zu informieren, ohne in Panik zu geraten. Vielen Dank und ich hoffe, Sie verstehen diesen Post nicht falsch und nehmen ihn mir nicht übel. Herzliche Grüße und schöne Weihnachten Serana

von Serana am 21.12.2017, 13:45



Antwort auf: Wie sich nicht verrückt machen?

Eigentlich dürfen Sie in der Schwangerschaft viel mehr als das, was Sie nicht dürfen... Die Paar Vorsichtsmaßnahmen sind, im Prinzip, lächerlich im Vergleich zu den Tausenden von Speisen, die Sie genießen dürfen und sollen. Von Ihrer Aufzählung würde ich sofort folgende Verbote aus Ihrem Gedächtnis streichen: - Wurst unter Schutzatmosphäre - Thunfisch - Lakritz (in Maßen, also nicht kiloweise...) - Tee mit Süßholz (1-2 Tassen pro Tag sind unproblematisch) - Gemüse muss nicht gewaschen werden, wenn Sie die Schale entfernen - Butterkuchen - Milchkaffee aus dem Automaten, wenn Sie die Schläuche selbst reinigen (also eigener Automat - habe neulich so ein Ding gekauft, der Schlauch ist Spülmaschine-fähig...) oder wenn Sie woanders ein gutes Gefühl haben... All das ist erlaubt, so, wie ich es beschreibe. Handschuhe im Haushalt - reine Gewöhnungssache... Dass sie mit Honig gebacken und häufig Zimt gegessen haben, ist kein großes Problem. Bei beiden ist die Menge wichtig - eigentlich isst man beides nur in geringen Mengen, die gar keine Rolle spielen. Gegen die Hysteriose gibt es ein bewährtes Mittel: Internet-Pause, solange Sie schwanger sind. Es gibt mit absoluter Sicherheit kein Medium auf der Welt, in dem so viel Müll abgelegt wird, wie hier, im Internet. Jeder meint, dass die "Internet-Community" unbedingt wissen möchte, was einem durch den Kopf schießt. Ohne Ausbildung, ohne Kenntnisse, einfach so. Jeder Mensch darf alles "posten", unabhängig davon, was er weiß oder auch nicht. Das Mitteilungsbedürfnis ist viel größer als das Wissen der Leute. Mir kommt das Internet wie eine große Theke vor, an der viele Leute auf Hockern sitzen und ihre Lebensweisheiten von sich geben. Biertheken-Niveau, man kann sich gut vorstellen, wie hoch dieses ist, wenn die Leute 5-6 Bier und genauso viele "Kurze" intus haben ... Im Internet geht das auch ohne Bier, das Niveau ist aber nicht notwendigerweise höher... Man sagt, dass durch das Internet "unglaublich viel Information verfügbar ist". Na ja, wenn man Information etwas genauer definiert, ist es richtiger, zu sagen, dass sehr viel Schrott im Internet kursiert. Es wird vielmehr immer schwieriger, an wertvolle, unabhängige und korrekte Information heranzukommen, weil der Weg dorthin zugepflastert ist... Hinzu kommen diejenigen, die etwas verkaufen wollen - hier herrscht nicht die Dummheit, sondern die Gier, der Verkaufswille. Bitte glauben Sie mir, dass ich Sie gut verstehe. Machen Sie einfach den Test und lassen Sie Laptop, PC, Handy, etc. eine Woche lang oder auch länger weg und suchen Sie im Netz .... nichts. Ich wette mit Ihnen, dass die Krankheit (Hysteriose - schöner Name, eigentlich !) weg ist. Wollen Sie das ? Dachte, wir wetten mal um einen Sack ungewaschener Kartoffeln...

von Prof. Dr. med. Serban-Dan Costa am 23.12.2017