Frage: vermeidend unsicher

Sehr geehrter Herr Dr. Posth, unser Sohn (bald 2Jahre) ist meiner Meinung nach vermeidend unsicher gebunden. Haben sie einen Rat, wie wir als Eltern dieser Unsicherheit entgegenwirken können. Hat das vermeidend unsichere seine Ursache in früher Fremdbetreuung? Er wurde nicht regelmäßig fremdbetreut, war aber schon öfters bei seinen Großeltern. vielen Dank für Ihre Mühe.

Mitglied inaktiv - 11.04.2005, 19:54



Antwort auf: vermeidend unsicher

Stichwort: vermeidend unsichere Bindung Hallo, wenn Sie beachtet haben, daß erst eine innige Beziehung ("Ersatzbezugsperson") Ihres Sohnes zu den Großeltern aufgebaut werden konnte, bevor Fremdbetreuung in Abwesenheit der Mutter stattgefunden hat, dürfte es nicht daran liegen. Vermeidend unsicher gebundene Kinder sind der Statistik nach eher diejenigen, die im älteren Säuglingsalter kein tiefgreifendes Vertrauen in ihre Bezugspersonen haben weiter entwickeln können. Da spielt frühe und falsch angefangene Fremdbetreuung allerdings eine große Rolle. Unsicher gebundene Kinder sehen sich in der Loslösung behindert und suchen zunächst einmal ständig weiter die Bindungssicherheit, sprich, sie sind sehr anhänglich. Das jedoch zeigen diese Kinder nicht wirklich und gerade das können die eigenen Eltern auch nicht gut bieten. So wird die bleibende Anhänglichkeit auf beiden Seiten erheblich abgewehrt. Im Endeffekt bleibt die vermeidende Haltung bestehen und die Loslösung droht zu mißlingen. Das Unglückliche an der Vermeidung resultiert daraus, daß sie nicht zu richtig zur Geltung kommt und oft übersehen wird. Ja, man hält solche Kinder leicht für tapfer und geduldig, weil sie ihre widerstrebenden Gefühle nicht so stark zum Ausdruck bringen. Aber diese Kinder erscheinen dabei doch selbstunsicher, bedrückt und klammern sich schnell und sehr stark an mögliche Bezugspersonen, die ihnen eine gefühlshafte Bindung versprechen. Was sie als Eltern dagegen tun können, ist vor allem die Akzeptanz der versteckten Anhänglichkeit mit dem Zulassen, der durch Trennung hervorgerufenen, schmerzlichen Gefühle (z.B. bei harter Ablösung im Hort, etc.). Wichtig ist es beim Abendritual oder jedem Abschied dem Kind die Möglichkeit zu geben, seine Ängste und seinen Schmerz auszudrücken, und ihm jetzt unbedingte Sicherheit zu gewähren. Ein Keinkind kann noch gut Emotionen "nachtanken". Viele Grüße

von Dr. med. Rüdiger Posth am 12.04.2005



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