Mein Sohn (16 Monate) verweigert noch immer Beikost

 Anke Claus Frage an Anke Claus Master der Ernährungsmedizin

Frage: Mein Sohn (16 Monate) verweigert noch immer Beikost

Hallo, mit 6 Monaten habe ich angefangen, Beikost einzuführen. Zu Beginn war er auch total interessiert, auch wenn er keine große Mengen aß (bei Brei reden wir hier von 3-4 Löffeln max.). Allerdings flachte das Interesse schnell wieder ab und die Mengen wurden noch weniger. Am Ende knabberte er höchstens mal an einer Maisstange. Sowohl der Kinderarzt als auch mein Umfeld beruhigten mich, sagten, das würde bestimmt bald besser werden. Mit knapp 13 Monaten hab ich dann aus verschiedensten Gründen komplett abgestillt. Aber das Beikostthema war und blieb ein Problem. Mittlerweile sieht sein Tag so aus, dass er in der Kita morgens ein kleines Stückchen Brot und etwas Joghurt isst. Wenn ich ihn abhole hat er meist so einen Kohldampf, dass er erstmal ein Fläschchen braucht, damit man überhaupt was mit ihm anfangen kann. Erst dann kann ich ihm auch was anderes anbieten wie trockenen Toast. Ein halber Toast ist da aber schon das Maximum. Abends isst er meist einen Grießbrei (ca. 150g, das ist überhaupt das einzige was er sich mit einem Löffel füttern lässt, alles andere will er selber in die Hand nehmen), zum Einschlafen braucht er meist 2 große Fläschchen. Im Laufe der Nacht fordert er 2-3 weitere Mahlzeiten, wobei ich hier die Flaschen bewusst etwas dünn mische, da er zwischenzeitlich nachts bis zu 6 Flaschen wollte und tagSüber einfach gar nichts mehr gegessen hat. Mich nervt das Thema mittlerweile unglaublich. Andere Kinder naschen Obst und essen bereits am Tisch mit. Und wir machen hier einen Emotionstango mit 3 Schritten vor, 2 zurück. Er mag keine Nudeln, kein Gemüse, kein Obst, keinen Aufstrich aufs Brot. Sämtliche Fingerfood-Rezepte, die ich bisher testet habe, landeten am Boden (oder sonst wo - aber nicht im Mund). Er probiert es nicht mal, er spielt nur damit und schmeißt am Ende alles auf den Boden. Selbst die Sachen, die angeblich alle Kinder mögen (beispiel Pommes), ignoriert er. Mir fällt langsam nichts mehr ein, wie ich ihn motivieren kann. Aber irgendwie scheint er nicht zu kapieren, dass Essen ihn satt macht, wenn er Hunger hat. Ihn zum Essen zwingen kann und will ich nicht. Daher meine Fragen: Was kann ich tun, um ihm das Essen "schmackhafter" zu machen ohne ihn zum Essen zu zwingen? Ist das ganze noch "normal"? Und ab wann ist der Zeitpunkt erreicht, dass man sich Hilfe suchen muss? Vielen Dank für die Geduld und ich freue mich auf Ihre Antwort :) Mit freundlichen Grüßen Suzi

von diesuzi am 06.08.2019, 16:06



Antwort auf: Mein Sohn (16 Monate) verweigert noch immer Beikost

Liebe Suzi, gleich vorweg: eines ist sicher, jedes gesunde Kind hat sich noch früher oder später an feste Nahrung gewöhnt. Es ist gut, dass Ihrem Kinderarzt die Situation bekannt ist und er das Gedeihen Ihres Kleinen beobachtet. Er kann letztlich am besten einschätzen, ob das Essverhalten über das „Normale“ hinausgeht. Ich gehe auch davon aus, dass organisch nichts vorliegt und der Mundraum und Schluckvorgang ok sind. Das müsste im Zweifel jedoch Ihr Arzt abklären. Sicherlich ist es nicht das „Ideal“, wenn Kinder in diesem Alter noch hauptsächlich mit Milch ernährt werden. Hier spielt nicht nur die Nährstoffversorgung eine Rolle, auch andere Entwicklungsmöglichkeiten wie beispielsweise die Sprachentwicklung, die durch das Kauen fester Kost gefördert wird, können zu kurz kommen. Aber manche Kinder sind einfach Spätzünder und brauchen eine ganze Weile bis sie wie selbstverständlich neben der Milch auch feste Kost akzeptieren. Da lässt sich letztlich nichts erzwingen. Dennoch machen Sie es genau richtig, Ihren Kleinen weiter behutsam an das feste Essen heranzuführen. Damit sich Ihr kleiner Schatz mit dem festen Essen anfreunden kann, ist es ganz wichtig, dass Sie selbst voll und ganz dahinterstehen und den Kleinen unterstützen und auch zu einem gewissen Grad fordern und fördern. Dass Sie zum Beispiel bei einer Mahlzeit, wie dem Mittagessen, mal konsequent auf festere Kost übergehen. Auch wenn die Mengen nicht immer gleich groß oder auch mal nur gering ausfallen. Wichtig ist, konsequent aber trotzdem ruhig und gelassen zu bleiben. Ihr Junge merkt genau, wann Sie unsicher oder nachgiebig sind. Versuchen Sie Sicherheit beim Essen zu vermitteln. Achten Sie auch auf das richtige Zeitfenster. Ihr Kleiner sollte nicht übermüdet sein und auch noch nicht überhungrig. Beides senkt schnell die Lust am Essen – wie Sie selbst nach dem Abholen aus der Kita erfahren. Der Abstand zur vorherigen Milchmahlzeit sollte aber schon groß genug sein, damit auch genug Hunger da ist. Bieten Sie weiterhin geduldig Fingerfood wie weich gekochtes Gemüse, ein paar Nudeln oder Kartoffelstückchen an, auch wenn er damit zunächst nichts recht anzufangen weiß. Brotstückchen können Sie zunächst in Milch einweichen und so füttern, dann „flutschen“ sie besser… Es gibt Kinder, die man ans Essen locken kann, wenn man sie bei ihrem Forschungsdrang packt. Geben Sie Ihrem Jungen selbst ein Löffelchen in die Hand. Lassen Sie Ihr Kind experimentieren. Das weckt oft die Neugierde auf Essen. Ohne Druck und Zwang oder großes Aufheben. Versuchen Sie mal eine Weile ihn allein damit umgehen zu lassen, ohne ihn groß zu lenken oder zu führen. Das mag mühselig sein und viel Geduld erfordern, aber es ist oft mit Erfolg gekrönt, wenn Kinder etwas allein ausprobieren dürfen. Ist diese erste Hürde dann genommen, spricht auch meist nichts dagegen, wenn Mama mithilft. Machen Sie es Ihrem Schatz nicht zu leicht, also ruhig mal den Hunger zum Gehilfen machen. Ihr Kleiner weiß, dass Mama schnell mit Milch einlenkt. Also muss er sich ja auch nicht mit dem Brei mühen. Probieren Sie es aus. Meine Erfahrung ist, wenn es nicht gleich die „sichere“ Milch gibt, dass der Appetit dann auf anderes steigt. Das wird auf jeden Fall eine Schraube sein, an der Sie drehen müssen. Wird die Milch weniger, steigt erfahrungsgemäß der Appetit auf anderes. Das ist natürlich auch Übungssache und wird vermutlich nicht von heute auf morgen klappen. Aber Ihr Kleiner kann und wird das lernen, auch Gemüse, Beilagen, Brot etc. bei einer Mahlzeit sich satt zu essen. Sie machen es genau richtig, die nächtlichen Fläschchen auszuschleichen – also langsam zu verdünnen. Gehen Sie auch in der Gesamtmenge zurück. Erst wenn sich Ihr Junge nachts nicht mehr an der Milch satttrinkt, kann der Appetit am Tage kommen. Nehmen Sie Ihren Jungen immer mit an den gemeinsamen Essenstisch, so dass er Mama beim Essen beobachten und auch was probieren kann. Kinder lernen durch Nachahmen. Greifen Sie selbst mit Genuss am gemeinsamen Tisch zu. Sie sind das Vorbild, Ihr Kind wird Sie nachahmen. Wenn er sieht wie viel Spaß Sie selbst am Essen haben, motiviert ihn das mit am besten. Ich drücke Ihnen die Daumen fürs Durchhalten! Alles Liebe und herzliche Grüße Anke Claus  

von Anke Claus am 06.08.2019



Antwort auf: Mein Sohn (16 Monate) verweigert noch immer Beikost

Liebe Frau Claus, vielen, vielen Dank für die rasche, ausführliche und vor allem hilfreiche Antwort! Ich habe schon ein paar der Tipps ausprobiert und tatsächlich scheint es damit ein bisschen besser zu laufen! Wir werden weiter am Ball bleiben :) Mit besten Grüßen Suzi

von diesuzi am 08.08.2019, 16:59



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