Ist Muttermilch nach 1. Geburtstag ausreichend?

Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Frage an Dipl.-oec.-troph. Birgit Neumann Diplom Ökotrophologin und Ernährungsberaterin

Frage: Ist Muttermilch nach 1. Geburtstag ausreichend?

Liebe Birgit, ich war schon im Stillforum unterwegs, habe jetzt dieses bezüglich Ernärung entdeckt und frage doch gleich nochmal nach... Meine Tochter ist jetzt ein Jahr alt, wiegt 12 kg, ist 83 cm groß und der Arzt meinte, leicht übergewichtig. Sie ist auch motorisch eher langsam und kommt nicht so recht in die Bewegung. Also krabbeln tut sie, aber in die Höhe gehts noch nicht. Ich hab sie 6 Monate voll gestillt und dann lehrplanmäßig die Beikost eingeführt. Da sie an festen Essen noch nicht so richtig Interesse hat außer spielen, gibt es immer noch die üblichen 4 Breimahlzeiten, die sie aber immer aufißt. Manchmal hab ich sogar das Gefühl , zur Zeit jedenfalls, sie möchte mehr und dann lenke ich sie mit einem Stück Gurke oder so ab. Weil sie ja Tendenz Übergewicht hat... Nun hab ich das Problem, dass ich immer noch stille... also in den Schlaf. Anders gehts überhaupt nicht. Auch tagsüber. Nun frage ich mich, ob sie dadurch nicht zuviele Kalorien bekommt.. weil sie die ja extra bekommt. Also ich gebe keine Milch zusätzlich.. Brei mit Wasser. Aber wenn ich sie tagsüber im Kinderwagen schlafen lasse, stille ich ja nicht und dann bekommt sie auch nur die gleiche Menge Brei... das heißt, wenn ich sie in den Schlaf stille, kommen die Kaloriene ja oben drauf. Nun hat man mich dahingehend schon beruhigt.. wobei ich immer noch nicht weiß... genügt die Muttermilch an Nährstoffen aus oder ist es nicht erforderlich, dass Vollmilch oder Kindermilch eingeführt wird, weil einfach andere Bedürfnisse da sind?? Aber das wäre dann ja nochmal eine Extraportion Kalorien. Ich bin total verwirrt.. andererseits soll sie alle Nährstoffe kriegen, andererseits will ich natürlich kein Übergewicht fördern. Und abstillen scheint in weiter Ferne.. sie stillt nachts zur Zeit ziemlich oft.. alle 1,5 Stunden.. das macht sehr müde:-)) Vielen Dank fürs "zuhören" und Deine Hilfe!! Liebe Grüße von Gazelle

von Gazelle1971 am 09.10.2012, 10:33



Antwort auf: Ist Muttermilch nach 1. Geburtstag ausreichend?

Hallo Gazelle dass du dein Baby bzw Kleinkind immer noch stillst, ist überhaupt kein Problem. Offensichtlich ist es für euch beide noch wichtig. Deine Kleine bekommt Beikost, sodass ein Nährstoffmix gewährleistet sein sollte. Neben Mumi könntest du zusätzlich Kuhmilch geben, die du im Rahmen der Familienkost als Zutat zu Brei und anderen Gerichten verarbeitest. Zur Gewöhnung darfst du auch zusätzlich zur Mumi kleine Mengen Trinkmilch aus einem Trinkgefäß anbieten. So wird der Übergang vom Stillen irgendwann möglicherweise vereinfacht. Ausserdem lernt deine Kleine damit die ganze Bandbreite der üblichen Lebensmittel kennen. Kuhmilch wäre möglich, muss aber nicht sein. Wenn du auch hier stillen könntest, um einen besseren Nährstoffmix und Sättigung zu bekommen, wäre das gut Was meint Biggi Welter dazu? Ein Zuviel an Kalorien durch Mumi ist eigentlich kaum möglich, weil gesunde Babys eigentlich nur so viel essen und trinken, wie sie benötigen. Wenn es doch mal zu viel war, kommt es einfach wieder raus. Gesunde Babys haben eine Art Schutzmechanismus. Irgendwann wollen sie einfach nichts mehr, weil sie satt sind. Der Körper signalisiert "Stopp", ich will nichts mehr und der Mund bleibt zu -oder das "Zu viel", läuft sozusagen einfach oben wieder raus, wird ausgespuckt, nicht geschluckt. Wenn du dich im Groben an den üblichen Beikostempfehlungen orientierst, d.h. die Breie nach den gängigen Rezepturen zubereitet, die Mischverhältnisse stimmen, musst du keine Sorge haben. Kritisch sind in diesem Zusammenhang Breizubereitungen zu betrachten, die zu süß sind oder zu viel Kuhmilchproteine enthalten. Ernährungsempfehlungen müssen immer individuell überprüft und angepasst werden. Exakt angepasste und damit ideale Empfehlungen gibt es nur für Max Mustermann bzw für den "Durchschnittsbürger/Durchschnittskind". Empfehlungen sind grobe Richtlinien. Manche Babys benötigen weniger Brei, um satt zu werden und manche Babys brauchen mehr. Hast du genügend Öl im Brei? Denn erst das Öl sorgt für eine gute und langanhaltende Sättigung. Was bekomm deine Tochter momentan für den Abend, die Nacht? Und wie lange liegt die letzte Mahlzeit zurück? Was genau meint dein KiA mit einer Tendenz zu Übergewicht. Sieht er Handlungsbedarf? Wenn ja, welchen? Oder ist es "nur" Babyspeck, der sich verwächst? Möglicherweise bringt schon der nächste Wachstumsschub eine Veränderung. Versuche auch weiterhin zusätzlich zum Brei feste Nahrung anzubieten, die sie fordert. Das mit der Gurke ist ganz in diesem Sinne. Weniger als Ersatz als vielmehr als Bereicherung. Dein Kind sollte immer so viel essen dürfen, wie es benötigt. Es sei denn, euer KiA gibt euch andere konkrete Anweisungen. Lasst euer Kind alles probieren. Diese Eindrücke sind wichtig. Nicht alles, was euer Kind in den Mund nimmt, wird es auch hinunterschlucken. Trotzdem erreicht ihr damit eine erste Annäherung an die Speisenvielfalt. Biete von neuen Dingen immer erst nur wenig an und lass sie es selbst erfahren; ansehen, anfassen, riechen, lecken, matschen. Kinder wollen alles BE-GREIFEN. Es heisst, dass möglichst viele Sinne beteiligt sein sollten, damit etwas nachhaltig prägt. Riechen, Sehen, Fühlen, Schmecken... Ein reichhaltig gedeckter Tisch weckt die Neugier und fördert das soziale Lernen, das einen sehr großen Stellenwert in der Ernährungserziehung einnimmt. Das soziale Lernen basiert auf dem Nachahmungsinstinkt. Je mehr eure Kleine bei euch Großen sieht, was und wie ihr esst, desto mehr möchte sie dem nacheifern. Der Forscherdrang ist in dieser Altersphase sehr ausgeprägt. Alle Sinne wollen beschäftigt sein. Ermuntere deine Kleine ruhig dazu, etwas zu probieren. Lass ein beladenes Flugzeug in den Mund fliegen. Solche Spielchen machen durchaus Sinn - vorausgesetzt- ihr habt beide Spass daran und die Spielchen dienen nur für kurzfristige (!!) Animationen :-) Ab dem 10. Lm ist das Kennenlernen und erste Annäherungen an die Familienkost schon besonders wertvoll, weil Babys diesen Alters noch neugierig sind. Diese Neugier weicht mit fortschreitendem Alter einer Skepsis. Deshalb ist es wichtig, dass die Kleinen jetzt schon viel Gelegenheiten bekommen neue Geschmacksrichtungen, Aromen etc kennenzulernen. Dafür reichen kleine Mengen. Dein Kind darf mitessen - aber es muss keine üppigen Portionen von dem neuem und unbekannten Gericht essen, Dein Kind kann diese Esserfahrungen zunächst noch als spielerischen Anreiz nehmen, um Essen mit allen Sinnen zu erfahren und sich vorerst noch an den üblichen Breien satt essen. So kann dein Kind die unterschiedlichen Geschmäcker und Konsistenzen unterschiedlicher Nahrungsmittel kennen lernen. Biete Brot an. Schön in kleine Häppchen geschnitten, damit sie die selbst essen kann. Dazu gibst du eine ergänzend sättigende Portion Trinkmilch. Familienkost ist Erlebnis! Lass dein Kind riechen, kosten, matschen, picken, kosten, kauen, lecken, abbeissen, bei dir mitessen, u.v.m. Wichtiges Kriterium der Familienkost ist es, dass ein Kind nun als vollwertiges Familienmitglied behandelt wird. Es bekommt einen eigenen Teller und eigenes Besteck. Biete von neuen Dingen immer erst nur wenig an und lass sie es selbst erfahren; ansehen, anfassen, riechen, lecken, matschen. Also dann Grüße B.Neumann

von Birgit Neumann am 10.10.2012



Antwort auf: Ist Muttermilch nach 1. Geburtstag ausreichend?

Liebe Birgit, vielen vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Also der Kinderarzt hält eigentlich nichts von Diät bei so Kleinen, es kam mehr von der Neurologin.. dort wurde meine Tochter untersucht, weil sie "auffällig ruhig" ist.. da sie auch nicht so flott in die Bewegung kommt (sie krabbelt, aber steht noch nicht wirklich), steht Verdacht auf Stoffwechselstörung im Raum. Dies wird aber erstmal nicht weiter untersucht (wohl zu teuer), nun gibt es erstmal mehr Krankengymnastik. Und weil sie eben nicht so gut in die Bewegung kommt, wäre Übergewicht dann halt auch nicht förderlich.. Ihr Essenstag sieht so aus: 9.00 Uhr Getreide--Obst-Brei 12.00 Uhr Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei 15:00 Getreide-Obst-Brei 18:00 Getreide-Wasser-Brei Immer mit den nötigen öl-Zugaben bzw. Saft wegen Vitamin C. Und dann wird sie halt bis zu 2mal tagsüber fürs schlafen gestillt und abends, zur Zeit ganz ganz oft nachts und morgens... Und man sagt ja immer, Du erwähnst es ja auch, dass MuMi nicht dick macht und die Kleinen es gut selbst einschätzen können, wann sie satt sind. Aber wenn ich sie doch in den Schlaf stille.. und das ja zur Zeit ziemlich oft.. dann trinkt sie doch automatisch, oder??? Ich kann das nicht wirklich nachvollziehen, aber ich denke, so nur nuckeln geht nicht, oder? Etwas Milch zwacken sie sich doch immer ab, oder??? Mit dem festen Essen versuchen wir täglich weiter, ich geb ihr immer etwas von unserem, wenn es paßt.. Kartoffel, Gemüse, Brot, Obst.. aber sie nimmt es nur sehr zögerlich bzw. spielt mehr rum. Aber das sind dann ja vielleicht die ersten Schritte. Nach dem Löffel verlangt sie selbst fast weniger als noch vor Wochen... hoffentlich ist die Neugierde da nicht schon in Skepsis umgeschlagen. Ich werde sie jetzt noch mehr matschen lassen :-)) Achso.. die Kuhmilch habe ich jetzt erstmal weglassen ,weil ich ja Angst vor zuviel Kalorien hab.. wegen dem stillen.. ?? Also geht es bei der Gabe von Kuhmilch in erster Linie darum, dass die Kleinen sich an die Familienkost gewöhnen?? Es fehlt ihr ohne an nichts, oder?? Zumal sie ja noch MuMi bekommt..?? Vielen lieben Dank für Deine tolle Hilfe!! Liebe Grüße von einer müden Gazelle

von Gazelle1971 am 10.10.2012, 20:52



Antwort auf: Ist Muttermilch nach 1. Geburtstag ausreichend?

Hallo Gazelle Wenn euer KiA keine Gründe gegen die Einführung von Familienkost sieht, kannst du die Kost ausgiebig erweitern und auch einmal weiche Brotstückchen, Gemüsestückchen, Obststückchen anbieten. Gut schlucken kann deine Kleine, oder? Und jetzt noch mal zur Mumi: Stillen ist viel mehr als "nur" Hunger zu stillen. Auch verbessern Enzyme in der Mumi die Verdauung, dein Baby findet Trost und Geborgenheit beim Stillen und kann auch Durst löschen. Mehr erfährst du bei Biggi Welter. Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Gute. Besprich dich gut mit dem KiA und der mitbehandelnden Ärztin und frage ggf bei Herrn Dr. Busse, hier bei rub, einmal nach, ob er noch die ein oder andere Idee für euch hat. Also dann Grüße B.Neumann

von Birgit Neumann am 11.10.2012



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