Guten Morgen,
ich habe eine kleine Tochter (22 Wochen), die ich noch voll stille. Es klappt auch super, sie ist zufrieden, lacht viel und weint ausschließlich nur bei Hunger oder Müdigkeit. Bauchweh und Krankheit kennt sie noch nicht, egal was ich selber esse.
Mein Ernährungsplan sah bisher so aus: Ich wollte bis zur Vollendung des 6. Monats (das wäre der 27.4.) voll stillen und dann mit Beikost beginnen aber bis zur Vollendung des 12ten Lebensmonats noch weiter stillen. Eine Frage dazu ist ob ich dann überhaupt auf Ersatzmilch zurückgreifen muss oder ob ich nach dem Jahr mit Stillen und Breifütterung gleich auf Kuhmilch und "komplett mit am Tisch essen" umsteigen kann? Wir haben einen Milchviehbetrieb und ich muss sagen, dass die Kälber, die mit Muttermilch und nicht mit Milchaustauscher aufwachsen, doch besser gedeihen..außerdem bin ich ein der gesündesten Personen, die ich kenne und wirklich nie krank, das würde ich gern an mein Baby weitergeben.
Und zur eigentlichen Frage: Man liest ja, dass 6 volle Monate stillen das Beste sei und das wollte ich ja auch tun. Nun wächst meine Tochter aber "wie verrückt" und ist auch sonst schon ziemlich weit. Nicht dass es mit dem Stillen nicht klappen würde, ich stille jetzt nur eben nicht mehr alle 3 Stunden Tag und Nacht sondern alle 2,5 weil sie wohl einen erhöhten Bedarf hat. Aber seit etwa einer Woche verdreht sie ihren Kopf komplett in den Nacken, wenn sie auf meinem Schoß sitzt und ich esse, um mich beim Essen zu beobachten. Außerdem will sie ihren Löffel mit der aufgelösten Vitamin D Tablette nicht mehr mit der Zunge ausstoßen, sondern öffnet ihren Mund ganz weit, wenn ich mit dem Löffel komme. Wenn man dem Buch glaubt, das ich zur Säuglingsernährung lese und auf Zeichen des Kindes achtet, ab wann mit der Beikost begonnen werden soll, dann würde ich sagen, die Zeichen sind da. Aber andere wiederum sagen, dass das Quatsch wäre und Babys ja gar nicht wissen, dass es überhaupt andere Nahrung als Milch gibt. Ich bin jetzt verunsichert.
Und noch eine Frage zum Flüssigkeitshaushalt: Wenn ich stille und Brei gebe, wie oft soll ich ihr dann etwas zu trinken (Babytee usw.) anbieten, damit sie nicht zu wenig Flüssigkeit hat aber auch nicht satt auf Muttermilch ist?
Vielen Dank und herzliche Grüße
von
Ikarus
am 29.03.2016, 07:59
Antwort auf:
Ab wann mit beikost beginnen?
Liebe „Ikarus“,
ich kann es gut verstehen, dass man sich als junge Mutter durch die verschiedenen Aussagen zum Beikoststart schnell verunsichert ist.
Es gibt einfach unterschiedliche Empfehlungen für den Beikoststart. So empfiehlt die WHO bis zum sechsten Monat voll zu stillen. Die ESPGHAN (European society for paediatric gastroenterology, hepatology and nutrition) und auch wir empfehlen für den Beginn der Beikostfütterung den Zeitraum nach dem vollendeten 4. bis 6. Lebensmonat. Das ist ein günstiges Zeitfenster, eine spätere Einführung von Beikost bietet keine Vorteile.
Die Entscheidung zum Beikostbeginn sollte sich letztlich immer am einzelnen Kind orientieren. Es gibt Babys, die im Alter von 4 oder 5 Monaten durch Muttermilch alleine nicht mehr satt werden und für ihr gesundes Wachstum Beikost benötigen. Ebenso gibt es Kinder, die bis zum vollendeten 6. Lebensmonat durch Milch bestens versorgt werden und auch erst dann für Beikost bereit sind.
Folgende Signale helfen bei der Entscheidung, wann mit Beikost begonnen wird:
* Das Kind ist mindestens vier Monate alt
* Das Kind kann das Köpfchen alleine halten
* Mit etwas Unterstützung kann Ihr Baby selbst sitzen
* Es ist an der neuen Nahrungsform - Beikost vom Löffel - interessiert und in der Lage, die Nahrung vom Löffel aufzunehmen
Wichtig ist letztendlich, dass Ihr Mädchen also reif dafür ist. Üblicherweise gibt der Kinderarzt grünes Licht, da er die Reife des Kindes am besten einschätzen kann.
Ideal ist es, wenn Sie weiterstillen und die einzelnen Milchmahlzeiten im Laufe des ersten Lebensjahres Schritt für Schritt durch Beikost ersetzen. So bleibt gegen Ende des ersten Lebensjahres noch das morgendliche Stillen übrig, das nach dem ersten Geburtstag in einen Becher Kuhmilch plus Brot übergehen kann.
Bei der Trinkmilch nach dem ersten Geburtstag haben Sie grundsätzlich mehrere Möglichkeiten: Sie können als Trinkmilch eine Kuhmilch (Vollmilch) oder eine altersgerechte Kindermilch wie HiPP Kindermilch anbieten. Die Kindermilch hat den Vorteil, dass diese im Eiweißgehalt kindgerecht reduziert ist, aber z.B. die Eisenversorgung besonders unterstützt.
Babys und Kleinkinder sollten nur keine Rohmilch oder Vorzugsmilch bekommen, da diese Krankheitserreger enthalten kann.
Haben Sie eigene Rohmilch von Ihrem Betrieb, sollten Sie diese dann auf jeden Fall abkochen.
Wenn Sie noch stillen, können Sie das zusätzliche Trinken ganz entspannt sehen. Die Muttermilch hat zwei Phasen, die Vormilch -sie ist wässrig und löscht den Durst- und die Hintermilch -sie ist nahrhaft und stillt den Hunger. Wenn Ihre Kleine Durst hat, wird sie sich in kürzeren Abständen melden, aber dann auch kürzer trinken. So stillt sie ihren Durst an der Vormilch ohne die sättigende Hintermilch zu trinken.
Wenn Sie die Milchmahlzeiten reduzieren und Ihre Kleine immer mehr Beikost bekommt, können Sie ihr als Getränk etwas Wasser anbieten. Reichen Sie das ruhig aus einem Becher. Sie können mit Einführung der Beikost schon mal beginnen zu „üben“. Verlassen Sie sich bei der Trinkmenge ganz auf das Durstgefühl Ihres Mädchens, sie weiß am besten wie viel sie braucht. Die Windel gibt Ihnen als Mama die Sicherheit, dass sie gut versorgt ist. Ist sie regelmäßig gut nass und schwer können Sie ganz beruhigt sein.
Ich wünsche Ihnen und Ihrer Kleinen alles Gute!
Herzliche Grüße
Anke Claus
von
Anke Claus
am 29.03.2016