FriedaSa
Liebe Frau Hartz, am 24.1.24 kam mein kleines Mädchen nach plötzlichen Wehen und Blasensprung auf die Welt. Ich hatte Ureaplasmen, die im Nachhinein gefunden wurden. Ich hatte Anzeichen, Schmerzen im Harnleiter, grün gelben Ausfluss. Aber meine Frauenärzte haben dazu nur gesagt es ist alles in Ordnung. Immer habe ich über Schmerzen geklagt, aber der Urin war unauffällig und das reichte ihnen. Ich hatte große Angst dass so etwas passiert. nun bin ich schon 38 und neben meiner tiefen Trauer um das Kleine habe ich auch noch Sorge nicht mehr schwanger werden zu können, keine Geduld zu warten, bis mein Zyklus sich wieder einstellt etc. Auch die Rückkehr in die Arbeit bereitet mir Bauchschmerzen. Ich bin Sonderpädagogin/Lehrerin und wurde für die Schwangerschaft in eine andere Klasse versetzt, da ich in der ursprünglichen Klasse aufgrund eines CMV Infektionsrisikos nicht bleiben konnte. Nun soll ich zurück in die Schwangerenlösung und kann mir das unschwanger nicht vorstellen. Ich möchte zurück an meinen alten Arbeitsplatz. Ich weiß nicht wohin mit mir. Ich habe eine tolle Hebamme, die ich einmal die Woche sehen kann, die auch Erfahrung hat und Körpertherapeutin ist (Somatic Experiencing, Shiatsu). Ich habe eine wunderbare 3 Jährige Tochter und auch ihr Vater, mein Freund, ist bemüht. Er hat auch kurz getrauert aber fühlt eben nicht wie ich. Ich habe Angst, dass ich nie wieder richtig glücklich werde. Psychotherapeuten haben lange Wartelisten, auch eine Mutter Kind Kur hätte ich gerne gemacht. Aber hier muss ich auch 10-12 Monate warten. ich weiß nicht, wie ich aus dem Loch herauskommen soll...
Liebe FriedaSa, Es tut mir sehr leid zu lesen, dass Sie gerade durch eine so schwierige Phase gehen. Aus einem Loch herauskommen zu wollen ist schon mal die richtige Bewegung. Wenn ich Sie richtig verstanden habe, ist das Loch vor allem die Ohnmacht, dass Sie trotz Ihrer guten Intuition in Bezug auf Ihre Symptome der Ureaplasmen nicht ernstgenommen wurden, dass Sie im Trauerprozess um Ihr kleines Mädchen sind und dass Sie beruflich eine Entscheidung fällen wollen. Einen Ausblick kann ich Ihnen schon geben: so schmerzhaft wie jetzt gerade wird es sich nicht mehr lange anfühlen, das halten wir in der Regel nicht aus und machen eine psychische Anpassungsleitung. Und ich lese heraus, dass Sie schon einiges für diese Beweglichkeit angestossen haben und bei manchen Ideen noch ein Fragezeichen haben. Ich sortiere mal mit Ihnen: Dass Ihre Hebamme Sie gerade so gut unterstützt, klingt wunderbar. Sie ist in diesem Moment der Bewältigungsphase genau die richtige Ansprechpartnerin. Wenn Sie psychologische Hilfe in Anspruch nehmen möchten, könnten Sie auch unter der Postleitzahlensuche der Deutsche Gesellschaft für Kinderwunschberatung schauen (BKiD) https://www.bkid.de/fuer-ratsuchende/beratungsfachkraefte-in-ihrer-naehe/ . Dort finden Sie eventuell eine Fachkraft in Ihrer Nähe. Manche sind niedergelassene Therapeutinnen, manche arbeiten in Beratungsstellen und manche sind selbstständige Beraterinnen in Privatpraxis. Die Wartezeiten können ganz unterschiedlich sein. In Ihrer Situation geht es in erster Linie um Begleitung in einer Krise, das muss nicht unbedingt eine langfristig angelegte Therapie sein - Sie haben ja keine Anzeichen eines klinischen Störungsbilds beschrieben. Da Ihre Intuition Ihnen sagt, dass eine MutterKind Kur hilfreich sein könnte, würde ich mich von eventuellen langen Wartezeiten nicht abschrecken lassen. Sie können die Kur doch schon mal beantragen. Wie lang die Wartezeit ist, wird man dann noch sehen. Manchmal bewegt allein das Wissen, dass es einen Termin zum Bearbeiten der Themen geben wird, schon ganz viel. Manche Sorgen können dann für den Moment Ruhe geben. Was Ihre berufliche Situation betrifft, so haben Sie doch auch hier eine klares Gefühl, dass Sie zurück in die bisherige Rolle möchten. Sprechen Sie mit Ihrem Arbeitgeber über Ihre Wünsche, Grenzen und Möglichkeiten, so dass Sie gemeinsam eine Lösungen finden, wie der Wiedereinstieg gelingen kann. Vielleicht wird es ja keine der beiden Rollen sondern etwas drittes?! Sich über die Routine des Arbeitsalltags zu stabilisieren, ist ein hilfreicher Weg in der Bewältigung. Es sollte ein Arbeitsalltag sein, auf den Sie Lust haben! Ansonsten fallen mir noch 3 Sachen ein: Wo hören Sie ab jetzt noch mehr auf Ihre gute Intuition und machen Rabatz, wenn man Ihnen nicht glaubt? Wann und wo bekommt die Trauer um Ihr Mädchen Raum und Zeit? Welches Ritual passt zu Ihnen und Ihrem Mädchen? Was möchten Sie Ihrem Mädchen vielleicht schreiben oder sagen? Ihr Freund und Ihre große Tochter bekommen heute Abend ganz viele Küsse von Ihnen. Die beiden trauern auch und anders. Ihre Familie ist auch der Weg aus dem Loch, wenn Sie sich gegenseitig mit Liebe überschütten. Herzliche Grüße, Miriam Hartz
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