Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Zufüttern, Trinkstreik, Verstopfung...

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Zufüttern, Trinkstreik, Verstopfung...

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Liebe Biggi, meine Tochter ist 6,5 Monate alt. Ich musste sofort voll weiterarbeiten und pumpe daher mittags ab. Einen Tag pro Woche arbeite ich zu Hause. Anfangs lief alles problemlos. Seit ca. 3 Wochen verweigert sie jedoch mittags die Flasche - sie trinkt gar nichts oder maximal 30 oder 70 ml. Was kann man da machen? Ist das schlimm? (Sie schreit übrigens nicht, sondern ist quietschfidel, hat dann allerdings ziemlich Hunger, wenn ich nach Hause komme. Ich mache mir aber trotzdem Sorgen) Seit 5 Tagen bekommt sie mittags zusätzlich Möhrchen und isst inzwischen etwa 40 g, danach trinkt sie nichts, wenn ich nicht da bin. Wenn ich zu Hause bin, trinkt sie danach ganz normal an der Brust (ich habe sehr viel Milch und die Brust ist danach ziemlich leer). Seit etwa vier Tagen hat sich nun ihr Schlafverhalten geändert. Normalerweise wurde sie um 20.00 Uhr gestillt, ging um 21.30 schlafen und wurde dann so gegen 6.00 Uhr noch mal gestillt und um 7.30 habe ich sie dann geweckt, fertig gemacht und um 8.00 noch mal gestillt und bin dann arbeiten gegangen. Neuerdings schreit sie (im Schlaf) gegen 23.00 Uhr und ist nur durch Stillen zu beruhigen, da sie so im Halbschlaf ziemlich viel trinkt, habe ich das Gefühl, dass sie wirklich Hunger hat. Das nächste Mal hat sie dann schon wieder morgens gegen 5.00 Uhr Hunger. Ich frage mich nun: muss ich mehr zufüttern, damit sie wieder richtig durchschläft? Irgendwie erscheint mir das als Rückschritt... Und dann noch etwas anderes: Durch die Möhren ist der Stuhlgang ganz fest geworden und irgend wie hat sie jetzt auch viel seltener Stuhlgang (auch mal einen Tag nur feuchte Windeln, was vorher nie vorkam) - kann es sein, dass Babys von Möhren Verstopfung bekommen? Was sollte man tun? Schon jetzt vielen Dank für Deine Mühe und sorry für die Länge und den Fragen-Mix (ach, ich bin soo froh, dass es dieses Forum hier gibt) Liebe Grüße Mia


Biggi Welter

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Liebe Mia, nein, das ist sicher kein Rückschritt, danke erst einmal für deine netten Zeilen :-)! In unzähligen Ratgebern und Broschüren steht, dass ein Baby mit etwa zwei bis drei Monaten nachts längere Schlafphasen haben wird und mit etwa einem halben Jahr damit zu rechnen sei, dass es "durchschlafe". Und genau diese Erwartung, die allerdings absolut unrealistisch ist, haben dann auch die Eltern. Gleichzeitig ist der Markt überschwemmt von Büchern, in denen verschiedene Strategien propagiert werden, wie ein Baby oder Kleinkind das Schlafen "lernen" könne. Würde die Mehrzahl aller Kinder tatsächlich dem immer wieder verkündeten Schema gemäß schlafen, dann bräuchte kaum jemand alle diese Schlafratgeber und dann würde es sie auch nicht in jedem Buchladen geben. Es ist also einfach so, dass eine unrealistische Erwartungshaltung auf das reale Verhalten des Babys trifft und damit machen wir Eltern uns und unseren Kindern das Leben schwer. Vermehrtes nächtliches Aufwachen ist ab etwa vier bis acht Monaten ein normales Verhalten bei Babys und zwar nicht, weil das Kind nicht mehr satt würde, sondern entwicklungsbedingt. Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Es gibt jedenfalls genügend Gründe dafür, dass das Kind unausgeglichen ist und nachts häufiger aufwacht. Für die Mütter ist es meist schwer, diesen "Rückschritt" zu akzeptieren. Doch in Wirklichkeit ist es ein Fortschritt, denn dein Kind hat wichtige neue Entwicklungsschritte gemeistert und ist dabei noch weitere anzugehen. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen (die dem Kind das nächtliche Stillen "abgewöhnen"), die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden und selbst die Verfechter sprechen sich gegen eine Anwendung in diesem Alter aus, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und dir die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Es kann gut sein, dass deine Kleine sich nachts einfach das holt, was sie tagsüber nicht trinkt und so lange dein Kind gut gedeiht, besteht kein Handlungsbedarf. Du könntest versuchen, deinem Kind mittags abgepumpte Milch aus der Tasse oder dem Becher geben zu lassen, dass die Pause nicht allzu lang wird und dein Kind genug Flüssigkeit bekommt. Gerade die bei uns so beliebten Karotten für Babys führen nicht selten zu Verstopfung (beim Obst gilt dies für Banane), andere Gemüse wie Zucchini, Kürbis, Pastinake, Brokkoli und auch Obstsorten wie Birne werden oft besser vertragen und tragen zu weicherem Stuhlgang bei. Ein Wechsel der Gemüse und Obstarten kann deshalb sehr sinnvoll sein. Außerdem sollte unbedingt auf eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme geachtet werden. Vielleicht solltest Du dir einmal von einer Kollegin vor Ort zeigen lassen, wie Du deinem Kind die Milch mit einem Becher geben kannst. Zum Becherfüttern gibt es spezielle Becher, aber Du kannst auch einfach einen kleinen Becher in der Größe eines Schnapsglases (oder den Verschlussbecher von Babysflaschen) verwenden. Der Vorteil der Säuglingsbecher ist, dass sie eine Maßskala haben Du weißt also, ob Du 30 oder 40 g hineingetan hast. Bei der Becherfütterung wird der Becher dem möglichst aufrecht im Schoß der Mutter/des Vater sitzenden Kind an die Unterlippe angelegt. Du kippst den Becher dann langsam und vorsichtig, so dass die Milch in den Mund des Babys läuft. Achte darauf, dass immer nur so viel Milch fließt, wie das Baby problemlos schlucken kann und setze immer wieder ab. Wird die Becherfütterung richtig durchgeführt verschlucken sich die Babys nicht. Bereits frühgeborene Babys können mit dem Becher gefüttert werden. Spezielle Babyfütterbecher gibt es von den Firmen Ameda und Medela und können in der Apotheke bestellt werden. Ich hoffe, die Tipps helfen dir weiter! LLLiebe Grüße Biggi


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