Frage im Expertenforum Stillberatung an Kristina Wrede:

zu enge Bindung?

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Frage: zu enge Bindung?

Mitglied inaktiv

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Hallo! Meine Tochter ist nun fast 1 Jahr alt, ich stille sie noch oft, auch tagsüber, weil sie von der Beikost nicht besonders viel nimmt (mal 2 Nudeln, mal 3 - 4 Erbsen, 2 Löffelchen Brei, 2 Scheiben gekochte Karotte über den Tag verteilt sind eigentlich schon recht viel). Nachts schläft sie bei uns im Bett und wird dabei anfangs öfter, später dann (mittlerweile wieder) so alle 2 - 3 Stunden wach (ich stille sie dann immer und meistens trinkt sie auch richtig, von ihrem Papa läßt sie sich nachts nicht beruhigen - nur tagsüber und das dann sehr gerne). Wir haben sie von anfang an viel getragen, weil sie 3-Monats-Koliken hatte und sich nur so beruhigen ließ. Wenn sie weint nehme ich sie immer noch hoch und tröste sie (an manchen Tagen ist sie gerne mal viel auf dem Arm). Nun versucht aber unsere Pekip-Leiterin, die ausgebildete Erzieherin ist und viel Berufserfahrung hat, dass das falsch ist. Schon seitdem wir in dem Kurs sind, ist ihr unsere Bindung "zu eng". Wenn ich meine Kleine nicht mal schreien lasse (in Situationen, wo sie nichts gesehen hat, was das Weinen auslösen hätte können), dann würde ich sie in ihrer Entwicklung zu einem selbständigen Menschen behindern. Und ob ich denn nicht finde, dass sie ein Recht darauf habe, selbständig zu essen (die längste Stillzeit, von der sie gehört hat war um ein Jahr herum). Ich hatte mir vorher keine Vorstellung gemacht, unsere Beziehung zueinander, die lange ausgiebige Stillzeit und das Hochnehmen zum Beruhigen haben sich einfach so entwickelt, weil ich das Gefühl hatte, meine Tochter braucht das uns solange es mich nicht stört und ich ihr gerne gebe, was sie braucht, ist es ok. Behindere ich meine Maus in ihrer Entwicklung zu einem selbständigen Menschen? Wird sie sich, wenn sie dann mal in den Kindergarten geht, nicht von mir trennen können? Ab wann ist es denn falsch, ein Kind nach Bedarf zu stillen und hochzunehmen? Tut mir leid, das ist etwas länger geworden, als ich es wollte, aber das beunruhigt mich. Über eine Antwort würde ich mich freuen.


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Liebe htp, leider hören wir immer wieder, dass Pekip-Leiterinnen Mütter verunsichern, doch Sie dürfen unbesorgt sein: Es gibt in diesem Alter keine ZU-ENGE Bindung. dass stillende Mütter nicht oslassen könnten, ist ein weit verbreitetes Vorurteil, dass jedoch nicht beweisbar ist. Es stimmt, die Bindung zwischen einem Stillkind und seiner Mutter ist in der Regel sehr eng, doch diese enge Bindung ist naturgewollt, nur so konnte das Überleben des Kindes gesichert werden und die Natur hat nicht an die gesellschaftlichen Veränderungen „gedacht“, die sich inzwischen ergeben haben. Je älter deine Tochter wird, umso selbstständiger wird sie werden und sie wird auch immer mehr ihre eigenen Wünsche und Interessen artikulieren und durchsetzen können. Du wirst sehen, dass auch Du sie dann weiter loslassen werden kannst. Es gibt keinen Zeitpunkt, ab dem es "falsch" wäre, sein Kind zu stillen. Kinder sollten so lange stillen dürfen, bis sie von allein dem Bedürfnis dazu entwachsen sind. Das kann gut drei oder vier Jahre dauern, und das wäre absolut ok. Bindungspsychologen bestätigen dies! Sprich Deine Pekip-Leiterin mal auf den Namen Bowlby an. Er ist einer der wichtigsten Vertreter der Bindungstheorie. "Eine der zentralen Aussagen von Bowlbys Theorie ist, daß der menschliche Säugling die angeborene Neigung hat, die Nähe einer vertrauten Person zu suchen. Fühlt er sich müde, krank, unsicher oder allein, so werden Bindungsverhaltensweisen wie Schreien, Lächeln, Anklammern und Nachfolgen aktiviert, welche die Nähe zur vertrauten Person wiederherstellen sollen" (Dornes 2000, S. 44). Das Verhalten, das Deine Kleine zeigt, ist also von bindungspsychologischer Seite betrachtet absolut normal und es wäre nicht gut für sie, wenn du jetzt versuchen würdest, es zu verändern - nur weil deine Pekip-Leiterin dich verunsichert hat. Nimm sie darum ruhig weiterhin immer dann auf den Arm, wenn sie es dir signalisiert. Wenn sie deinen gesunden Mutterinstinkt in Zweifel stellt, ist wohl eher die Pekip-Frau diejenige, die etwas ändern sollte. Gleichzeitig ist es für dich vielleicht auch gut zu wissen, dass Babys weinen dürfen. Nicht MÜSSEN, aber DÜRFEN. Wenn also deine Tochter mal unglücklich, wütend oder ärgerlich ist, brauchst du nicht zu versuchen, sie schnellstmöglichst wieder zum Lachen zu bringen. Denn es ist wichtig, dass unsere Kinder lernen, was Gefühle sind und dass sie manchmal auch weniger schön sein können. Dass du dann bei ihr bist und ihr beistehst ist eine ganz wichtige Lektion, bei der du jedoch darauf achten kannst, dass du ihre Gefühle annimmst und nicht fälschlicherweise unterdrückst. Was nun das Essen angeht: Solange deine Tochter nicht essen WILL, liegt es ja nicht an dir! Mit dem Stillen bekommt sie von dir immer noch (und noch ganz lang!) wichtige Nährstoffe, die ihr niemals schaden werden. Was also soll der Vorwurf? Gib deinem Kind Gelegenheit, sich etwas zu essen zu nehmen, wenn ihr gemeinsam am Tisch sitzt. Wenn sie etwa in einem Hochstuhl sitzt, leg ihr verschiedenes in Reichweite, etwa Stückchen von gekochter Kartoffel, Möhre, Kohlrabi etc., oder die Nudeln, die sie mag. Erlaube ihr, auch "Dreck" zu machen beim Essen. Je ungezwungener es bei Tisch zugeht, desto ungezwungener wird sie zum Essen finden. Aber sie hat durchaus das Recht zu entscheiden, ob und wieviel sie essen möchte. Ich hoffe, meine Antwort beruhigt dich. Warst du schon einmal in einer Stillgruppe? Der Austausch mit wirklich gleichgesinnten Müttern ist eine schöne Erfahrung und bringt viel gute Anregungen für den Alltag mit unseren Kindern. Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Herzlichen Gruß, Kristina


Mitglied inaktiv

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Hallo Kristina, vielen Dank für Deine Antwort. Wenn es nur die Pekip-Leiterin wäre, würde ich mich vielleicht nicht so verunsichern lassen, aber es gibt einfach Tage, da brauch ich mal ein bisschen Zuspruch (Danke!), weil ich vieles anders mache oder sehe als unsere Mütter... vor allem auch im Bezug auf Essen. Das wenige, das die Kleine isst leg ich ihr wie Du es beschrieben hast in Reichweite und hatte deshalb vor kurzem eine Auseinandersetzung mit meiner Mutter, weil ich ihr nicht beim Essen helfe und sie so eine Sauerei machen lasse... Du hast Recht im Bezug auf ihre Gefühle, ich versuche sie meistens (vor allem wenn wir Gesellschaft haben) abzulenken. Hab ich mir zum Teil von meiner Mutter abgekuckt und zum anderen Teil liegt es daran, dass ich sie einfach nicht weinen hören kann. Da bin ich tatsächlich ein bisschen Glucke. Ich werde versuchen daran zu arbeiten! Wahrscheinlich hätte ich schon sehr früh eine Stillgruppe in Anspruch genommen, wenn ich nicht mitten in der Pampa leben würde, wo es weit und breit keine gibt. So bin ich dann irgendwann auf Euer Forum gestoßen, das mir auch als stiller Leserin schon viel geholfen hat! Abschließend hätte ich noch eine Frage: Wir waren heute zur U6 und die Kinderärtzin meinte, ich solle nicht mehr zu den Mahlzeiten stillen, vor allem nicht zu Gemüse weil sich Gemüse und MuMi nicht vertragen würden und sich gegenseitig in der Nährstoffaufnahme hemmen. Stimmt das? Macht weiter so und Danke!


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Liebe htb, wenn sich Stillen und Gemüse nicht vertragen würden, hätte es die Menschheit bis hierher geschafft? Und was würde dann aus den vielen Menschen werden, die von dieser Theorie noch nie etwas gehört haben? Nein, es tut mir leid, die Aussage Deiner Kinderärztin ist nicht korrekt. Genau das Gegenteil ist der Fall (und ist auch einleuchtend, wenn man ein bisschen Erfahrung mit einem Stillkind hat, das auch schon etwas anderes zu sich nimmt...): In der Muttermilch sind Stoffe enthalten, die die Aufnahme der Nährstoffe aus der Beikost fördern. Ein Zeitabstand ist also nicht notwendig, sondern eher kontraproduktiv. Frag doch mal deine Ärztin, ob sie an entsprechenden Informationen interessiert ist. Gern kann ich ihr etwas zuschicken! Lass dich nicht verunsichern! Dein Gefühl sagt dir schon, was richtig ist. Ein schönes Buch, was dir vielleicht die mangelnde Unterstützung in der Umgebung ersetzen kann ist "In Liebe wachsen" von Carlos González (erhältlich hier im Stillshop, oder bei La Leche Liga Deutschland). Und ich greife gleich schon mal vor und spreche das Thema "nächtliches Stillen" an: Es ist normal und keineswegs ungewöhnlich oder gar ein Versagen der Eltern, dass ein Baby nachts aufwacht und gestillt werden will (oder die Flasche braucht) und dies auch noch wenn es älter als nur einige Wochen ist. In der Frage, ob ein Baby ab einem gewissen Alter nachts noch etwas zu essen (oder zu trinken) braucht, scheiden sich die Geister ganz gewaltig. Aber ältere Kinder haben nachts Hunger. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25% ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Und auch eine Flasche oder ein Brei am Abend sind keine Garantie für lange Schlafphasen in der Nacht. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Außerdem ist das Stillen ja nicht nur reine Nahrungsaufnahme sondern viel mehr, so dass es sich keineswegs mit einer nächtlichen Flasche gleichsetzen lässt. Fühl dich umarmt, gestärkt, getröstet und bestätigt. Du machst es schon richtig - und das das ein oder andere nicht perfekt läuft, wer von uns erlebt das nicht tagtäglich am eigenen Leib! Denk dran, du bist die beste Mutter, die dein Baby haben kann! Und es hat einen Grund, warum du, und nicht die KiÄ oder Pekip-Leiterin Mutter deines Babys geworden sind... Lieben Gruß, Kristina


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