Frage: Ziel Vollstillen

Liebe Biggi, mein Sohn (8Wochen) hat nach der ersten Woche leider zu viel an Gewicht verloren. Bei der Geburt wog er 3980g und jetzt ~5kg. Auf Empfehlung meiner Hebamme und einer Stillberatung im Elternberatungszentrum bekommt er seit der zweiten Woche ein Fläschchen mit Pre-Nahrung dazu. Er nimmt aber trotzdem nur ganz langsam zu. Weil ich mich im Elternberatungszentrum nicht gut aufgehoben fühlte, da mir ständig nur gesagt wurde, dass mein Kind stirbt oder sich nicht gut weiterentwickelt, wenn es nicht bald mehr zu nimmt (der Kinderarzt sieht das aber zum Glück etwas entspannter, da mein Sohn sehr zufrieden ist, außreichend nasse Windeln hat und munter und neugierig ist), habe ich mich selbst eingelesen. Ich habe versucht Milch abzupumpen um die Milchproduktion aufrechtzuerhalten, aber leider kommen immer nur 15-30ml pro Seite und da sich mein Kind nur sehr selten ablegen lässt, komme ich kaum dazu (oft nur 1x täglich). Seid gut 2 Wochen habe ich das Fläschchen weggelassen und füttere über ein Brusternährungsset (zw. 90 und 210ml/ Tag) zu und versuche zusätzlich Muttermilchsahne (aufgrund der Abpumpmenge nur wenige Tropfen am Tag) dazuzugeben. Seither hat er wöchentlich über 230g zugenommen und ist von der 24. Perzentile auf die 28. gesprungen. Hier meine Fragen: 1.) Mein Ziel wäre es voll zu stillen. Bei der letzten Kinderarztuntersuchung meinte der Arzt aber, dass das nicht mehr möglich wäre, weil das Kind ja immer mehr braucht. Gibt es trotzdem noch Aussichten, dass ich zum Vollstillen übergehen kann, oder muss ich mich von diesem Gedanken wirklich ganz verabschieden? Wie gehe ich am besten vor um voll zu stillen? 2.) Wie kann ich meine Milchproduktion effektiv steigern? 3.) Soll ich weiterhin abpumpen und wenn ja, wie kann ich beim Abpumpen mehr Milch erhalten? (Ich wende bereits Brustmassagen an und pumpe neben dem Baby ab) Und soll ich weiterhin Muttermilchsahne dazugeben oder stattdessen eine Pre-Nahrung dadurch ersetzten? 4.) Im Elternberstungszentrum meinten sie, dass ich mein Kind zu oft anlege und dass er nach jedem Stillen zwei Stunden schlafen soll. Er verlangt aber viel öfter nach der Brust und trinkt tagsüber, wenn er nicht gerade über das Brusternährungsset gefüttert wurde, in kleineren Häppchen ca. jede Stunde für ein paar Minuten und da ich keinen Schnuller gebe, ist er auch zur Beruhigung an der Brust und döst dann dort dahin und schläft ein. Wenn er dann eingeschlafen ist, dockt er manchmal von selbst ab und sonst mache ich das. Meine Brustwarzen schmerzen nicht, daher sah ich bis jetzt auch kein Problem darin. Nachts hat er meistens größere Abstände von 3-4h, seit wenigen Tagen kommt er aber auch in der Nacht öfter und trinkt kürzer. Lege ich mein Kind wirklich zu oft an und sollte ich zur Beruhigung doch eine andere Alternative anwenden? Vielen Dank im Voraus und liebe Grüße Mogli

von Mogli29 am 24.11.2022, 09:12



Antwort auf: Ziel Vollstillen

Liebe Mogli, dir Milchmenge lässt sich sicherlich noch steigern, allerdings brauchst du kompetente Hilfe vor Ort! Du kannst weiterhin viel anlegen und zusätzlich abpumpen. Wenn gepumpt wird, dann sollte eine möglichst effektive Pumpe verwendet werden, am besten eine vollautomatische, elektrische Kolbenpumpe mit Doppelpumpset. Zu wenig Milch ist eine medizinische Indikation für die Verordnung der Pumpe durch den Arzt (auf der Verordnung muss "mit Zubehör" stehen, sonst musst du das Zubehör selbst zahlen). Der Schlüssel zum erfolgreichen Abpumpen ist das Auslösen des Milchspendereflexes. Um den Milchspendereflex anzuregen hilft es, wenn die Frau sich in eine angenehme Umgebung zurückziehen kann, in der sie so wenig wie möglich gestört wird und sich entspannen kann. Das Einhalten eines Rituals beim Abpumpen und Konzentration auf die Babys (vor einem Foto der Babys oder neben ihnen abpumpen) tragen dazu bei, den Milchspendereflex auszulösen. Wärmeanwendungen und Massage der Brust stimulieren den Milchspendereflex ebenfalls. Es hat sich bewährt, nach dem Schema 7 Minuten pumpen unterbrechen zum Massieren der Brust 5 Minuten pumpen massieren der Brust 3 Minuten pumpen, vorzugehen. Eine Brustmassage kann auch dazu beitragen den Fettgehalt der abgepumpten Milch erhöhen. Die besten Erfahrungen habe ich mit vollautomatischen, elektrischen Pumpen mit Doppelpumpset gemacht. Diese Pumpen sind von den Firmen Medela und Ardo erhältlich und können auch in Apotheken und Sanitätshäusern ausgeliehen werden. Da eine Pumpe nicht die gleichen Gefühle auslöst wie ein Baby, musst du wie oben schon erwähnt vor allem anfangs deinen Milchspendereflex anregen. Dazu kannst du einige der folgenden Methoden der physischen und psychischen Stimulation einsetzen: Abpumpen in einer vertrauten und angenehmen Umgebung, vielleicht immer am gleichen Platz, im gleichen bequemen Sessel (ideal wäre ein Stuhl, der deine Arme in einer bequemen Haltung stützt und es dir ermöglicht den ganzen Körper zu entspannen).

 Störungen so gering wie möglich halten. Du solltest z.B. das Telefon aushängen, etwas entspannende Musik anschalten und alles was du brauchen könntest bei der Hand haben. Dazu können ein Glas Wasser oder Saft, ein gesunder Imbiss oder etwas zu lesen gehören.

 Einhalten eines Rituals vor dem Abpumpen. Das Einhalten eines bestimmten Ablaufs vor dem Abpumpen, kann deinen Milchspendereflex anregen und auch als psychologischer Auslöser dafür wirken. Einige der folgenden Vorschläge können eventuell auch dir helfen:

 o Wärmeanwendungen auf den Brüsten, entweder trocken oder feucht. Dazu können feuchte, warme Kompressen oder ein Heizkissen verwendet werden, oder aber du duschst warm.

 o Da Wärme entspannend wirkt, solltest du dir eine Decke oder eine Jacke über die Schultern legen, oder dich in die Nähe einer Heizquelle setzen.

 o Sanfte Brustmassage, entweder in der Dusche oder direkt vor dem Abpumpen. Das hilft besonders dann, wenn du angespannt bist.

 o Brustwarzenstimulation, durch sanftes Reiben oder Rollen der Brustwarzen.

 o Fünf Minuten Entspannung. Die Anwendung der Atemübungen aus der Geburtsvorbereitung oder einfach nur ruhiges Dasitzen und sich dabei etwas Angenehmes vorstellen (einen warmen Sandstrand mit Wellen, die ans Ufer plätschern, ein Gebirgsbach oder eine tropische Brise).

 Das Abpumpen mehrmals unterbrechen um die Brust zu massieren. Es sollte möglich sein, den Milchspendereflex mehrfach stimulieren, indem du das Abpumpen nach etwa zehn Minuten unterbrichst, deine Brust massierst und dann wieder pumpst. (Bei der La Leche Liga Deutschland kannst du das Infoblatt "Die Marmet Methode" über das Handausstreichen und Massieren der Brust bestellen)


 Iss genügend und ausgewogen (ausreichend kohlenhydrathaltige Nahrung) und trinke entsprechend deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme wirkt sich nicht positiv auf die Milchmenge aus. Viel trinken mach NICHT viel Milch, im Gegenteil. Solange du dich nicht ausgedörrt fühlst, dein Urin hell ist und du keine Verstopfung bekommest, trinkst du genug. Es gibt keinen wirklichen Beweis für die Wirksamkeit von Milchbildungstees. Wenn du Milchbildungstee trinken willst, dann bitte nicht mehr als zwei bis drei Tassen täglich, mehr kann Bauchprobleme beim Kind verursachen. 

 Um die Milchproduktion richtig in Gang zu bekommen, solltest du häufiger als fünf Mal pro Tag pumpen. Versuche etwa ebenso oft zu pumpen, wie ein Baby trinken würde, also etwa alle zwei bis drei Stunden. Ob du nachts eine längere Pause einlegst (etwa sechs Stunden) oder nicht, musst du ausprobieren. Manche Mütter bevorzugen eine Nachtpause, andere kommen besser zurecht, wenn sie auch in der Nacht regelmäßig weiter pumpen. Insgesamt solltest du auf eine Pumpzeit von mindestens 100 Minuten innerhalb von 24 Stunden kommen. Es ist sinnvoller häufiger kürzer abzupumpen als seltener und länger. Auch sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einig, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es sie braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiteneinzuhalten. Im Extremfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. All die Erzählungen von einem bestimmten Rhythmus eines Babys sind schlicht und ergreifend falsch. Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. So kleine Babys wollen im Schnitt zwischen acht und zwölf Mal innerhalb von 24 Stunden gestillt werden. Im Schnitt heißt, es gibt Babys die seltener nach der Brust verlangen (eher wenige Babys) und es gibt Babys, die häufiger an die Brust wollen (die Mehrzahl). Nun ist es jedoch nicht so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Verhalten heißt Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Suche dir wirklich eine kompetente Beraterin vor Ort, die dir zur Seite steht! Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC). Alles alles Gute, solltest du noch Fragen haben, bin ich gerne für dich da! Biggi

von Biggi Welter am 24.11.2022



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