Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wie überzeugt man "die ältere Generationen" davon, dass Stillen nach Bedarf gut ist???

Frage: Wie überzeugt man "die ältere Generationen" davon, dass Stillen nach Bedarf gut ist???

Mitglied inaktiv

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Liebe Biggi, ich habe zu meinem "Andock-Problem" beim alten Beitrag noch viel dazu geschrieben... Bekommst du Beiträge automatisch zugeschickt, oder musst du auch suchen??? Was die neue Frage betrifft: Ich bin ja wirklich davon überzeugt, dass Stillen nach Bedarf das Beste ist, aber ständig kommen "tolle Tipps" von "älteren" Menschen (Nachbarn, Eltern, Verwandte...): "Das würde ich ja nicht machen, du verziehst das Kind!" Dass es Quatsch ist, weiß ich, aber wie kann man andere davon überzeugen? Gibt es da nicht ein paar schlagkräftige Argumente??? Oder sollte man einfach "ja, ja" sagen... :-)) Danke, Kary


Biggi Welter

Biggi Welter

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? Liebe Kary, ich bekomme die Anfragen nicht automatisch zugeschickt, sondern muss im Forum nachschauen, was an neuen Fragen reingekommen ist. Deshalb ist es auch besser eine neue Anfrage zu stellen als einige Seiten zurück erneut zu antworten, denn dann kann es schon mal vorkommen, dass ich etwas übersehe. Wenn es mit Ihrer Tochter so klappt, wie Sie es beschreiben, dann werden Sie vermutlich einfach noch etwas Geduld haben müssen bis es endgültig gut funktioniert. Die Methode, die ich Ihnen beschrieben habe ist ein möglicher Weg, nicht zwingend der einzige. Aber auf Ihre Frage nach der Menge: es ist durchaus möglich ein Baby ausschließlich mit den alternativen Fütterungsmethoden Löffel, Becher, Pipette usw. zu ernähren. Sollten Sie aus irgendeinem Grund zufüttern oder abgepumpte Muttermilch geben (lassen) wollen, ist gerade bei einem Kind mit Anlegeproblemen eine alternative Fütterungsmethode vorzuziehen. Lassen Sie sich von einer Stillberaterin vor Ort einmal das Bechern zeigen, es ist gar nicht so schwer. Ein Stillmarathon wie Sie ihn gerade erlebt haben, ist nichts Außergewöhnliches und es hat dann überhaupt keine Aussagekraft über die Menge der vorhandenen Milch, wenn Sie versuchen zu pumpen. Keine Pumpe der Welt kann Ihre Brust so gut entleeren wie ein effektiv saugendes Baby. Das was Sie als Stillmarathon bezeichnet haben heißt bei Stillberaterinnen Clusterfeeding. Das sind Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Clusterfeeding ist absolut normal für kleine Babys. Besonders gehäuft treten diese Stillepisoden am Nachmittag und Abend auf, wie überhaupt die Abstände zwischen den Stillzeiten im Verlauf des Tages immer kürzer werden. Dazu kommt, dass in bestimmten Alterstufen Wachstumsschübe zu erwarten sind, in denen die Baby manchmal schier ununterbrochen an die Brust wollen. In dieser Situation sollte nicht zugefüttert werden, da sich sonst kein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Das Dauerstillen kann sehr anstrengend und auch nervend sein, aber es hat seinen Sinn. Rein wissenschaftlich gesehen ist es so, dass das Baby durch den Stillmarathon die Prolaktinausschüttung anregt und so dafür sorgt, das die Milchbildung angeregt wird und genügend Milch für das Kind zur Verfügung steht. Es ist nicht sinnvoll, den Abstand zwischen den Stillzeiten lange zu halten „damit sich mehr Milch ansammelt", denn die Brust funktioniert nicht wie eine Flasche, die wieder aufgefüllt werden muss. Der größte Teil der Milch wird während des Stillens gebildet. Ebenso ist es ein Ammenmärchen, dass ein Baby einen Mindestabstand zwischen zwei Stillzeiten einhalten müsse, um zu verhindern, dass frische Milch auf angedaute Milch kommt. Es gibt keinen Grund einen Mindestabstand zwischen zwei Stillmahlzeiten einzuhalten. Im Extermfall kann das „Hinhalten" des Babys zu Gedeihstörungen führen. Es keinen Beweis, für die „Frische Milch auf halbverdaute-Milch"-Theorie, die besagt, dass zwischen zwei Stillmahlzeiten ein Mindestabstand von zwei Stunden eingehalten werden müsste, weil das Baby sonst Bauchschmerzen bekäme. Irgendjemand hat damit angefangen zu behaupten, dass dadurch Probleme entstünden und seither geistert diese Theorie durch Deutschland. Interessanterweise sagen selbst die Verfechter dieser Theorie, dass bei einem Wachstumsschub keine Mindestzeit eingehalten werden soll. Vergessen Sie also bitte den Unsinn mit „Frischer Milch auf halbverdaute Milch" und dem Mindestabstand. Wenn alle Kriterien außer der Häufigkeit des Stuhlgangs für ein gut gedeihendes Kind erfüllt sind, ist ihr Kind wahrscheinlich eines der wenigen Kinder, die bereits früh seltenen Stuhlgang haben. Halten Sie aber bitte die nassen Windeln und anderen Anzeichen im Blick, das Wiegen alle paar Tage ist jedoch in der Regel überflüssig. Einmal pro Woche höchstens reicht normalerweise aus. Wegen der nächstgelegenen LLL-Stillberaterin fragen Sie bitte bei Frau Angela CanalTel.: 0406445958 nach, sie kann Ihnen genauer sagen, wo Sie die nächstgelegene LLL-Stillberaterin finden werden. LLL-Stillberaterinnen arbeiten ehrenamtlich. La Leche Liga trägt sich aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen und dem Erlös aus dem Verkauf von Infomaterial. Für Sie fallen also keine Kosten an, doch wir freuen uns über eine Spende und bei einem eventuellen Hausbesuch über eine Benzinkostenbeteiligung. Ein Baby sollte nach Bedarf gestillt werden. Alle Stillexperten sind sich einige, dass Stillen nach Bedarf für Mutter und Kind am Besten ist. So wird sichergestellt, dass das Baby die Nahrung, die es braucht, genau dann bekommt, wenn es es braucht und sich das Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage einstellen kann. Während eines Wachstumsschubs kann es durchaus sein, dass ein Baby alle Stunde an die Brust möchte. Die Sache mit dem Rhythmus verdanken wir der künstlichen Säuglingsnahrung. In den Anfängen der Herstellung von künstlicher Säuglingsnahrung musste man nämlich feststellen, dass die Kinder, die weiterhin - wie bei der Brusternährung üblich und richtig - nach Bedarf gefüttert wurde, überfüttert und damit viel zu dick wurden, manche auch krank. Da die künstliche Säuglingsnahrung im Laufe der Jahrzehnte das Stillen fast vollkommen abgelöst hat, wurden irgendwann die „Regeln" für die Verabreichung der künstlichen Säuglingsnahrung auf das Stillen übertragen, mit dem Ergebnis, dass die wenigen Frauen, die es mit dem Stillen noch versucht haben in sehr vielen Fällen nicht mehr (voll) oder nur sehr kurz stillen konnten. Vielleicht überzeugt Ihre Bekannten und Verwandten die Empfehlung der WHO (Weltgesundheitsorganisation), in der wörtlich steht, dass ein Stillkind während der gesamten Stillzeit (und die WHO empfiehlt eine mindestens zweijährige Stillzeit für alle Kinder) nach Bedarf gestillt werden sollte. Leider habe ich nur einen Link auf eine englische Seite, wo Sie die WHO-Empfehlungen finden www.who.int/chd/publications/newslet/diaglog/9/feeding_young_children.htm . Vielleicht lassen Sie auch einmal Ihre Kinderärztin/Kinderarzt mit ins Spiel kommen, die/der Ihnen sicher auch bestätigen wird, dass Stillen nach Bedarf das Optimale für das Baby ist. Ich hoffe, der lange Text hat Sie jetzt nicht erschlagen. Falls noch Fragen offen sind, melden Sie sich einfach nochmals. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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Ich überreich in solchen Fällen immer die Seiten folgender HP http://www.uebersstillen.org ohne großen Kommentar. Hast du einen stillfreundlichen KiA? Dann sag doch *unser Arzt meint* Ausserdem ist meine 2,5 Jahre alte Tochter die beste Werbung fürs Stillen ;)) - gesund, munter und unabhängig (gem. ihrem Alter) Wenn nichts hilft denkt dir deinen Teil


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

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