Tine18
Liebes Team der Stillberatung, ich habe das Buch "schlafen statt schreien" gelesen, aber es klappt nicht. Meine Tochter ist 6 Monate alt und wird noch voll gestillt. Wir haben zwar mit Möhre füttern angefangen, aber daran hat sie noch nicht wirklich Interesse. Sie trinkt tagsüber weniger als nachts (ca. 6 Mal tagsüber, nachts fast permanent), weil alles spannend und laut ist, zwei Brüder 3 und 4 Jahre, die man auch leider nicht alleine lassen kann, sonst würde ich mich in einen ruhigen Raum zurück ziehen. Abends geht sie mit ihren Brüder um 19.30 Uhr schlafen und schläft ungefähr 2 Stunden in ihrem Bett. Danach ist sie nur noch von mir zu beruhigen und auch nur, wenn ich sie stille und mich zu ihr ins Bett lege. Dann läuft die ganze Nacht so ab, einschlafen, trinken, einschlafen, trinken etc. Manchmal mit Brust im Mund, manchmal ohne. Sie schläft dann selten länger als eine Stunde am Stück. Schnuller habe ich versucht, nimmt sie nicht. Mein Mann meint, ich soll abstillen. Eigentlich wollte ich nicht noch mit Flasche anfangen, sondern wenn sie isst, langsam abstillen. Aber ich kann nicht mehr. Leider habe ich auch keine Hilfe, so dass ich tagsüber mal schlafen könnte. Was kann ich tun? Ich danke Ihnen schon jetzt für jeden Tipp!!!! Viele Grüße :-)
Liebe Tine18 a, im Grunde ist es eine Frage der Reife und der Entwicklung. Du könntest jetzt mit vielen Tricks versuchen, die Situation zu verändern (vielleicht vor lauter Verzweiflung auch zu einem der unsäglichen "Schlaftrainings" greifen), aber es wird nur Stress und Tränen geben, denn dein Kind IST einfach in der Phase, in der es dich so viel braucht. Die unruhigen Tage und Nächte sind furchtbar anstrengend, daran kann ich mich auch noch gut erinnern. Trotzdem: Sie sind normal und werden garantiert irgendwann vorbei sein. Wann, kann ich leider nicht sagen. Aber sie gehen wirklich vorbei! Bis dahin kannst du probieren, dir den Alltag so einfach wie möglich zu machen, so dass auch du tagsüber mal ein kurzes Nickerchen machen kannst. In dieser Zeit verarbeiten Kinder vieles in der Nacht, und brauchen die Bestätigung, dass Mama ganz nah ist, und die beruhigende Milch, noch ziemlich. Es ist kein Rückschritt, wie es scheint, sondern zeigt, dass sich dein Kleines weiter entwickelt! Seit Jahrtausenden und in unzähligen Kulturen ist es so, dass Mütter ihre Babys in den Schlaf stillen. Das Saugen wirkt beruhigend und nicht umsonst wurden im Laufe der Zeit die verschiedensten Brustattrappen (z.B. Schnuller s.o.) erfunden. Von der Natur ist es nicht vorgesehen, dass ein Baby oder Kleinkind allein ist und alleine einschläft. Nur passt dieses „natürliche" Verhalten des Babys nicht in unsere derzeitige Zeitströmung und damit haben wir ein (von uns selbst produziertes) Problem: Babys wissen nicht, was zur Zeit „Mode" ist und benehmen sich so, wie sie es seit Anbeginn der Menschheit getan haben. Leider geht der Trend zu immer früherer Anwendung sogenannter Schlaftrainingsprogramme und Eltern von Babys, die sich nicht dieser „Norm" anpassen, wird mehr oder weniger direkt vermittelt, dass sie selbst schuld sind, ja manchmal kommt unterschwellig sogar dazu, dass dies Eltern sich als Versager fühlen sollten. Ein Baby schläft ohne Brust ein, sobald es reif genug dazu ist. Das bedeutet jetzt aber nicht, dass Du noch die nächsten Jahre damit verbringen musst, dein Baby in den Schlaf zu stillen, wahrscheinlich wird es sogar schneller vorbei sein, als Du es dir jetzt vorstellen kannst. Hast du gewusst dass ein junger Elefant eingeht, wenn er in den ersten 2 Lebensjahren nicht die PERMANENTE Anwesenheit seines Hauptbezugs"tieres" hat (kann auch ein Mensch sein...). Wenn ein Elefantenbaby zum Waisenkind wird bekommt es im Zoo selbstverständlich einen Pfleger zur Seite gestellt, der Tag und Nacht Hautkontakt bietet. Kein Mensch würde die Notwendigkeit dafür in Frage stellen. Nur mit unseren eigenen Babys, die viel unreifer geboren werden, erwarten wir so viel mehr. Das ist ein Punkt, der viele Diskussionen auslöst und bei Mutter und Kind zu vielen Tränen führen kann: Das Kind soll "wach" ins Bett gelegt werden und alleine einschlafen können (was eine enorme neurologische Leistung darstellt). Wenn es aber nur an der Brust oder im Körperkontakt mit der Mutter einschlafen kann, dann verurteilen wir dies als schlechte oder gar schädliche Angewohnheit... Aber das ist es gar nicht! Es hat seinen Grund, warum stillende Mütter die besten Einschlafhilfen SIND. Beim Saugen an der Brust findet ein Baby das, was es braucht: Trost, Nahrung, Sicherheit. Es liegt vermutlich an einer gewissen neurologischen Unreife, wenn einige Babys das mehr brauchen als andere, und es "verwächst" sich wirklich von alleine!! Dein Baby braucht also vor allem eines: Zeit zum Reifen. Vielleicht "schenkst" Du ihm einfach noch ein bisschen von dieser Zeit, in der du ihm gestattest, so zu sein, wie es ist. Du machst nichts falsch! Wie sieht es denn mit dem Getragenwerden aus, mag deine Maus das? Viele Mütter berichten, dass getragene Babys viel ausgeglichener sind. Im Tuch können sie schlafen oder einfach nur Mamas Nähe genießen. Ein gut gebundenes Tuch sorgt dafür, dass dein Rücken nicht überstrapaziert wird. Und du hast beide Hände frei, um dich auch mit dem "Großen" zu beschäftigen. Ich könnte mir vorstellen, dass dir der Besuch einer Stillgruppe gut tun könnte, denn dort findest du Frauen, die ganz ähnliche Fragen haben wie du, oder schon Antworten darauf gefunden haben. Kompetente Unterstützung und der Austausch von Mutter zu Mutter sind unendlich wertvoll, wenn wir Zweifel bekommen oder an die Grenze unserer Belastbarkeit kommen! Dort kann man auch oft ein Tragetuch ausleihen oder gezeigt bekommen, wie man es am besten bindet ;-) Eine Stillberaterin in deiner Nähe findest Du im Internet unter http://wwwlalecheliga.de (La Leche Liga), http://www.afs stillen.de (Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl stillen.de (Still und Laktationsberaterinnen IBCLC). LLLiebe Grüße Biggi
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