Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Wer macht es richtig?

Biggi Welter

 Biggi Welter
Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

zur Vita

Frage: Wer macht es richtig?

Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo Biggi, ich wohne in Frankreich und hier ist es mit dem Stillen schon etwas anders. Fast alle Mütter gehen ja bald wieder arbeiten nach der Geburt, da bin ich ja schon die große Ausnahme aber das ist nicht das Thema. Auch hier stillen viele Frauen ihre Babys in der Zeit in der sie noch zu Hause sind, jedoch wird von den Ki.ärzten und Hebammen von Anfang an empfohlen, abends eine Flasche mit Säugl.nahrung zu geben, weil die Mumi ja so schnell verdaut ist. Ich muss sagen ich bin schon etwas neidisch geworden, denn alle Babys die ich kenne schlafen mit diesem Verfahren in der Nacht mind. 6 bis 7 Std. am Stück, davon kann ich nur träumen, mein Sohn, jetzt 10 Mon. von Anfang an nach Bed. gestillt (7 Mo. voll), weckt mich zur Zeit alle 2 Std. in der Nacht obwohl er tagsüber wirklich genug isst. Er hat auch noch nie länger als 4 Std. durchgehalten.Bei den Kindern gibt es auch gar keine Probleme mit dem Wechsel zwischen Brust und Flasche es nehmen auch alle den Schnuller, mein Sohn mag weder Schnuller noch Sauger.Die Kinder sind hier auch nich kränker oder allergischer als in Deutschland und ich frage mich ob ich mir es unnötig schwer mache. Die Mütter schütteln hier nur mitleidig den Kopf wenn ich über unruhige Nächte klage, nach dem Motto selbst schuld. Auch mein Mann findet diese "französische Methode" viel besser, er will ja auch schon seit Wochen, dass ich abstille und hätte auch gerne mal wieder ruhige Nächte im eigenen Bett. Kann ich beim nächsten Kind auch so verfahren? Spielt es denn wirklich so eine große Rolle? Wir sind selbst 5 Geschwister, keiner wurde gestillt und ich kann nicht erkennen, dass es uns geschadet hat in Bezug auf Krankheiten, Allergien oder gar geschädigtem Verhältnis zu unserer Mutter. Gruss Uli


Biggi Welter

Biggi Welter

Beitrag melden

? Liebe Uli, über „richtig" oder „falsch" kann man sehr geteilter Meinung sein, denn es stellt sich ja schon mal als erstes die Frage, ob das was für die Eltern (scheinbar) so bequem und angenehm ist, auch wirklich für das Kind das Beste ist. Ob Du beim nächsten Kind nach der wie Du es nennst „französischen Methode" verfahren wirst oder nicht, kannst nur Du entscheiden, doch Du solltest einiges dabei bedenken: Auch diese Methode ist keine Garantie für längere Nachtruhe und Durchschlafen, davon werden dir unzählige Mütter ein Lied singen können, deren Kinder trotz (oder vielleicht wegen) der künstlichen Säuglingsnahrung im Zwei-Stunden-Takt aufwachen. Auch und gerade in Frankreich gibt es unzählige saugverwirrte Kinder. Wenn ich bei Fortbildungen mit französischen Kolleginnen zusammentreffe, dann kann ich stundenlange Gespräche darüber führen, wie schwierig die Stillsituation in Frankreich ist, wie viele Frauen vorzeitig abstillen und wie oft sie Frauen erleben, die wegen einer Saugverwirrung abstillen. Selbst wenn Du - was ich dir sofort glaube - in deiner Familie keine Allergien erleben musst, ein wunderbares Verhältnis zu deiner Mutter hast (Herzlichen Glückwunsch, erhalte dir dies, viele Frauen werden dich darum beneiden) und in deinem Bekanntenkreis den Eindruck hast, dass es nicht mehr Allergien gibt als sonst wo (wobei es ja auch in Deutschland leider so ist, dass nur wenige Kinder wirklich sechs Monate voll gestillt werden), so ist es in unzähligen Studien bewiesen, dass Stillen gesundheitliche Vorteile für Mutter UND Kind hat. Vielleicht brauchst Du einfach einmal ein paar stillende Mütter zum Austausch, um zu erleben, wie unterschiedlich auch gestillte Kinder sein können und zu sehen, dass nicht das Stillen der entscheidende Faktor ist, wenn es um das Schlafverhalten der Kinder geht. LLL-France ist sehr aktiv und es gibt eine große Zahl von LLL-Stillberaterinnen in Frankreich, vermutlich auch eine in deiner Gegend. Schau doch mal unter www.lllfrance.org nach, wo Du die nächste Gruppe findet und geh einmal zu einem Stillgruppentreffen. Ich hänge dir noch einen Text zum Thema „nur ein Fläschchen" an. LLLiebe Grüße Biggi Nur ein Fläschchen..... Autor: Anna Vnuk MBBS, DipObs, RACOG, IBCLC Titolo Originaltitel: "Just one bottle" Wusstest du.......dass nur eine einzige Flasche Pulvermilch ernste Auswirkungen auf Mutter und Kind haben können? Leider ist es sehr leicht, einem gestillten Baby "nur eine Flasche" zu geben und die Gründe dafür sind meistens Sorge für das Wohlergehen der Mutter oder des Kindes. Zum Beispiel: · Um der Mutter nach einer langen Entbindung Ruhe zu goennen. · Um ein hungriges Baby, das Schwierigkeiten dabei hat, von der Brust zu trinken, zu füttern. · Um wunde Brustwarzen zu schonen Studien haben jedoch herausgefunden, dass "nur eine Flasche von Milchersatznahrung" sowohl für die Mutter als auch für das Baby schädlich sein kann, und zwar: · Erhöhtes Risiko einer ernsthaften Milchproteinallergie (Host et al. 1988) · Erhöhtes Risiko von Darminfektion und Durchfall aufgrund der Änderung des PH's der Darmflora. Es kann bis zu einem Monat dauern, bevor dieses wieder sicherere Werte aufweist. (Bullen et al. 1977) · Kann zu Saugverwirrung führen (Newman, 1992) · Stört das empfindliche Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage der Milchproduktion (De Coopman, 1993) · Erhöhtes Risiko eines Milchstaues, da die Brust nicht entleert wird. (Moon & Humenick) · Vermindert das Vertrauen der Mutter, ihr Baby stillen zu können. (Howie, 1981) · Verkürzt die Stilldauer (Gray-Donald et al. 1985). Viele Mütter würden es vorziehen, dass ihren gestillten Babys keine Flasche mit synthetischer Milch gegeben wird, vor allem, wenn sie die Auswirkungen kennen würden, daher wäre es wichtig, sie, bevor ihr Baby dem Risiko ausgesetzt wird, über die möglichen Konsequenzen zu informieren und ihr Einverständnis einzuholen. Viele Mütter würden akzeptieren, ihr Baby zu stillen, auch wenn sie müde sind, oder ihre Brustwarzen schmerzen, wenn sie wüssten, wie wichtig es ist. Vergiss nicht; Stillen ist ein wertvolles Geschenk. Unterstütze und schütze es in diesen ersten wichtigen Tagen. Referenzen: Bullen, CL, Tearle, PV, Stewart MG 1977 The effect of humanized milks and supplemented breastfeeding on the faecal flora of infants. J. Med. Microbiol 10:403-413. De Coopman, J 1993 Breastfeeding after pituitary resection: Support for a theory of autocrine control of milk supply? J Hum Lact 9(1):35-40. Gray-Donald, K, Kramer, MS, Munday, S, Leduc, DG 1985 Effect of formula supplementation in the hospital on the duration of breastfeeding: A controlled clinical trial. Pediatrics 75:514-518. Host, A, Husby, S, Osterballe, O 1988 A prospective study of cow's milk allergy in exclusively breastfed infants. Acta Paediatr Scand 77:663-670. Houston, MJ, Howie, PW 1981 The importnace of support for the breastfeeding mother. Health Visitor 54(6):243. Moon, JL, Humenick, SS 1989 Breast engorgement: Contributing variables and variables amenable to nursing intervention. JOGNN 18:309-315. Newman, J 1990 Breastfeeding problems associated with the early introduction of bottles and pacifiers. J Hum Lact 6(2):59-63. Erschienen in: "Breastfeeding Review", Volume II, Number 8, November 1993, page 358. Copyright © Breastfeeding Review Adresse der Autorin: A. Vnuk, 57 Alicante Ave, Wynn Vale, SA 5127, Australia Übersetzt von Ulrike Schmidleithner


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo Uli! Die Frage ist an sich schon falsch gestellt, finde ich. Ob Du oder die anderes es richtig machen, kann man nur herausfinden, wenn Du oder die anderen unter den gleichen Voraussetzungen den anderen Weg gehen und das dann vergleichen können. Das ist aber unmöglich! Du könntest jetzt z.B. abstillen. Wenn Du dann aber feststellst, dass sich dadurch nichts ändert und Du statt alle 2 Stunden Stillen alle 2 Stunden eine Flasche machen musst, weißt Du, dass Du vorher richtig lagst, aber dann kannst Du nicht mehr zurück. Du siehst jetzt jede Menge Beispiele durchschlafender Babys, die nicht mehr gestillt werden. Es gibt aber auch jede Menge Beispiele gestillter Babys, die durchschlafen (meins z.B.) und jede Menge Flaschenbabys, die NICHT durchschlafen. Will sagen: Das Durchschlafen hängt nicht damit zusammen, ob ein Baby gestillt wird oder die Flasche bekommt. Vielleicht braucht Dein Baby ja auch nur Deine Nähe, und die würdest Du ihm noch mehr entziehen, wenn Du abstillen würdest. Prinzipiell würde ich Deine Frage immer so beantworten: Jede Mutter, deren Kind zufrieden aufwächst und selbst auch zufrieden ist, macht es richtig. Die Entscheidung, auf welche Weise, kannst nur Du allein treffen. Liebe Grüße Andrea


Mitglied inaktiv

Beitrag melden

Hallo Uli, hm...vielleicht liegt es nicht an der Methode, sondern auch viel am Kind? Manche Kinder schlafen einfach nicht durch...egal ob Brust oder Flasche. Mein Grosser war wie Dein Kind. Ich habe ihn tags und nachts alle 2 Std gestillt. Ich war nach 5 Mon am Ende. Da hab ich ihm abends eine Flsche gegeben in der Hoffnung es wird besser. Wurde es aber nicht, auch nicht mit einem Brei mit 6 Monaten. Er brauchte uns viel und braucht uns auch heute noch. Nur kommt er eben nun selber ins Bett zu uns. Meine Tochter dann war ganz anders. Wurde voll gestillt...hatte einen 3 bis 4 Std Rhythmus tagsüber und schlief mit 8 Wochen 8 Std am Stück in der Nacht. Mein Kleiner jetzt ist such so. Mit seinen 13 Wochen schafft er es auf 8-10 Std am Stück...trotz Mumi. Also von wegen Mumi ist zu schnell verdaut. Auch wenn es anstrengend ist, ich würde weiter stillen. Dein Kind braucht vielleicht diese besondere Nähe die es durch das Stillen bei Dir erfährt. Und selten werden die Probleme die Du beim Schlafen hast durch eine Flasche gelöst. Besorg Dir doch mal das Buch "Schlafen und Wachen". Da stehen nützliche Hinweise zum Babyschlaf drin...vielleicht hilft das ja auch schon?! LG Sabine


Bei individuellen Markenempfehlungen von Expert:Innen handelt es sich nicht um finanzierte Werbung, sondern ausschließlich um die jeweilige Empfehlung des Experten/der Expertin. Selbstverständlich stehen weitere Marken anderer Hersteller zur Auswahl.

Ähnliche Fragen

Liebe Biggi, mein kleiner Mann wird bald 2 Jahre und wir genießen das Stillen noch sehr. Die Nächte sind jedoch extrem zehrend und ich komme langsam an meine Grenzen, bin nervlich am Ende und sehr gereizt. Der kleine ist bis vor kurzem 6,7x die Nacht gekommen. Er hat zwar getrunken und sich dann wieder weg gedreht. Dennoch hat mich das ziemlich ...

Hallo liebe Biggi, erst einmal möchte ich dir sehr danken für deine Arbeit hier im Forum. Ich habe schon viele deiner Antworten gelesen und viele Infos und Ermutigung daraus ziehen können. Unser Sohn ist 16 Wochen alt und ich fühle mich nach wie vor bezüglich des Stillens unsicher. Er trinkt tagsüber sehr häufig. Wir müssen alles genau nach d ...

Hallo:) ich muss 2 Mal in der Woche für etwa 4 Stunden außer Haus. Mein Mann bleibt mit unserem Sohn 3 Monate, 8,5 kg. Wie und wann pumpe ich am Besten ab? Wir haben eine Handpumpe und es kommt auch was raus. Ich habe Angst es zum falschen Zeitpunkt zu machen und etwas zu "verletzen". Bitte um einen Rat :) dankeschön!

Liebe Biggy, Vor knapp 3 Wochen wurde mein 3. Kind geboren. Ich hätte nicht damit gerechnet (beim 2. Kind war alles total unproblematisch) aber das Stillen läuft nicht rund. Ich hatte massiv mit wunden, blutenden Brustwarzen zu kämpfen. Dank Silberhütchen, Luft und Lanolin und sicher auch Dank Gewöhnung sind die Wunden geheilt. Bin so glücklich ...

Liebe Biggi, ich schon viele deiner Antworten gelesen und nun habe ich selbst zwei Frage. 1. Meine Tochter ist 9 Wochen alt. Sie wird gestillt, was ich auch wirklich gerne mache. Meine Tochter genießt es auch. Sie ist ein absolutes Brustbaby und würde am liebsten ununterbrochen an der Brust hängen, was sie auch tut, aber dazu später mehr. Sei ...

seit nun fast einer Woche schreit unsere kleine wenn ich sie stillen will meine Brust nur noch an. Wenn ich Sie anlege, saugt Sie kurz und dann geht es los. Sie schreit jämmerlich und weint So sehr, dass ich mit heulen könnte. Um den Stress zu reduzieren hab ich Sie nun die letzten 2 Tage zu ca 90 Prozent mit angepumpter Milch aus der Flasche gef ...

Liebe Biggi, meine kleine ist jetzt mittlerweile 9,5 Monate alt und ich mache mir immer noch Gedanken, ob sie richtig andockt an der Brust. Wir hatten einen schwierigen Start, bei dem mir direkt im KH ein Stillhütchen verpasst wurde, mit ca 4-5 Wochen hat sie dann ohne Stillhütchen gestillt, es hat auch eine IBCLC zertifizierte Stillberaterin drübe ...

Guten Morgen, mein Sohn ist 7 Wochen alt und ich wollte demnächst anfangen Milch abzupumpen. Er trinkt immer beide Seiten und kommt immer noch alle 1 1/2-2 Stunden zum trinken. Wie gehe ich da am besten vor.

Hallo. Ich weiß nicht was ich tun soll. Mein Baby ist nicht mal eine Woche alt und wir sind seit zwei Tagen daheim.    Tagsüber ist alles top. Wenn sie hungrig ist dann trinkt sie (zwar auch wenig und schläft da auch immer wieder während dem trinken ein) und schläft dann auch mindestens eine Stunde was für mich total okay ist. Aber in der N ...

Hallo Biggi, nachdem wir in den letzten Wochen gute Fortschritte gemacht haben, kämpfen wir seit einigen Tagen wieder mit Stillproblemen. Das Stillhütchen haben wir mittlerweile abgewöhnt. Leider saugt mein Baby seit einigen Tagen insbesondere an der linken Brust nicht richtig. Manchmal erfasst sie die Brustwarze erst gar nicht. Dann saugt s ...