Hallo Biggi,
meine Tochter (7 Monate und 6050g, Geburtsgewicht: 2700g) wurde bis ca. zum 5. Monat vollgestillt. Ich wollte eigentlich schon vorher die Flasche einführen und langsam abstillen, das hat aber nicht geklappt, da sie die Flasche egal mit welchem Inhalt und Schnuller verweigert.
Seit dem 5. Monat bekommt sie Mittags Gemüse-(Fleisch)-Brei. Das hat eine Zeit lang super geklappt und obwohl sie eine schlechte Esserin (Brusttrinkerin) war, hat sie manchmal sogar ein ganzes Gläschen aufgegessen und man merkte, dass es ihr auch schmeckt.
Im 6. Monat haben wir dann den Abendbrei eingeführt. Da schafft sie aber bisher nur maximal 100 g. Danach stille ich sie immer noch in den Schlaf.
Seit ca. 2 Wochen haben wir nun folgenden Zustand:
sie ist plötzlich total schwierig geworden.
Man kann sie kaum ablegen, sie quietscht dann sofort. Ich habe das Gefühl sie sucht permanent Körperkontakt. Das ist schwer, weil sie leider keine Tragetücher mag. Wickeln+anziehen geht auch nur schwer und mit Protest. Vorher ging das alles ohne Probleme. Sie kann sich auch viel schlechter alleine beschäftigen als sonst.
Beim Brei essen schreit sie auch seit ca. 2 Wochen und man kann sie nur mit dem Löffel füttern, wenn eine Dritte Person sie parallel ablenkt. Manchmal klappt es auch gar nicht und ich gebe ihr dann die Brust. Aber da habe ich das Gefühl, dass sie dann auch kaum was trinkt. Sie hat letzte Woche das erste Mal abgenommen (60g). Ich bin jedoch die Einzige die das besorgniserregend findet. Mein Mann und die Kinderärztin sagen, das kann mal passieren. Aber doch nicht bei einem Baby das ohnehin schon schlank ist, oder?
Nachts wacht sie auch oft auf. Das war schon immer so, ich habe sie dann auch immer gestillt. War das vielleicht ein Fehler? Momentan meckert sie nachts oft+wenn ich sie dann rumtrage+nicht sofort stille flippt sie aus (manchmal auch wenn ich sie vor 30 min schon gestillt habe).Was kann ich da tun? Ist rumtragen ohne stillen so wie schreien lassen oder soll ich sie dann nach 30 Minuten wieder stillen?
Es geht schon beim Schlafen gehen los mit dem Schreien. Das war vorher nie so, sie hat fast nie geweint. Jetzt brauche ich sie abends nur auf die Wickelkommode zu legen und sie schreit bis sie die Brust bekommt. Ich komme gar nicht dazu das Einschlafritual mit singen und rumtragen durchzuführen, da sie ab dem Wickeln schon losschreit und sich richtig reinsteigert.
Ich habe das Gefühl, dass wir dieses Schlaf- und vor allem Ernährungsproblem (wahrscheinlich hängt ja das eine vom anderen ab!?) nicht mehr in den Griff bekommen. Wer kann uns da noch helfen?
Tut mir leid, dass ich so viel und durcheinander geschrieben habe.
Schöne Grüße
von
Tali1818
am 25.08.2011, 20:26
Antwort auf:
Weint viel und ißt nicht mehr viel was soll ich tun?
Liebe Tali1818,
deine Kleine ist gerade erst sieben Monate alt und damit noch am Beginn der "Beikostkarriere" und in
dieser Zeit sollte der Begriff "BEI Kost" wörtlich verstanden werden. Beikost ist etwas, was
die Muttermilch ergänzt und nicht ersetzt. Es ist deshalb normal und richtig in Verbindung mit
der Beikost zu stillen, nicht zuletzt deshalb, weil auf diese Weise bestimmte Bestandteile der
Beikost vom Kind besser verwertet werden können.
Auch wenn es immer wieder behauptet wird: mit sieben Monaten ist ein Baby noch nicht so
"raffiniert", dass es die Mutter so bewusst austricksen will und gar durch
Nahrungsverweigerung das Abstillen verzögern will.
Es kommt immer wieder einmal vor, dass ein Baby die Beikost ablehnt und stattdessen wieder
häufiger oder mehr gestillt werden will. Dafür gibt es viele Gründe von einer sich
ankündigenden Erkältung über Zahnungsprobleme oder einfach nur einem zu hektischen Tag.
Das Abstillen ist ohnehin kein kontinuierlich verlaufender Prozess, dass gibt es immer wieder
einmal kleinere oder größere Rückschritte.
Wichtig ist, dass aus dem Thema "Essen" kein Kampf gemacht wird. Einen solchen Kampf
verlieren die Eltern sehr schnell und viele Essstörungen haben ihre Ursache in der ganz frühen
Kindheit, wenn das Baby zum essen gezwungen werden sollte.
Als Eltern glauben und hoffen wir immer auf eine lineare Weiterentwicklung der Fähigkeiten unserer Kinder. Beim Schlafverhalten können wir jedoch nicht davon ausgehen, dass die Entwicklung kontinuierlich verläuft, im Gegenteil, relativ viele Babys schlafen mit drei Monaten deutlich länger und anhaltender als mit sechs oder zehn Monaten.
Das Schlafverhalten hängt nicht unbedingt oder nur in extrem geringem Maße von der Ernährung ab. Gerade in der Zeit ab etwa vier bis sechs Monate wachen viele Babys (wieder) vermehrt auf. Dies liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt
Die Kinder beginnen um diesen Zeitraum die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ...
Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet.
Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt dir in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten.
Als stillende Mutter hast Du den ungeheuren Vorteil, dass Du dein Kind durch diese für alle anstrengende Zeit begleiten kannst, ohne dass Du richtig wach werden und aufstehen musst. Genieße dieses Privileg, dich einfach nur umdrehen zu müssen, so dass dein Kind an deine Brust kann und dann, wenn schon nicht sofort weiterschlafen zu können, so doch zumindest ruhen kannst. Gerade weil dein Kind abgenommen hat, solltest Du es stillen, sooft es nur geht, denn so bekommt es alle nötigen Nährstoffe.
Wenn Du gerne liest und ein Buch lesen möchtest, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich dir wärmstens "Schlafen und Wachen ein Elternbuch für Kindernächte" von Dr. William Sears empfehlen, das Du im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen kannst.
LLLiebe Grüße
Biggi
von
Biggi Welter
am 25.08.2011
Antwort auf:
Weint viel und ißt nicht mehr viel was soll ich tun?
Danke für Deine Antwort.
Ich weiß nur nicht wie ich jetzt weiter vorgehen soll. Ich habe ja auch das Gefühl, dass sie mehr an die Brust will, aber wenn ich sie dann stille trinkt sie kaum tagsüber. Eher nachts. Tagsüber habe ich einfach das Gefühl, dass sie kurz mal nuckelt und dann wieder schnell Hunger hat. Mache mir deswegen ja auch so Sorgen wegen dem Gewicht.
Und was mich am meisten beunruhigt ist, dass sie plötzlich so viel schreit und sich nicht mal auf dem Arm beruhigen lässt. Das einzige was sie trösten kann ist die Brust. Sie war immer so ein glückliches Baby und wenn sie mal geweint hat, hat sie sich sofort wieder beruhigt, wenn man sie auf den Arm genommen hat. Woran kann das liegen? Es macht mich so traurig, weil wir ihr alle Liebe dieser Welt geben und irgendwie reicht es dann doch nicht dafür aus, dass sie sich wohl fühlt...Am Zahnen allein kann es doch nicht liegen. Die ersten 2 Zähne hat sie schon und da war es nicht so schlimm.
Kennst Du nicht eine Stelle in Frankfurt an die man sich wenden kann für Schlaf- und Ernährungsberatung? Es wäre mir nur wichtig, dass dort auf gar keinen Fall Schlafprogramme empfohlen werden, die kommen für uns nicht in Frage.
von
Tali1818
am 25.08.2011, 22:39
Antwort auf:
Weint viel und ißt nicht mehr viel was soll ich tun?
Liebe Tali1818,
Muttermilch ist innerhalb von 60 bis 90 Minuten verdaut und der Organismus eines Babys ist auf häufige Mahlzeiten eingestellt. Dabei ist es nun nicht unbedingt immer so, dass ein Kind zügig zwanzig Minuten trinkt und sich dann nach drei Stunden das nächste Mal rührt, sondern es kommt immer wieder zu Stillepisoden, die so ablaufen: das Kind trinkt eine kurze Weile, hört auf, döst vielleicht sogar weg und beginnt erneut kurz zu trinken usw. Dieses Clusterfeeding und ist absolut normal für kleine Babys und vor allem am späten Nachmittag und Abend kommt es verstärkt zu solchen Cluster Phasen.
Es scheint so, als hätte dein Kind keine Ruhe zum Trinken.
Mit sieben Monaten wird die Welt entdeckt! Deine Kleine beginnt sich mehr für ihre Umwelt zu
interessieren und ist deshalb beim Stillen leicht ablenkbar. Mit rund sechs Monaten können die
Katze die vorbeiläuft, eine Bewegung am Fenster, ein Geräusch aus dem Radio und viele
andere Dinge so viel wichtiger sein als das Trinken an der Brust. Hier hilft es sich zum Stillen
ganz bewusst in eine ruhige, eventuell abgedunkelte Umgebung zurückzuziehen.
Auch würde ich das Kind noch einmal untersuchen lassen, vielleicht hat es Ohrenschmerzen oder doch Zahnungsprobleme.
Nein, diese Stelle kenne ich nicht, frag doch mal bei Dr. Posth, vielleicht kann er mehr dazu sagen.
LLLiebe Grüße,
Biggi
von
Biggi Welter
am 26.08.2011
Antwort auf:
Weint viel und ißt nicht mehr viel was soll ich tun?
Das sich baby abends häufig melden ist normal. das cluster-feeding war bei meiner tochter extrem. jeden abend 18 uhr fing ich an mit stillen und das dauerte schon mal bis zu zwei stunden :-( war in der zeit nicht einfach. ich musste ständig die seiten wechseln. aber auch das ging vorbei.
von
DarkDayDreams
am 26.08.2011, 07:33
Antwort auf:
Weint viel und ißt nicht mehr viel was soll ich tun?
Ich stille meine Tochter seit der 3. Woche aber nur mit der linken Brust. Die andere hatte sich so entzündet und es kam dann auch nach langen versuchen kaum Milch raus. Daher kann ich kein Clusterfreeding machen.
Ich habe das Gefühl, dass sie die Brust noch sehr stark braucht, aber eben nicht mehr genug Milch da ist.
von
Tali1818
am 26.08.2011, 09:00