Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Verzweifle schön langsam (lang und wirr)

Frage: Verzweifle schön langsam (lang und wirr)

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Hallo Biggi! Mein Sohn ist jetzt 7,5 Monate alt und wird noch voll gestillt. Einige Zeit hat er 5-7x täglich getrunken (Nachtmahlzeit inklusive). Dann plötzlich (vor ca. 6 Wochen) begann er wieder sehr viel öfter zu trinken, Tagsüber ca. 8x - nicht weiter schlimm - aber nachts! Nachts wird er beinahe stündlich wach und trinkt dann jedesmal gierig (nicht bloß Nuckeln). Mich schlaucht nicht nur das häufige Aufwachen sondern ich fühle mich oft einfach total ausgesaugt. Seit ein paar Tagen ist es nachts etwas besser und er wird nur noch ca. 4-6x wach - immer noch sehr häufig also. Er zeigt alle von dir immer wieder angeführten Zeichen der Beikostbereitschaft. Aber wenn ich ihm etwas anbiete, dann lehnt er es total ab, schlägt den Löffel weg und beginnt zu brüllen. Ich hab alles versucht (Gläschen, Selbstgekochtes, Fingerfood, etc.) - er nimmt nix. Ich weiß schon, daß er in dem Alter noch nix essen muss, aber ich kapier das einfach nicht, daß er die Bereitschaft zeigt und total nach unserem Essen giert, aber alles verweigert, wenn man ihm etwas davon anbietet. Hinzu kommt der Druck von außen. Mein Freund, die Verwandtschaft, Bekanntschaft, und nun sogar die Kinderärztin! Ich habe ihr sein Essverhalten geschildert und sie meinte einfach, er MUSS Beikost essen, wegen Eisenmangel und so. Ich müsse ihn notfalls dazu zwingen.Weiters hat sie mir folgenden Ernährungsplan für meinen Sohn zusammengestellt: morgens stillen mittags ein Gläschen nachmittags Brei oder MuMi abends ein Fläschchen mit 2er Milch nachts höchstens etwas abgekochtes Wasser Dazu muss ich sagen, daß mein Sohn mit 10,7kg bei 75,5cm ein ganz schöner Wonneproppen ist (bei der Geburt 3490g bei 55cm). Aber für mich klingt dieser Plan nach Diät. Weiters meinte sie es sei sowieso an der Zeit langsam ans Abstillen zu denken, mit 6 vollen Monaten sei meine Pflicht ohnehin erfüllt. Es sei ja nicht nur im Interesse des Kindes sondern auch zu meinem eigenen Wohl. Sie ist sonst eine wirklich sehr kompetente und engagierte Ärztin, aber was das Thema Stillen anbelangt... Hinzu kommt, daß mein Freund mir die Schuld an allem gibt. Ich sei ja stillfanatisch, ich könne nicht loslassen, der Kleine werde nie aufhören an der Brust zu trinken, ich züchte mir da einen Tyrann heran, ich verwöhne ihn maßlos (weil ich ihn nicht schreien lasse), und überhaupt solle ich ihn nicht so viel Rumtragen (Tragetuch ist aber meine einzige Rettung bei unserem 24Std-Baby). Außerdem hat er Angst, daß der Kleine verdursten könnte, weil er ja nicht mal Tee oder Saft oder wenigstens Wasser zu trinken kriegt. Ich versteh ja, daß er sich Sorgen macht, aber ich hab ihm so oft angeboten und ihn gebeten sich mal über diese Themen zu informieren, ich hab erklärt und gezeigt und wasweißichwas, aber er meinte bloß ich solle nicht so viele Bücher lesen. Die würden mich bloß verwirren. Und nicht alles was neu ist, ist auch gut. Wir seien schließlich auch gut großgeworden, ohne Stillen und ohne Tragetuch. Er sagt auch, daß ich schuld daran bin, daß unser Sohn keine Beikost akzeptiert. Der Kleine habe sich so ans Stillen gewöhnt, daß er nie eine andere Kost annehmen werde. Hätte ich wenigstens von Anfang an Fläschchen dazugefüttert, dann wüßte der Kleine jetzt, daß Nahrung nicht nur aus Mamas Brust kommt und wir hätten jetzt nicht solche Schwierigkeiten damit. Übrigens hat mir letztens eine Bekannte erzählt sie habe ihrer ersten Tochter auch erst nach dem 6. Monat Beikost angeboten und sie hätten auch solche Probleme damit gehabt. Bei ihrer 2. Tochter hat sie nach dem 4. Monat mit Beikost begonnen und sie habe es viel leichter akzeptiert. Kann da was dran sein, daß sich Kinder die lange voll gestillt werden schwerer mit der Umstellung auf Beikost tun? Inzwischen bin ich schon so fertig mit den Nerven, daß ich in mach schwachem Moment mit dem oben angeführten Ernährungsplan der KiÄ liebäugle. Aber mein Gefühl sagt mir, daß das nicht das Richtige für meinen Kleinen wäre. Ich fühl mich momentan sowieso schon so angehängt wegen dem Dauerstillen, da fallen solche Kommentare natürlich auf einen nahrhaften Boden. Und ich krieg hier einfach keine Unterstützung! Ich will doch nur das beste für unser Kind und weiß doch auch nicht, ob das so alles richtig ist wie ich es machen. Wer gibt mir eine Garantie, daß ich nicht wirklich einen ewig von mir abhängigen Tyrannen heranzüchte. Ich kann mich nur auf mein Gefühl verlassen. Aber ich bräuchte es so dringend, daß mir jemand mal sagt, daß ich das alles gut mache und daß das okay so ist wie ich es mache. Aber stattdessen muss ich mir ständig solch dumme Sprüche anhören, krieg an allem die Schuld und werde mit meinen eigenen Gefühlen und Gedanken und Sorgen einfach allein gelassen. So, das war jetzt lang und sehr verwirrt. Ich danke dir fürs Lesen und Ausjammernlassen, und vielleicht findest du ja ein paar aufmunternde Worte für mich *hoff* Ganz liebe Grüße annelie


Biggi Welter

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? Liebe Annelie, Druck erzeugt Gegendruck und ein Kind, das „zwischen die Fronten" gerät, weiß nicht mehr ein noch aus und reagiert schließlich nicht selten mit totaler Verweigerung auf der einen Seite und verzweifeltem Klammern auf der anderen Seite. Was sowohl Du als auch dein Kind jetzt brauchen, ist eine Auszeit! So wie auf dich eingeredet (oder eher schon eingehackt) wird, kannst Du ja keinen klaren Gedanken mehr fassen und das wir Frauen ja scheinbar prinzipiell spätestens mit der Zeugung des ersten Kindes immer alle Schuld der Welt auf uns laden und selbstverständlich jederzeit alle Fehler sofort bei uns suchen, musst Du ja inzwischen schon so weit sein, dass Du nicht mehr weißt, was Du denn noch denken geschweige denn tun sollst. Ein sehr deutliches Wort gegenüber dem Partner, ist hier sicher schon lange überfällig, aber woher sollst Du in deiner Verzweiflung dazu noch die Kraft nehmen? Eine zweite kinderärztliche Meinung zur Ernährung ist wohl auch mehr als angesagt ... Und ganz wichtig: Du brauchst jemanden, die dir zuhört und dir hilft deine Gedanken zu sortieren und zwar ohne dich in irgendeiner Form anzuklagen oder dir ungute Gefühle zu machen. Ich bin überzeugt, dass dir ein direktes Gespräch mit einer Stillberaterin oder zumindest einer sehr erfahrenen Stillmutter helfen wird, den Weg zu finden, der für dich und dein Kind passt und möchte dir daher ganz dringend empfehlen, dich an eine Kollegin vor Ort zu wenden und auch ein Stillgruppentreffen zu besuchen. In einer Stillgruppe wirst Du erleben, dass dein Kind keineswegs der verwöhnte Tyrann ist, als der es von manchen Menschen hingestellt wird. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus. Trau dich und ruf sie an. Viel Kraft und LLLiebe Grüße Biggi (deren „Tyrann" allen Unkenrufen zum Trotz inzwischen ein sehr einfühlsamer Teenager ist)


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Ich habe inzwischen Kind Nr. 2 und sehr viel gelesen und mir erscheint Deine Kinderärztin nicht als kompetent genug. 5 Mahlzeiten sind selbst bei einem KiGa-Kind noch normal und ein MUSS ! Selbst die WHO rät 2 Jahre zu stillen- weiß das dein KA denn nicht? Das nächtliche Stillen wird sich schon regeln sobald er dann doch Beikost nimmt - sei einfach hartnäckig und biete immer wieder etwas an. Versuch mal verschiedenes. Alexa hat anfangs auch nicht gerne gegessen, dafür später umso lieber. Statt Stillen auch noch die Flasche zu geben finde ich besonders seltsam. Warum künstlich mehr Arbeit erzeugen (Flasche anrühren)? laß doch Deinen Freund mal den Kleinen versuchen zu füttern. Vielleicht klappts dann. Bei Dir denkt das Baby wahrscheinlich nur an brust. Servus Karin


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Hallo annelie, ich kann dich sehr gut verstehen! Ich war auch oft verwirrt und wußte manchmal nicht mehr, was richtig oder falsch ist. Meine Erfahrung ist nur die, dass meine Tochter meine Unsicherheit zu spüren schien. War ich durcheinander, war auch sie unausgeglichen. Versuche doch mal, auch dir selbst etwas Gutes zu tun, damit du entspannter an die Sache gehen kannst. Hör ruhig weiter auf dein Gefühl. Niemand kennt dein Kind so gut wie du. Vielleicht klappt die nächste Beikostmahlzeit ja so schon besser. Ohne Druck und ganz entspannt. Ich drück dir die Daumen, dass es euch bald besser geht. Liebe Grüße Claudia


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Hallo, mein Arzt hat gestern gesagt, daß die voll gestillten Kinder oft erst mit 7 od. 8 Monaten beginnen zu essen. Sie würden dann aber meist keinen Brei mögen, sondern gleich richtig vom Familientisch mitessen wollen (zB gekochte Kartoffeln od. Gemüse). Meine Tochter ist jetzt 6,5 Monate u. ich habe auch schon ein paar Mal probiert, ihr Beikost anzubieten, aber sie ekelt sich richtig davor - auch vor Kartoffeln. Ihr schmeckt nur die Muttermilch u. laut Aussage unseres Arztes (kein Kinderarzt, sondern ein normaler Hausarzt) ist das auch völlig in Ordnung. Mir geht es genauso wie dir, Verwandte u. Bekannte versuchen mich zu verunsichern und mein Freund u. deiner könnten Zwillinge sein! Auch mein Kind wacht in letzter Zeit in der Nacht viel häufiger auf u. trinkt auch sehr viel. Aber ich mache mir darüber nicht zu viele Gedanken, das wird schon wieder besser werden, vielleicht plagen ja auch die Zähnchen. Laß dich nicht unterkriegen! LG Christine


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Hallo Annelie, ohen eine Expertin zu sein, Dein bericht klingt für mich danach, als bräuchtest sowohl Du als auch Dein Kind eine Auszeit. Ich denke, Du hast ein sehr gutes Gespür dafür, was Deinem Kind gut tut, Du hast nur das Pech, von zu vielen wohlmeinenden und allwissenden Ratgebern umgeben zu sein. Den medizinischen Sinnngehalt dieses Diätplans Deiner KiÄ kann ich nicht beurteilen, aber ich finde es grundsätzlich bedenklich, ein Kind zu etwas zu zwingen, und vor allem die Umstellung von x-mal die Nacht trinken auf nur noch Wasser erscheint mir grausam. Ich schlage Dir vor, dass Du mal ganz konsequent alle Ratgeber ausblendest. Geh eine Stunde mit Deinem Kind in den Wald o.ä. und überlege, was Du jetzt für dein Kind als richtig ansiehst, wirklich völlig ungeachtet der anderen Meinungen. Und das, was Du als richtig ansiehst, solltest Du dann auch tun. Das widersprüchliche Verhalten Deines Kindes bezüglich Beikost könnte doch auch daran liegen, dass es den Druck spürt, der dahinter steckt. Vielleicht würde es ohne Druck ganz gerne mal das eine oder andere Löffelchen probieren. ich denke die Kinder sagen es einem schon, was gut für sie ist. Wichtig ist, dass Du aus dieser "Zwangslage" rauskommst. Vielleicht kannst Du ja auch mit Deinem Kind mal ein paar Tage in Urlaub fahren (nur ihr 2), eine neue Umgebung wirkt manchmal Wunder. Ich kann Dich nur ermuntern, nach Deiner Überzeugung zu handeln. Du weißt am besten, was für Dein Kind gut ist und Dein Gefühl ist der beste Ratgeber. Allerbeste Grüße! Susanne


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Ich habe mich sehr über eure lieben Worte gefreut! Vor allem war es sehr hilfreich, die ganze Situation mal aus der Sichtweise von Menschen, die nicht persönlich involviert sind, reflektiert zu bekommen. So, und jetzt werde ich mal versuchen mein ganzes gedankliches Chaos zu sortieren. Ganz liebe Grüße! annelie


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