Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Verhütung

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Verhütung

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Hallo Biggi, mein Frauenarzt empfahl mir auf meine Anfrage zu einer Verhütungs-Beratung sofort die Cerazette, da diese NICHT in die Muttermilch übergehen würde (ich stille voll). In der Apotheke lies ich mir einen Beipackzettel kopieren, wo selbige Aussage wiederlegt wurde. Im Internet fand ich zu dieser Pille sehr unterschiedliche Meinungen, die meisten waren eher aber negativ. Jetzt habe ich noch eine andere empfohlen bekommen: Valette. Kannst du mir das eine oder andere zu den jeweiligen Produkten empfehlen oder mir noch eine weitere Info-Quelle mitteilen ? Eigentlich ist mir ein Kondom noch das liebste, da es weder an meine noch an die Substanz von meinem Kind geht, aber eben nicht so zuverlässig ist ... Ich habe 12 Jahre lang die Pille genommen (verschiedene Präparate) und bin es eigentlich leid, mit Chemie an meinem Körper herumzumanipulieren. Deswegen möchte ich eine Pille, die so wenig wie möglich aber eben so viel wie nötig beinhaltet, um eine Empfängnis zu verhinden. Vielen lieben Dank im Voraus, Irina.


Biggi Welter

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? Liebe Irina, zunächst einmal ist es wichtig, dass Du weißt, dass die Angaben über die Stillverträglichkeit eines Medikamentes im Beipackzettel oder der Roten Liste in erster Linie der rechtlichen Absicherung der Pharmafirma dienen und keineswegs dem entsprechen müssen, was in der wissenschaftlichen Literatur steht. Cerazette ist ein Gestagenpräparat (eine Tablette enthält 0,075 mg Desogestrel). Ich zitiere dir dazu aus „Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" Spielmann, Schaefer, 6. Auflage 2001: „Östrogene, Gestagene und hormonale Kontrazeptiva Gestagene (Novethisteron, Levonogestrel, Medroxyprogesteron) als Bestandteil einer Mini- oder Kombipille oder eines Depotpräparates beeinträchtigen die Milchmenge kaum und haben - wenn überhaupt - nur einen sehr geringen Einfluss auf die Zusammensetzung. Manche Untersucher beobachteten sogar eine längere Stillperiode unter Depot-Medroxyprogesteron gegenüber Müttern ohne hormonale Kontrazeption (Übersicht in Bennett 1996). ... Bei täglicher Einnahme von 0,05 mg ist Ethinylestradiol in der Muttermilch nicht nachweisbar. ... Die Gestagenaufnahme des Säuglings liegt zwischen 1 und 2 % der gewichtsbezogenen mütterlichen Dosis kontrazeptiver Zubereitungen. Dies wurde für „Pillen" mit Desogestrel (in Cerazette), Megestrol (Megestat), Norethisteronacetat (z.B. in Orlest 21, Noretynodrel und Norgestrel (z.B. in Stediril) nachgewiesen. ... Empfehlung für die Praxis: Reine Gestagenmonopräparate (Minipille) sind in der Stillzeit die oralen Kontrazeptiva der ersten Wahl. Verträgt die Mutter diese nicht, sind auch die heute üblichen, niedrigdosierten Kombinationspräparate (aus 0,035 mg Ethinylestradiol plus Gestagen) oder Gestagendepot akzeptabel. Etwa 6 bis 8 Wochen nach der Entbindung kann, falls erforderlich, mit der Einnahme hormonaler Kontrazeptiva begonnen werden." Valette ist ein Kombinationspräparat aus einem Östrogen (0,030 mg Ethinylestradiol) und einem Gestagen (2,000 mg Dienogest) und hat zusätzlich zur empfängnisverhütenden Wirkung auch eine antiandrogene Wirkung. Wie Du siehst, ist die Hormonmenge in diesem Präparat deutlich höher als in Cerazette und Valette wird in der Stillzeit nicht empfohlen. Es gibt eine ganze Reihe von Verhütungsmöglichkeiten für eine stillende Frau. Stillen als empfängnisverhütende Maßnahme funktioniert nur, wenn die folgenden Bedingungen erfüllt sind: 1. Die Monatsblutung hat noch nicht wieder eingesetzt (keine vaginalen Blutungen nach dem 56. Tag nach der Geburt) und 2. Es wird weder regelmäßig zugefüttert, noch wird ein längerer Zeitabstand als vier Stunden während des Tages und sechs Stunden während der Nacht zwischen zwei Stillmahlzeiten eingehalten (jeweils vom Beginn der letzten Mahlzeit bis zum Beginn der darauf folgenden Mahlzeit gerechnet) und 3. das ist Baby jünger als sechs Monate. Diese Laktations-Amenorrhöe-Methode (LAM) genannte Methode zur Empfängnisverhütung wurde am Institut für Reproduktive Gesundheit an der Universität von Georgetown (1994) entwickelt. Dass LAM einen 98prozentigen Schutz vor Schwangerschaft während der ersten sechs Monate postpartum bietet, wurde seither ausgiebig getestet und die Wirksamkeit dieser Methode hat sich weltweit bestätigt. Gemäß den Richtlinien zur LAM hat eine Mutter eine Chance von weniger als zwei Prozent schwanger zu werden, wenn die oben genannten Voraussetzungen erfüllt sind. Sobald aber nur einer dieser Punkte nicht mehr erfüllt ist, besteht eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für eine neue Schwangerschaft. Die natürliche Empfängnisverhütungsmethode mit Temperatur-, Muttermund- und Schleimbeobachtung ist möglich, sollte jedoch bereits vor der Schwangerschaft praktiziert worden sein, so dass die Frau wirklich darin geübt ist und weiß, wie sie die Zeichen ihres Körpers deuten muss. Alle Barrieremethoden (Kondom, Diaphragma, Portio-kappe) sind in der Stillzeit möglich. Ein Diaphragma sollte nach einer Geburt aber unbedingt in Hinblick auf die Größe überprüft werden. Beim Gebrauch von Spermiziden (Schaumzäpfchen u.ä.) gehen extrem geringe Mengen in den Blutkreislauf der Mutter und in die Milch über. Es gibt aber keine Belege, dass sich daraus Probleme für das Baby ergeben. Der Gebrauch von Spermiziden wird als mit dem Stillen vereinbar angesehen. Zudem wirken Spermizide als zusätzliches Gleitmittel, wenn die Frau aufgrund der durch das Stillen niedrigen Östrogenwerte unter Scheidentrockenheit leidet. Die Verwendung der Spirale (mit oder ohne Hormonanteil) ist ebenfalls möglich. Antibabypillen müssen so ausgewählt sein, dass die Hormonmenge mit den Stillen verträglich ist. S.o. Wenn sich beide Partner absolut sicher sind, dass die Familienplanung abgeschlossen ist, kann auch eine Sterilisation eines der beiden Partner eine Möglichkeit sein. Was letztlich „eure" Methode ist, könnt nur ihr beide entscheiden. LLLiebe Grüße Biggi


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