Stargazer82
Liebe Stillberaterinnen, Ich habe vor 16 Tagen unser erstes Kind bekommen. Leider hatten wir von Anfang an Probleme mit dem Stillen. Es war extrem heiß während der ersten Tage im Krankenhaus, so dass ich sehr viel getrunken habe (kam wahrscheinlich alles als Schweiß wieder raus). Das Kind allerdings war sehr müde während der ersten drei Tage. Und wenn sie schläft, ist sie auch nicht erweckbar und zum Trinken zu animieren. Nun war die Betreuung im Krankenhaus auch eher mäßig und wir wurden zum Wohl des Kindes zum Nachfüttern angehalten. Die Milchproduktion ist sicher auch deswegen leider immer noch absolut unzureichend. Wiegeproben um 20 ml und abpumpen um 10 ml insgesamt. Ich habe nun letzte Woche noch Plazentareste diagnostiziert bekommen, die auch unter 2x Methergin i.m. noch da sind. Deswegen trinke ich seit Donnerstag Rückbildungstee. Außerdem nehme ich Galega officinalis Tbl. 4-stündlich... Bislang alles ohne Erfolg. Abpumpen (aktuell nur mit einer Medela Mini Electric) versuche ich seit einer Woche zwischendurch. Öfter als insgesamt 10x Stillen + Abpumpen in 24 Stunden schaffe ich aber nicht. Aktuell füttern wir 5-6 x täglich HA pre Nahrung zu, meist trinkt sie 70 - 100 ml. Glücklicherweise saugt sie trotz Flasche gut und meist auch geduldig an der Brust. Gewicht nimmt sie auch zu. Stuhl und Urin mittlerweile regelmäßig .. Ich bin wirklich traurig, weil ich gerne voll stillen möchte (aus gesundheitlichen und praktischen Gründen). Meine Nachsorge Hebamme ist leider keine allzu große Hilfe. Sie denkt, ich sollte besser abstillen und mir den Stress nicht machen. Was können Sie mir noch raten?
Liebe Stargazer82, wie gut, dass das Baby noch an die Brust geht! Es kann sein, dass das Medikament dafür verantwortlich ist, dass die Milchmenge (noch) nicht ausreichend ist. ich zitiere zum Thema "Methergin" aus "Arzneiverordnung in Schwangerschaft und Stillzeit" von Spielmann, Steinhoff, Schaefer, Bunjes, 7. Auflage 2006: "Methylergometrin Erfahrungen. Unter Therapie mit 3 x 0,125 mg Methylergometrin (Methergin®) wurden in der Milch bis zu 1,1 (µg/l gemessen. Das sind maximal 0,16 (µg/kg Körpergewicht beim Säugling bzw. 3,1 % der mütterlichen gewichtsbezogenen Dosis. Ein negativer Einfluss auf die Milchproduktion ist aufgrund des Prolaktinantagonismus plausibel. Für die gestillten Säuglinge selbst scheint das Präparat in den weitaus meisten Fällen verträglich zu sein, Es soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass uns 15 Fallberichte mit ergotismusartigen Symptomen gestillter Kinder zugingen (insbesondere Unruhe, Erbrechen, Diarrhö). Dies ist angesichts des o.g. geringen Übergangs kaum erklärbar. Auch die Erfahrungen mit versehentlicher direkter Verabreichung von Methergin beim Neugeborenen aufgrund einer Medikamentenverwechselung im Kreißsaal sprechen gegen ein toxisches Risiko über die Muttermilch. In solchen Fällen wurden ergotismusartige toxische Symptome erst bei einer Menge beobachtet, die um das 150- bis 200fache über dem Transfer mit der Muttermilch liegt (Hoffmann-Walbeck 2001). Überempfindlichkeiten oder ein individuell höherer Übergang in die Muttermilch sind jedoch nicht auszuschließen. Zumindest von historischem Interesse sind in diesem Zusammenhang die schon vor 75 Jahren durchgeführten Untersuchungen zur pharmakologischen Wirksamkeil von Ergotaminrückständen in der Muttermilch (Fomina 1933). Empfehlung für die Praxis: Die einmalige parenterale Gabe von Methylergometrin im Kreißsaal ist offenbar unproblematisch für den gestillten Säugling und darf, falls indiziert durchgeführt werden. Eine orale mehrtägige oder gar wochenlange Behandlung mit Methylergometrin im Wochenbett ist in der modernen Geburtshilfe kaum noch indiziert. Generell ist bei diesem Wirkstoff zu bedenken, dass er der natürlichen Uterusinvolution entgegenwirkt, die durch eine durch das Stillen ausgelöste Prolaktinausschüttung vermittelt wird. Oxytozin fördert die Milchejektion und ist als medikamentöse Unterstützung der Uterusinvolution zu bevorzugen. Liegt ein triftiger Grund vor, protrahiert Methylergometrin zu verabreichen, erfordert dies keine Stilleinschränkung!" Da die Einnahme von Methergin zum Rückgang der Milchmenge führen kann, solltest Du dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Etwa alle zwei Stunden (jeweils vom Beginn der letzten Mahlzeit bis zum Beginn der nächsten Mahlzeit gerechnet)- und vermeide den Schnuller. Der Schnuller befriedigt das Saugbedürfnis ihres Kindes, ohne dass es dabei Nahrung erhält. Bei einen wenig zunehmenden Kind ist dies nicht günstig. Oberste Regel: Häufiges Anlegen und ein gut saugendes Kind stimulieren die Brust zu mehr Milchbildung. Deshalb solltest Du dein Baby in den nächsten Tagen oft anlegen. Um das Interesse deines Babys an der Brust wach zu halten, kannst Du es mit Wechselstillen versuchen. Dabei legst Du dein Baby an und stillst es, solange es wirkungsvoll saugt, d.h. es schluckt nach jeder oder jeder zweiten Saugbewegung. Sobald es seltener schluckt, nimmst Du es sanft von der Brust (vergiss nicht den Saugschluss zu lösen) und lässt es aufstoßen, streichelst seine Fußsohlen oder massierst es sanft entlang der Wirbelsäule, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Dann wird es an der anderen Brust angelegt und wieder gestillt, so lange es wirkungsvoll saugt. Schluckt es wieder seltener, wird es zurück an die erste Brust gelegt, nachdem Du es wieder etwas ermuntert hast. Dieses „Wecken und Wechseln“ wird zwanzig bis dreißig Minuten lang ausgeführt, wie bereits erwähnt tagsüber alle zwei Stunden und nachts mindestens alle vier Stunden Wenn gepumpt wird, dann sollte eine möglichst effektive Pumpe verwendet werden, am besten eine vollautomatische, elektrische Kolbenpumpe mit Doppelpumpset. Zu wenig Milch ist eine medizinische Indikation für die Verordnung der Pumpe durch den Arzt (auf der Verordnung muss „mit Zubehör“ stehen, sonst musst Du das Zubehör selbst zahlen). Richte dich mit deiner Flüssigkeitszufuhr nach deinem Durstgefühl. Eine zu hohe Flüssigkeitsaufnahme führt nicht zu mehr, sondern zu weniger Milch, da sie dazu führt dazu, dass das antidiuretische Hormon (ADH) zurückgeht, die Frau erfährt dann eine vermehrte Wasserausscheidung („schwemmt aus“) und die Milchbildung verringert sich. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit (davon höchstens zwei bis Tassen Milchbildungstee) sind im Allgemeinen ausreichend. Wenn der Urin dunkelgelb wird und die Menge gering ist, trinkst Du zu wenig. Schwarzer Tee, Matetee und Kaffee sollten nur mäßig genossen werden. Auf Limonaden oder Colagetränke sowie künstlich gesüßte Getränke sollte möglichst verzichtet werden. Auf die (angebliche) milchflussfördernde Wirkung von Bier oder Sekt sollte verzichtet werden. Alkohol geht bereits in kleinen Mengen in die Milch über und belastet den Stoffwechsel des Babys. Achte darauf, dass DU ausreichend und möglichst ausgewogen isst. Kohlenhydratreiche Nahrung hat einen positiven Einfluss auf die Milchbildung. Ruhe dich oft aus und entspanne dich. Arbeite für eine Weile so wenig wie möglich. Die Hausarbeit läuft dir nicht davon! Stress wirkt sich ungünstig auf den Milchspendereflex und auf die Milchbildung aus. Vielleicht kannst Du ja ein paar „Stilltage“ einlegen, das heißt Du legst dich mit deinem Baby ins Bett und kümmerst dich ausschließlich um dein Baby und das Stillen. Wenn möglich, sollte dein Kind keinen Schnuller und auch keine Flaschensauger bekommen, denn diese können dazu führen (bzw. schon dazu geführt haben), dass dein Baby nicht mehr weiß, wie es richtig an der Brust trinken soll. Die eventuell notwendige Zusatznahrung sollte mit einer alternativen Fütterungsmethode gegeben werden. Außerdem solltest Du Kontakt zu einer Stillberaterin vor Ort aufnehmen, die dich und dein Kind beim Stillen beobachten kann. Es ist wichtig, dass Du korrekt anlegst und dass dein Kind korrekt saugt. Es kann auch sein, dass dein Baby nicht richtig saugt oder eine Saugschwäche hat, was korrigiert werden müsste. Das kann ich nicht beurteilen, denn ich kann dich nicht sehen. Adressen von Stillberaterinnen findest Du im Internet unter: http://wwwlalecheliga.de (Stillberaterinnen der La Leche Liga), http://www.afs-stillen.de (Stillberaterinnen der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen) oder http://www.bdl-stillen.de (Still- und Laktationsberaterinnen IBCLC). Ich würde dir zusätzlich noch empfehlen, ihr eine Kalorienbombe aus Muttermilchsahne zu geben, das gibt den Kleinen meist einen wirklich guten Zunahme- und Entwicklungskick. Schau, dass du Milch ausstreichst oder abpumpst, die du in 10 ml Spritzen aufziehst und dann kopfüber in ein Glas stellst (also mit der Spitze nach unten). Lass aber ein bisschen Luft, denn die Schwerkraft wird den Kolben vielleicht etwas weiter in die Spritze drücken... Oben auf der Milch wird sich eine Fettschicht absetzen, der Muttermilchrahm. Nach ca. 2 Stunden kannst du den wässrigen unteren Teil der Milch ausdrücken und deinem Kind die verbleibende Sahne in den Mund träufeln. Statt mit leeren Spritzen kannst du natürlich auch mit einer Tasse arbeiten, in die du die gewonnene Muttermilch gibst. Oben wird sich der fetthaltige Rahm absetzen, du kannst ihn mit einem Löffel abschöpfen und deinem Baby geben. Wenn du das 3-4 Tage lang machst (je mehr, desto besser), wird sie ganz sicher einen Schub machen! Probier es mal aus! LLLiebe Grüße, Biggi
Stargazer82
Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Ich habe heute versucht, nach dem Stillen weniger zu zufüttern, damit die Kleine häufiger kommt und an die Brust will. Leider funktioniert das nicht so wie erhofft. Wenn sie schläft, bekomm ich sie auch nicht animiert. Deswegen würde ich lieber zwischenpumpen. Ich habe mir eine Ardo Calypso Double organisiert. Wie und in welchen Abständen sollte ich idealerweise pumpen?
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