Hallo,
bisher habe ich meine Tochter (14 Wochen) gestillt, aber zusätzlich bekam sie 2-3 mal am Tag das Fläschchen. Es hat sich so eingespielt, da ich anfangs wahnsinnig entzündete Brustwarzen hatte, ich dann 2 Wochen gar nicht gestillt habe (aber gepumpt) und irgendwie auch nicht so viel Milch da ist (wenn ich pumpe komme ich so auf 50 ml pro Seite).
Inzwischen kommt die Brustverweigerung dazu. Es klappt eigentlich nur noch morgens und spät abends. Bisher habe ich den ganzen Tag alle 2 Stunden gepumpt, aber meine Lust lässt nach...
Frauenarzt und Kinderarzt haben mich bestärkt, das Stillen zu reduzieren bzw. das Pumpen sein zu lassen. Nun stille ich seit 2-3 Tagen 2 mal und Pumpe nicht oder nur kurz einmal abends. Da sie heute morgen schon eine halbe Stunde nach dem Stillen wieder Hunger hatte und es dann ein Fläschchen gab, bin ich drauf und dran, es jetzt ganz sein zu lassen. Denn das ist inzwischen (schon seit mehreren Wochen) oft so.
Meine Fragen:
Stimmt es, dass 1-2 mal Muttermilch am Tag eh nicht mehr so viel bringt, denn sie bekommt viel mehr Ergänzungsnahrung (150 ml pro Mahlzeit) als Muttermilch? Oder ist auch eine einzige Muttermilch-Mahlzeit pro Tag noch sehr wertvoll und wichtig?
Wenn ich abstille, muss ich dann von Nestle Beba HA Start Pre wechseln auf eine andere Nahrung (auf der Packung steht "Ideal zum Zufüttern")?
Was muss ich in Bezug auf meine Brust achten (Salbeitee, Austreichen, ...)? Ich habe jetzt wahrscheinlich ja schon weniger Milch, da ich nur 2 mal am Tag stille/pumpe?
Noch einen Hinweis: Zum Kuscheln brauchen wir das Stillen nicht, wir kuscheln auch so ganz viel! Und das Stillen war für mich eher immer Stress (nur mit Stillhütchen und trotzdem noch schmerzhaft) und die Kleine macht es jetzt ja auch nicht mehr mit. Und zum Einschlafen braucht sie es auch nicht, das klappt super ohne stillen und sie schläft auch 12 Stunden durch!
Entschuldigt, dass die Mail so lang ist. Ich danke schon mal vorab für Euren Rat.
Viele Grüße, Nudel2274
Mitglied inaktiv - 01.02.2010, 12:17
Antwort auf:
Stillverweigerung und Abstillen
Liebe Nudel2274,
jeder Tropfen Muttermilch ist kostbar und ein Gewinn für Ihr Kind!
Sie geben Ihrem Baby auch mit nur mehr einer oder zwei Stillmahlzeiten nicht nur Antikörper, sondern hochwertige Nahrung, Wärme, Nähe und Geborgenheit. Lassen Sie sich nicht von irgendjemandem zum vollständigen Abstillen überreden, wenn Sie gerne weiter stillen wollen.
Vielleicht wenden Sie sich auch (noch) einmal an eine Stillberaterin in Ihrer Nähe und besprechen mit ihr in einem persönlichen Gespräch, welche Möglichkeiten es gibt, Ihre Milchmenge doch noch zu steigern. Ich suche Ihnen gerne die nächstgelegene LLL Stillberaterin heraus. Dazu brauche ich lediglich Ihren Wohnort mit Postleitzahl.
Beim möglichst raschen Abstillen können Sie folgendermaßen vorgehen: ersetzen Sie ersten Tag eine Stillmahlzeit durch eine Flasche mit künstlicher Säuglingsnahrung. Gleichzeitig sollten Sie, sobald sich Ihre Brust voll anfühlt, soviel Milch ausstreichen oder abpumpen, bis Sie kein Spannungsgefühl mehr verspüren. Bitte nicht mehr ausstreichen oder abpumpen, denn sonst wird die Milchbildung weiter angeregt. Zusätzlich können Sie Ihre Brust kühlen. Am nächsten oder übernächsten Tag (besser wäre, Sie lassen sich ein klein wenig länger Zeit) ersetzen Sie die nächste Mahlzeit. Achten Sie auf Ihren Körper, wie er reagiert. Falls es zu Stauungen kommt, reagieren Sie bitte sofort und machen etwas langsamer.
Denken Sie daran, dass das Baby wahrscheinlich nicht ebenso oft eine Flasche braucht, wie es gestillt wurde. Die Zahl der Flaschenfütterungen wird letztlich geringer sein als die Zahl der Stillmahlzeiten.
Es gibt auch naturheilkundliche und homöopathische Mittel, die den Abstillprozess unterstützen. Wenn Sie sich dafür interessieren, wenden Sie sich bitte an einen entsprechend ausgebildeten Arzt oder eine Hebamme.
Da Kochsalz Flüssigkeit im Körper bindet, kann es vorteilhaft sein, die Salzaufnahme zu reduzieren, bis das Spannungsgefühl nachgelassen hat. Sie können entsprechend Ihrem Durst trinken.
Muttermilch ist der Goldstandard und von allen künstlichen Säuglingsnahrungen ist diesem Goldstandard die Pre Nahrung noch am ähnlichsten. Alle weiteren Nahrungen entfernen sich immer weiter von Goldstandard, was keinerlei Vorteile für die Gesundheit des Kindes bringt. Deshalb ist es nicht sinnvoll und vom ernährungsphysiologischen Standpunkt her auch nicht notwendig, andere Nahrung als Muttermilchersatz zu geben, als eine Pre Nahrung.
Wenn Sie sich die Zusammensetzung der künstlichen Säuglingsnahrungen anschauen, dann können Sie sehen, dass Pre Nahrung eindeutig zu bevorzugen ist. Spätestens bei der sogenannten Folgemilch 2 ist es dann sogar so, dass diese kaum noch an die Muttermilch angepasst ist, oft sehr süß ist und von der Zusammensetzung her so, dass sie nicht mehr als ausschließliche Nahrung für das Kind ausreicht. Sie darf deshalb auch nur in Zusammenhang mit Beikost gegeben werden.
Es gibt Länder, in denen Folgenahrungen gar nicht erhältlich sind.
Eltern erhoffen sich, was die Werbung ja auch deutlich suggeriert, dass ihre Kinder mit einer Folgenahrung seltener gefüttert werden müssen und länger schlafen. Das ist der Hauptgrund, warum diese Nahrungen verkauft werden.
LLLiebe Grüße
Biggi Welter
Pre, 1 oder 2 - was bedeuten die Kürzel der Säuglingsnahrung
von Denise Both, IBCLC
Die EU Norm unterscheidet zwischen drei verschiedenen Nahrungsarten:
· Säuglingsanfangsnahrung
· Folgenahrung
· Antigen Reduzierte Nahrung
Säuglingsanfangsnahrungen sind künstliche Säuglingsnahrungen, die den Nährstoffbedarf eines Babys in den ersten vier bis sechs Monaten als Alleinnahrung decken und zusammen mit geeigneter Beikost das gesamte erste Lebensjahr gegeben werden können. Sie tragen die Silbe "Pre" oder die Zahl "1" im Namen.
Unter einer Pre Nahrung wird eine adaptierte Säuglingsnahrung verstanden, die der Muttermilch weitestgehend angeglichen ist, was ihre Zusammensetzung an Mineralstoffen, Kohlenhydraten, Fett und Eiweiß betrifft. Pre Nahrungen können, wie Muttermilch, nach Bedarf (ad libitum) gegeben werden.
"1" steht für teiladaptierte Nahrung. Diese Säuglingsnahrung ist zum Teil der Muttermilch angeglichen, enthält mehr Eiweiß und außer Milchzucker noch weitere Zucker sowie Stärke. 1er Nahrung ist nicht so dünnflüssig wie Pre Nahrung und hält länger vor. Teiladaptierte Nahrung sollte nicht nach Bedarf gegeben werden.
Folgenahrung wird durch eine "2" gekennzeichnet. Sie ist nicht mehr als alleinige Nahrung für den Säugling gedacht, sondern sollte frühestens ab dem fünften Monat zusammen mit Beikost gegeben werden. Ihre Zusammensetzung unterscheidet sich grundlegend von der der Muttermilch.
Für allergiegefährdete Babys, zu denen zur Zeit etwa ein Drittel aller Neugeborenen zählen, gibt es antigen reduzierte Nahrungen, die durch die Abkürzung "HA" erkennbar sind. "HA" steht für hypoallergen und es bedeutet, dass in diesen Nahrungen das Kuhmilcheiweiß in kleinere Bestandteile aufgespalten wurde. Durch die Zerlegung des Eiweißes kann das Allergierisiko verringert werden.
Außer den oben aufgezählten Nahrungen gibt es noch Spezialnahrungen (zum Beispiel laktosefreie Säuglingsnahrung oder Nahrungen mit sehr geringem Phenylalaningehalt), die besonderen Situationen vorbehalten sind. So kommt es zwar sehr selten vor, aber es gibt tatsächlich Fälle, in denen ein Baby keine Muttermilch erhalten darf (bei Galaktosämie, einer sehr seltenen Stoffwechselstörung) oder nicht ausschließlich gestillt werden darf (z.B. bei Phenylketonurie (PKU), ebenfalls eine Stoffwechselstörung).
von
Biggi Welter
am 01.02.2010