Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillrhythmus

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillrhythmus

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Hallo Frau Welter, ich stille meinen Sohn (24 Wochen) noch voll! Wir hatten eigentlich vor Weihnachten schon einen 4-Stunden Rhythmus tagsüber und nachts hat er von ca 19 Uhr bis 6/7 Uhr in der Früh durchgeschlafen! Leider bekam er einen Infekt, der mit starkem Schnupfen einherging, den er eigentlich immer noch nicht vollständig überwunden hat. Seitdem wollte er auch nachts wieder gestillt werden ( ca 23 Uhr und ca 4 Uhr ) Nach dem Stillen schläft er auch problemlos wieder ein. Inzwischen hat er allerdings seine Mahlzeiten fast vollständig auf die Nacht verlegt; tagsüber nimmt er kaum etwas zu sich! Ich lege ihn ständig an, aber nach ein oder zwei Minuten dockt er sich wieder ab. Er ist auch sehr aufmerksam, will alles mitkriegen, was um ihn herum passiert. Erst ab nachmittags trinkt er wieder "normal"; dann allerdings in einem sehr kurzem Rhythmus: alle 3, teilweise sogar 2 1/2 Stunden ) Diese Nacht habe ich um 9 Uhr, um 12 Uhr und dann um 3 Uhr gestillt. Um 5.30 Uhr war er dann wieder wach, da hat er allerdings nicht viel getrunken. Seither habe ich ihn 3 mal versucht anzulegen, aber er hat wieder kaum etwas getrunken. Wie bekomme ich wieder einen halbwegs normalen Rhythmus hin? Oder reguliert sich das von selber wieder ? Er ist zur Zeit auch sehr quengelig, ich glaube, er hat auch wieder einen Wachstumsschub. Haben Sie einen Rat für mich? Vielen Dank im Vorraus Kerstin


Biggi Welter

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Liebe Kerstin, hat Ihr Sohn in der letzten Zeit einen Schnuller oder eine Flasche bekommen? Wenn ja, kann dies dazu geführt haben, dass er nicht mehr weiß, wie er korrekt an der Brust trinken soll. Dieses Verhalten heißt Saugverwirrung und ist leider nicht gerade selten, vor allem nicht bei jungen Säuglingen. Diese trinken dann in der Nacht häufig ohne Probleme. Falls Sie künstliche Sauger verwenden, lassen Sie diese bitte weg und lassen Sie Ihren Sohn ausschließlich an der Brust saugen. Ist Ihr Sohn gerade in einer "Entdeckerphase"? Manche Babys sind bereits so früh extrem an ihrer Umwelt interessiert und haben einfach keine Zeit ordentlich an der Brust zu trinken. Sie könnten ja etwas verpassen von dieser interessanten Welt. Hier hilft es, sich zum Stillen in eine ruhige, eventuell abgedunkelte Umgebung zurückzuziehen, so dass es wenig gibt, was das Kind ablenken könnte. Bei Babys, die sich beim Stillen überstrecken und aufbäumen hat es sich bewährt sie zu "bündeln". Dazu wickeln Sie das Kind gut in eine Decke ein, so dass seine Schultern nach vorne geneigt und die Arme unterhalb der Brust gekreuzt sind. So kann es den Kopf nicht zurückwerfen. Bei manchen Babys bewährt es sich, wenn die Decke unten offen bleibt, so dass die Füße frei bleiben. Wenn Sie Ihr Baby auf diese Weise eingepackt hast, sieht es wie ein "C" aus, mit dem Kinn auf der Brust und angezogenen Beinchen. Häufig reicht diese Maßnahme aus, das Baby zu beruhigen und es trinkt dann besser an der Brust. Manche Babys brauchen anscheinend das Gefühl umhüllt und gehalten zu sein. Es ist aber auch ein ganz normaler entwicklungsphysiologischer Verlauf, dass Babys ab dem Alter von vier bis sechs Monaten nachts (wieder) vermehrt aufwachen. Dieses Aufwachen liegt nicht an der Ernährung des Kindes, sondern ist entwicklungsbedingt. Deshalb ist die Einführung von fester Nahrung oder künstlicher Säuglingsnahrung oder eben das Abstillen auch keine Garantie für angenehmere Nächte. Die Kinder beginnen die Welt sehr konkret zu erleben, sie müssen das am Tag Erlebte in der Nacht verarbeiten, sie lernen neue Fähigkeiten (umdrehen, robben, krabbeln, gezieltes Greifen ...), sie beginnen den Unterschied zwischen fremd und bekannt zu erkennen. All dies ist ungeheuer aufregend und auch anstrengend. Dazu kommt, dass sich die Zähne verstärkt bemerkbar machen, dass vielleicht die erste Erkältung kommt und, und, und ... Der scheinbare Rückschritt im Schlafverhalten ist eigentlich ein Fortschritt, denn er zeigt, dass die Entwicklung des Kindes voranschreitet. Abgesehen von den umstrittenen Schlaftrainingsprogrammen, die von Stillexperten nahezu einhellig abgelehnt werden, bleibt in dieser Zeit nicht viel, als geduldig zu bleiben und sich die Tage und Nächte so einfach wie möglich zu gestalten. Der immer wieder verbreitete Gedanke, dass ein Baby ab sechs Monaten (oder einer anderen Altersgrenze) nachts nicht mehr aufwachen darf und nachts keine Nahrung mehr braucht entspringt in keinster Weise dem natürlichen Verhalten und den Bedürfnissen eines Babys oder Kleinkindes, sondern er entstammt dem (verständlichen) Wunsch der Erwachsenen, die gerne ihre Nachtruhe hätten. Eine Studie von Jelliffe und Jelliffe ergab, dass Babys im Alter von 10 Monaten mindestens 25 % ihrer Muttermilchaufnahme nachts zu sich nehmen. Das spricht eindeutig dafür, dass Babys auch nach den ersten sechs Monaten nachts noch hungrig sind. Es gibt Kinder, die nachts keine Nahrung mehr brauchen, aber es gibt eben auch sehr viele Kinder, die mit einem halben Jahr noch nicht so weit sind. So wie manche Kinder bereits mit elf Monaten laufen und andere damit erst mit 16 Monaten beginnen, so entwickeln sich auch alle anderen Dinge bei jedem Kind individuell verschieden und diese Entwicklung lässt sich begleiten, aber nicht beschleunigen. Es gibt kein Patentrezept, um ein Kind zu längeren Schlafphasen zu bringen. Hätte ich eines, das das Kind achtet, würde ich ein Buch darüber schreiben und damit einen Bestseller landen, an dem sich gut verdienen ließe. Wenn Sie gerne lesen und ein Buch lesen möchten, das sich mit dem Thema Schlaf auseinandersetzt und dessen Autor beim Thema Schlaf auch Achtung vor dem Baby zeigt und dessen Bedürfnisse ernst nimmt, kann ich Ihnen wärmstens `Schlafen und Wachen ein Elternbuch für KindernächteA von Dr. William Sears empfehlen, das Sie im Buchhandel, bei der La Leche Liga und jeder LLL Stillberaterin bekommen können. LLLiebe Grüße Biggi Welter


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