Liebe Frau Welter, unser Sohn ist 13,5 Monate alt. Er isst Beikost, trinkt dazu tagsüber aus dem Becher Wasser und wird gestillt. Nachts wird er mehrfach wach und will meist gestillt werden. Manchmal hilft tragen. Ich mache mir Sorgen wegen Stillkaries. Wir putzen zwei Mal Zähne, aber das hält nicht lange an. Nach dem Abendessen will er zum Einschlafen gestillt werden und nachts geht es weiter. Tagsüber will er trotz Brei nach Rezept auch oft noch an die Brust. Zudem mache ich mir Gedanken, wie er ab August in der Tagespflege ohne Stillen schlafen soll. Ab August wird er eingewöhnt und kann von Montag bis Donnerstag sechs Stunden pro Tag dort bleiben. Ich arbeite erst nächstes Jahr ab Mitte Februar wieder und werde ihm viel Zeit zum Eingewöhnen gönnen, sofern er das braucht. Einen Schnuller hat er bisher nicht angenommen. Mir wurde schon vom Stillen abgeraten und ich solle es dem Kleinen doch leicht machen und ihn loslassen. Ich würde gerne Weiterstillen, z.B. vor und nach der Tagespflege. Vom Einschlafstillen würde ich gerne wegkommen. Mir macht das Stillen nachts nichts aus, aber ich weiß nicht, ob es für ihn erholsam ist und was mit den Zähnchen passiert. Vielen Dank für die Antwort!!!
von
Schokoseite
am 01.04.2022, 15:57
Antwort auf:
Stillkaries, Weiterstillen trotz Tagespflege
Liebe Schokoseite,
gerade jetzt ist es wichtig, dass zu Hause nicht auch noch Veränderungen kommen, dein Kind braucht Sicherheit, die Kita ist aufregend genug!
Es ist immer gut, sich auch seine eigenen Gedanken zu machen und aufs Mutterherz zu hören... tatsächlich macht es keinen Sinn, dein Baby abzustillen, denn es tut ihm wirklich gut, in der Zeit, die ihr zusammen seid, "Normalität" tanken zu können.
Leider lässt uns unser Alltag wirklich wenig Alternativen, und für viele kleine Kinder ist die intensive Fremdbetreuung und das Leben in der Gruppe einfach eine riesige Herausforderung.
Wenn du also noch nicht abstillen möchtest, dann musst du das auch nicht.
Weder Langzeitstillen noch nächtliche Stillen leistet entgegen der immer wieder geäußerten Meinung dem Karies Vorschub. Lange gestillte Kinder, die auch zum Einschlafen und während der Nacht gestillt werden haben nicht mehr Karies als andere Kinder, eher im Gegenteil. Beim Stillen werden die Zähne nicht ständig mit Milch umspült, schon gar nicht die Schneidezähne (!), da im Gegensatz zu einem mit der Flasche gefütterten Kind die Milch erst weit hinter den Zahnleisten in den Mund gelangt und von dort direkt geschluckt wird. Die Milch läuft ja aus der Brust nicht einfach aus (wie das bei der Flasche der Fall ist), das Kind muss aktiv arbeiten und schluckt dann auch.
Gestillte Kinder und auch langzeitgestillte Kinder bzw. noch lange während der Nacht gestillte Kinder haben nicht mehr Karies als nicht gestillte Kinder und wenn es zu Karies kommt, dann nicht wegen, sondern trotz des Stillens.
Karies wird durch ein Bakterium verursacht (streptococcus mutans), das die meisten Erwachsenen in ihrem Mund haben. Wenn ein Baby auf die Welt kommt, ist sein Mund in aller Regel noch frei von diesem Bakterium und meist bleibt dies zumindest so lange so, bis der erste Zahn da ist, bei manchen Kindern kommt es auch erst deutlich nach dem ersten Zahn zu einer Besiedelung mit Streptococcus mutans. Ein ganz wesentlicher Übertragungsweg ist übrigens das Ablecken eines runtergefallenen Schnullers durch die Mutter (oder sonst einen Erwachsenen) und das gemeinsame Benutzen eines Löffels oder das Vorkosten des Breis mit dem gleichen Löffel, wie er zum Füttern benutzt wird.
Ob ein Mensch (vermehrt) Karies bekommt oder nicht, hängt auch noch von weiteren Faktoren ab: wie gut oder schlecht hat sich die Mutter in der Schwangerschaft ernährt; waren in der Schwangerschaft Antibiotika notwendig; hatte die Mutter in der Schwangerschaft Erkrankungen, die mit hohem Fieber einhergingen; kommen in der Familie genetisch bedingt gehäuft Schmelzdefekte vor; ist das Kind zu früh geboren ...
Hier kannst du ein sehr informatives, fundiertes Video dazu anschauen: https://www.youtube.com/watch?v=sbhR1gmUms4
Ich hoffe, ich konnte ein wenig helfen, lass dich nicht verunsichern.
Lieben Gruß
Biggi
von
Biggi Welter
am 01.04.2022