Frage im Expertenforum Stillberatung an Biggi Welter:

Stillen, Zufüttern und Tagesmutter

Biggi Welter

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Stillberaterin der La Leche Liga Deutschland e.V.

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Frage: Stillen, Zufüttern und Tagesmutter

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Schon wieder das Thema Beikost, diesmal aber etwas anders. Temi wird ab 3.9. zur Tagesmutter oder in die Krippe gehen, und zwar von etwa 7:30 bis 16:30 Uhr. Er wird dann 6 Monate alt sein. Derzeit stille ich ihn noch voll, etwa 5 mal am Tag (derzeit mehr, wohl wegen dem Wetter, macht mir aber nix aus), nachts schläft er schon seit zwei Monaten durch. Unsere Überlegung war jetzt, Mitte/Ende Juli mit Beikost anzufangen, damit er nicht parallel zur Betreuungs-Umstellung auch noch eine Nahrungsumstellung mitmachen muß. Mit der Beikost soll er dann auch tagsüber abgestillt werden, abends und morgens würde ich gerne noch weiterstillen, wenn es klappt. Jetzt habe ich von Beatrix gelesen, daß die WHO Beikost jetzt doch erst nach dem 6. Monat empfiehlt. Wäre es dann zu früh? Aber dann muß ich ja zweimal umstellen, von Stillen auf Flaschen und dann auf Beikost. Denn ich kann ihn ja nicht von einem Tag auf den anderen mit der Falsche bei der Tagesmutter abliefern. Welchen Zeit- und Essensplan empfiehlst Du mir? Oder soll ich für die ersten Wochen bei der TaMu abpumpen? Aber ich weiß nicht, ob ich bis dahin genug zusammenbekomme, ich bräuchte ja reichlich einen halben Liter pro Tag. Außerdem möchte ich gerne selber mit der Beikost anfangen und das nicht der TaMu überlassen. Bin für alle Tips dankbar, Elisabeth.


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Liebe Elisabeth, inzwischen wird ziemlich einstimmig von allen Seiten für eine ausschließliche Milchernährung (entweder Muttermilch oder künstliche Säuglingsnahrung) während der ersten sechs Monate geraten. Der Organismus eines Babys ist in dieser Zeit noch nicht auf andere Nahrung eingestellt und die zu frühe Einführung der Beikost kann den Darm und die Nieren des Babys überlasten. Ein weiterer Punkt ist, dass eine zu frühe Einführung von anderer Nahrung das Allergierisiko erhöht. Artfremdes Eiweiß kann vor allem in den ersten Monaten die noch nicht ausgereifte Darmschleimhaut passieren und so in den Blutkreislauf gelangen. Der Körper sieht dieses Eiweiß als Fremdstoff an und kann eine allergische Reaktion auslösen. Beikost sollte frühestens ab dem fünften Monate eingeführt werden und auch dann nur, wenn das Kind deutlich signalisiert, dass es bereit für Beikost ist. Anzeichen für die Bereitschaft des Babys für Beikost sind: • es ist in der Lage aufrecht zu sitzen, • der Zungenstreckreflex, durch den das Baby feste Nahrung automatisch wieder aus dem Mund herausschiebt, hat sich abgeschwächt, • es zeigt Bereitschaft zum Kauen, • es kann selbstständig Nahrung aufnehmen und in den Mund stecken und interessiert sich dafür, • es zeigt ein gesteigertes Stillbedürfnis, das sich nicht mit einer Erkrankung, dem Zahnen oder einer Veränderung in seiner Umgebung oder in seinem Tagesablauf in Verbindung bringen lässt. Dies ist meist etwa mit sechs Monaten der Fall, bei wenigen Kindern früher, bei gar nicht so wenigen später. Die zu frühe Einführung der Beikost hat keine Vorteile, aber viele Nachteile. Wenn Du jetzt abstillen möchtest, dann sollte zur Flasche hin abgestillt werden. Die Einführung der Beikost sollte langsam erfolgen. Es ist am günstigsten mit einem Nahrungsmittel zu beginnen, zunächst nur eine geringe Menge anzubieten (jeweils nur mit ein paar Löffeln beginnen) und diese dann langsam zu steigern. Am Anfang sollte nur eine neue Nahrung, ein- oder zweimal am Tag gegeben werden und etwa eine Woche gewartet werden, bevor wieder etwas Neues angeboten wird. (Also nur Karotte, nur Kartoffel, nur Banane, nur geriebener Apfel usw.). Der Sinn dieser Vorgehensweise ist folgender: Falls sich eine allergische Reaktion zeigt, kann man auf diese Art leichter feststellen, was sie verursacht hat. Auch wenn das Risiko einer allergischen Reaktion nach dem ersten halben Jahr nicht mehr so groß ist, besteht die Möglichkeit dass eine Speise eine allergische Reaktion auslöst (Ausschlag, Durchfall, Erbrechen). Wurde immer nur ein neues Nahrungsmittel eingeführt, dann lässt sich leichter feststellen, welches Nahrungsmittel nicht vertragen wurde. Die betreffende Speise sollte dann aus dem Speiseplan gestrichen und erst zu einem späteren Zeitpunkt wieder angeboten werden. Bereits eingeführte Nahrungsmittel, die gut vertragen werden, können miteinander gemischt werden. Die Empfehlung lautet also nicht strikt erst eine komplette Mahlzeit vollständig zu ersetzen, ehe die nächste Mahlzeit ersetzt wird, sondern erst etwa eine Woche abwarten, ehe ein neues Nahrungsmittel eingeführt wird und die Beikost als Ergänzung und nicht als Ersatz für die Muttermilch betrachten. Daher gibt es auch keine festgelegte Zahl für die Stillmahlzeiten, sondern das Kind kann weiterhin nach Bedarf gestillt werden. Ohnehin sollte der Begriff BEI-Kost wörtlich verstanden werden, es ist ergänzende Kost, die die Muttermilch nicht ersetzen, sondern ergänzen soll. Sollte die Muttermilch durch die Beikost ersetzt werden, würde es Anstatt-Kost heißen. Wird in Zusammenhang mit der Beikostmahlzeit gestillt, kann das Kind außerdem einige Nährstoffe aus der Beikost besser aufnehmen und verwerten. Im ersten Lebensjahr braucht ein Baby noch keine reichhaltige Speisekarte mit viel Abwechslung, weniger ist hier mehr, insbesondere, wenn das Kind allergiegefährdet ist. Stillen und arbeiten schließen sich gegenseitig nicht aus. Selbst vollzeitarbeitende Mütter, die außer Haus arbeiten können ihr Baby ausschließlich mit Muttermilch ernähren und stillen, wenn sie mit dem Baby zusammen sind. Hier im Forum gab es lange Zeit eine vollzeitarbeitende Mutter, die ihre Tochter insgesamt 14 Monate gestillt hat (Hallo DorisL, liest Du mit, dann kannst Du Elisabeth sicher ein paar gute Tipps aus deiner Sicht geben). Auch Außentermine und eintägige Dienstreisen lassen sich überbrücken. Wenn Du es also willst, dann kannst Du dein Kind so lange stillen wie ihr beide wollt und es während deiner Abwesenheit entweder mit deiner abgepumpten Milch oder mit künstlicher Säuglingsnahrung füttern lassen. Ob Du eine normale Pre-Nahrung oder eine HA-Nahrung nehmen sollst, wenn Du dich für künstliche Säuglingsnahrung entscheidest, besprichst Du am besten mit deinem Kinderarzt. Am besten besorgst Du dir eine gute Handpumpe oder eine kleine elektrische Pumpe, die Du auch zu Terminen mitnehmen kannst. Lass dir von einer Stillberaterin oder deiner Hebamme erklären, wie Du mit der Pumpe umgehen sollst und lass dir gleich auch noch die richtige Technik zum Handausstreichen zeigen, dann dürfte das Abpumpen oder Ausstreichen von Milch keine Schwierigkeiten bereiten. Wenn Du mir deinen Wohnort mit Postleitzahl angibst, suche ich dir gerne die nächstgelegene LLL-Stillberaterin heraus, die dir da gezielt weiterhelfen kann. Da das Abpumpen ohnehin etwas ist, was gelernt und geübt werden muss, kannst Du jetzt bald schon mit dem Üben anfangen und dir dabei auch gleich einen Vorrat an Muttermilch schaffen. Wenn Du täglich zwei Mal etwa 30 bis 50 ml abpumpst und dann in einer Portionen zu etwa 60 ml einfrierst, hast du innerhalb von zwei Wochen bereits 840 bis 1400 ml beisammen und das reicht, um einen Tag zu überbrücken. Die Milch aus dem Vorrat kann deine Tochter dann von der Tagesmutter entweder aus der Flasche oder aber auch mit einem Becher bekommen. Wenn Du dein Kind der Tagesmutter anvertraust, dann ist sie sicher auch in der Lage es liebevoll zu versorgen und mit ihm zurecht zu kommen. Achte während der Zeit deiner Abwesenheit auf deine Brust. Sobald sie zu spannen beginnt, solltest Du durch Abpumpen oder Ausstreichen zumindest soviel Milch entleeren, dass die Spannung nachlässt und Du dich wieder wohl fühlst. So beugst Du einen Milchstau und weiteren daraus resultierenden Problemen vor. Es ist deshalb sinnvoll, wenn Du dich vorab informieren, wo Du Abpumpen oder Ausstreichen kannst (es ist zwar nicht gerade der schönste Platz zum Abpumpen, aber notfalls geht auch die Damentoilette). Zieh dich so an, dass die Kleidung „pumpgeeignet“ ist. Falls Du spürst, dass die Milch in einem absolut unpassenden Moment zu fließen beginnt, kannst Du versuchen sanft auf die Brustwarze zu drücken. Du kannst die Arme vor der Brust verschränken und deine Handballen gezielt auf die Brustwarze drücken, um den Milchfluss zu stoppen. Oder Du legst deine Hände unter das Kinn und presst die Unterarme gegen die Brust. Einfarbige Kleidung ist unvorteilhafter als etwas mit Muster, das Flecken, beim Auslaufen der Milch kaschiert. (Das ändert zwar nichts an dem Auslaufen, hilft einem aber über die eventuell peinliche Situation mit großen, deutlich sichtbaren Milchflecken auf der Bluse in der Öffentlichkeit stehen zu müssen). Eine Jacke oder ein großes Halstuch können ebenfalls beim Kaschieren helfen. Die Ausgabe 2/2000 (März) des „buLLLetin - die andere Elternzeitschrift für den Still- und Erziehungsalltag“ (die deutschsprachige Zeitschrift der La Leche Liga) beschäftigt sich unter dem Titel „Beruf und Berufung“ mit dem Thema Stillen und Berufstätigkeit. Neben praktischen Tipps (Abpumpen, Aufbewahren von Muttermilch usw.) findest Du in diesem Heft auch Erfahrungsberichte. Vielleicht ist der Inhalt dieses Heftes auch interessant für dich. Das buLLLetin kann sowohl im Abonnement (unter der Adresse Fotorotar, Administration buLLLetin, Gewerbestraße 18, CH8132 Egg (ZH)) als auch als Einzelheft (buLLLetin Versand, Simone Kamer, Neumattstraße 20, CH3053 Münchenbuchsee oder auch beim LLL-online- shop) bezogen werden. Ich hoffe, dir weitergeholfen zu haben, solltest Du noch Fragen haben, bin ich gerne für dich da! LLLiebe Grüße Biggi


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